Frischer Schnee erfüllt Winterträume im nördlichsten Mittelgebirge. Neuschnee, Kälte und Fernsicht - beste Voraussichten von Goslar bis Bad Sachsa

Langlauf flächendeckend ab 600 Metern Höhe möglich: Miriam Kösters ist begeistert, was der Harz schon den zweiten Winter in Folge für Aktive bietet. Die Sprecherin des Harzer Tourismusverbandes zählt Loipe für Loipe auf. Von Benneckenstein ist da die Rede, von Schierke, Buntenbock und Wildemann. "Nur in Hahnenklee mussten wir die gespurte Loipe mal kurz schließen", schränkt Kösters ein, "da hatten wir durch den Regen schweren Schnee, und dann fielen ein paar Bäume um."

Regen wie am vergangenen Wochenende ist jetzt nicht mehr in Sicht, soweit die Vorhersage reicht. Kälte, etwas Neuschnee, stabile Schneehöhen - so zeigt sich der weiße Harz von seiner schönsten Wintersportseite. Anblicke wie aus dem Bildband, und der frische Schnee knirscht unter den Schuhen. Endlich wird die neue Tourismusoffensive Harz 21, die das Mittelgebirge und seine Orte nach "aktiv", "gesund", "Kultur", "Natur" und "Winter" unterteilt, lebendig, was die letzte Kategorie angeht. Braunlage, Goslar-Hahnenklee, St. Andreasberg und Hohegeiß schmücken sich zu Recht mit dem Etikett "Winter-Harz".

Genau dort locken neben den Loipen auch die Pisten. Schließlich liegen zwischen 40 und 90 Zentimeter Schnee - senkrecht gemessen. Die Abfahrten für die Ski-Alpin-Fans in Braunlage, St. Andreasberg, Torfhaus, Bad Sachsa, Hohegeiß und ein kleiner Lift in Hahnenklee sind schon geöffnet. "Einige, wie der in Bad Sachsa am Ravensberg, haben aber nur am Wochenende auf", verdeutlicht Miriam Kösters das Angebot. Die Abfahrten sind unterschiedlich lang, aber für die Fans des schnellen Skis immerhin gute Übungshänge für den großen Urlaub in den Alpen.

Am Brocken, wo im Moment mit 1,10 Meter Höhe Schnee in bester Pulverform liegt, sind allerdings weder Piste noch Loipe zu finden. "Das ist das Revier der Eisenbahnfahrer und Wanderer", sagt eine Sprecherin der Brockenbahn. Von Schierke aus dauert die Reise hinauf zum 1142 Meter hohen Schneegipfel eine halbe Stunde. "Bahnfans können auch in Quedlinburg losfahren", sagt sie lächelnd, "dann sind sie fünf Stunden unterwegs." Durch den Winterwunderwald mit den schneebedeckten Tannen zu zuckeln, ist in der Tat ein Erlebnis. Dann unter weißem Rauch in eisiger Luft langsam an Höhe zu gewinnen, ist mit Blick auf die Schneelandschaft so beliebt, dass täglich vier, manchmal sogar sechs Züge von Schierke bis zum Brocken hinauf fahren - und natürlich wieder zurück.

"Die Sicht ist wieder bestens in diesen Tagen", lobt der Brockenwirt Daniel Steinhoff seine Umgebung. Im angeblich ältesten Fernsehturm der Welt, der als solcher schon lange ausgedient hat, hält er Zimmer zum Übernachten bereit und hat eine solide Gastronomie in der Hexenklause zu bieten. Ringsum liegt einem nicht nur das Mittelgebirge zu Füßen, sondern auch der Nationalpark. Täglich bieten die Ranger Führungen auf der Brockenkuppe an. "Immer um 12 Uhr geht es los", sagt ein Mitarbeiter, "wir starten am Brockenhaus und sind nach einer Stunde zurück."

Auch das Besucherzentrum Torfhaus informiert so hautnah über den Lebensraum von Tieren und Pflanzen, dass die Gäste es meist begeistert wieder verlassen. Die vielen Veranstaltungen wie "Spurensuche im Schnee" oder die Pferdewanderung zum Jahreswechsel mit den gemütlich wirkenden Pferden Lotte und Benno in Drei Annen Hohne sind schnell ausgebucht. "Warum sie aber hier in Torfhaus eine Gaststätte der Kette ,Bavaria-Alm' aufgebaut haben, verstehe ich nicht", klagt ein Einheimischer im Besucherzentrum des Nationalparks nebenan. "Das passt doch gar nicht hierher!", schimpft er. Doch sei das Jodel-Lokal mit dem großen Speisenangebot fast immer voll. Bald sollen noch Viersterne-Chalets mit Brockenblick gebaut werden.

Torfhaus ist ein beliebter Ausgangspunkt für den Winterfreund. Da läuft der Rodellift "Brockenblick". Es beginnt ein viel versprechendes Loipennetz mit einer Verleihstation. Der Bus vom Bahnhof Bad Harzburg hält vor der Tür. Abfahrtski-Fahrer können immerhin ein paar Hundert Meter beschleunigen. Aktuelle Schneehöhe: 85 Zentimeter. Die Internet-Kamera liefert jede Stunde ein neues Bild, lässt schon von zu Hause die Sichtweite prüfen.

Doch die Harzer Schneewelt auf Brettern ist nicht alles. Viele leben den Wintergenuss auch beim Wandern aus. Alle Harzorte bieten geräumte Wege an. Erst in diesem Jahr eröffnet wurde der Baudensteig im Südharz. Er verläuft auf etwa 100 Kilometern in sechs Etappen von Bad Grund bis zum Kloster Walkenried bei Bad Sachsa. "Es gibt auch sechs Rundwege, die jeder bequem wandern kann", betont Monika Wendt, zuständig für den Tourismus in Osterode. Sie sind alle ausgeschildert. Und die Bauden, das sind bewirtschaftete Hütten, sind auch im Winter geöffnet. So freut sich der Wirt der Waldgaststätte Bismarckturm hoch über Bad Lauterberg täglich von 9 bis 20 Uhr auf Gäste. "Viele wollen einfach nur unsere Waschbären streicheln", erzählt Heiner Scharfe, der mit seiner Frau Anne hier lebt und das Lokal betreibt. Man blickt vom Bismarckturm bis zum Oderstausee, zum Brocken und hinab nach Bad Lauterberg.

Was es sonst noch an Tipps gibt, verrät Miriam Kösters: das Natureisstadion in Schierke sowie das Hinabrutschen in dicken Lastwagenreifen, auch "snow tubing" genannt, in St. Andreasberg. "Wer Kinder und einen Schlitten mitbringt", fügt sie hinzu, "der kann auch mit der Rodelschlange in Schierke Spaß haben." Hier zieht ein Pferd die vielen Schlitten durch den Schnee.

An der Rabenklippe am Fluss Ecker südöstlich von Bad Harzburg werden mittwochs und sonnabends um 14.30 Uhr Luchse gefüttert. Die schnellen Katzen mit den Pinselohren faszinieren Jung und Alt. Seit zehn Jahren werden sie hier gehalten und zum Teil ausgewildert. Ein Mitarbeiter des Nationalparks erzählt, dass sich die 1818 ausgerotteten Großkatzen heute hier wieder wohlfühlen. Auf Spurensuche im Schnee kann man Tatzenabdrücke in freier Wildbahn finden. "Mehr auch nicht, sie sind sehr scheu", bestätigt der Tierpfleger.