Um ein gutes Wohlfühlangebot zu finden, sollten Urlauber genau hinschauen - manchmal hapert es auch an der Qualifikation des Personals.

Wellnesssocken? Ja, die gibt es, seufzt Lutz Hertel. Früher hat er es noch genau verfolgt, welche kuriose Neuheit mit "Wellness" im Namen gerade auf den Markt kam. Inzwischen hat er es aufgegeben - es sind einfach zu viele geworden. "Wellness ist ein Werbebegriff geworden - einfach alles, was man kaufen kann, wird damit vermarktet", sagt der Vorsitzende vom Deutschen Wellness Verband (DWV). Das gilt auch in der Reisebranche. Für Urlauber ist das Problem an der Sache: Längst nicht überall, wo Wellness draufsteht, ist auch Wellness drin. Sie müssen daher genau hinschauen, um ein Wohlfühlangebot zu finden, das hält, was es verspricht.

Dass so viele Anbieter auf der Wellnesswelle mitschwimmen wollen, ist kein Wunder: Wellness boomt. Das Entspannen muss dabei aber oft schnell gehen. "Der Trend geht zu Tagesfluchten, wo sich der Manager oder die gestresste Hausfrau eine kurze Auszeit gönnt", erklärt Michael Altewischer vom Verband Wellnesshotels Deutschland. Der Verband hat jüngst eine Studie zum Thema vorgestellt. Demnach sind im vergangenen Jahr 6,7 Prozent mehr Wellnessreisen als im Vorjahr gebucht worden. Gerade Alleinreisende entdecken die Wellnesshotels zunehmend für sich: Ihre Zahl ist 2011 um 27,1 Prozent gestiegen. Damit ist inzwischen jeder zehnte Wellnessurlauber allein unterwegs. Doch auch Familiengäste sind stärker als früher vertreten: Von ihnen kamen 18,8 Prozent mehr. "Die me-time wird zur we-time. Es geht also mehr um ein gemeinsames Wohlfühlerlebnis", erklärt Roland Fricke vom Spezialveranstalter Beauty24 diesen Trend.

Das Angebot ist riesig: "Allein in Deutschland gibt es 1200 selbst ernannte Wellnesshotels", sagt Altewischer. Aber nur 300 davon verdienten diesen Namen wirklich. "Der Begriff Wellness ist nicht geschützt", erklärt Hertel. "Die letzte Bude mit einem Heimtrainer im Keller kann sich Wellnesshotel nennen." Zwar gibt es Siegel, aber kein einheitliches - eines vergibt zum Beispiel Altewischers Verband mit dem TÜV, der DWV hat wiederum ein eigenes. Für Urlauber ist es oft nicht leicht erkennbar, was sie sich einhandeln: Geht es nur um ein Wohlfühlwochenende? Oder darum, etwas für die Gesundheit zu tun? Auch die Begriffsvielfalt verwirrt: Was ist etwa der Unterschied zwischen Wellness und Medical Wellness? "Medical Wellness steht eindeutig für ärztlich begleitete, medizinische Anwendungen", erklärt Lutz Lungwitz vom Deutschen Medical Wellness Verband.

Aber auch wer nur auf der Massagebank entspannen will, sollte sich nach der Ausbildung des Personals erkundigen, bevor er sich durchkneten lässt - sonst kann das eventuell schmerzhaft enden, warnt Hertel. Denn an der nötigen Qualifikation hapere es mitunter, hat er beobachtet. "Einige haben bloß eine zweiwöchige Fortbildung gemacht." Kunden sollten daher verlangen, dass sie von einem staatlich geprüften Masseur behandelt werden. Entspannung ist das Hauptmotiv derjenigen, die sich für Wellnessreisen interessieren: 84,6 Prozent wollen sich vom stressigen Alltag erholen. Etwa drei Viertel wollen etwas für ihre Gesundheit tun. Aber auch die Angst vor einem Burn-out treibt manche auf die Massagebank oder in die Sauna: Mehr als jeder Zweite will einem Erschöpfungssyndrom vorbeugen.

Wenn Kunden wirklich etwas für ihre Gesundheit tun wollen, sollten sie außerdem darauf achten, dass das Programm nachhaltig ist. "99 Prozent der Angebote sind das nicht", kritisiert Hertel. Dadurch verpuffe der Effekt oft schnell. "Wenn Sie verspannt sind, gehen Sie zur Massage. Dann massiert der das weg, und das war's. Anstatt Ihnen zu sagen: Was können Sie im Alltag dagegen tun?" Wichtig sei es daher, dass Kunden schriftliche Unterlagen bekommen - etwa wenn sie ihre Ernährung ändern wollen. "Wenn ich im Hotel Wellness-Vital-Essen bekomme, dann will ich doch die Rezepte haben und zu Hause nachkochen." Auch bei einem Tai-Chi-Kurs benötigten Urlauber Übungen für zu Hause, um hinterher weitermachen zu können.

Kunden sollten sich klarmachen, was sie eigentlich wollen. Einfach nur abschalten? Das möchten die meisten, die sich für Wellness interessieren, wie die GfK ermittelt hat. Es gibt aber auch andere Beweggründe für ein Wellnesswochenende: entspannte Stunden mit dem Partner verbringen, Schönheitspflege oder etwas für die Fitness tun.

Früher war Wellness eher Frauensache, sagt Altewischer. Heute spreche es zunehmend auch Männer an - sie wollen aber ein aktiveres Wellnessprogramm. Darauf haben einige Häuser aus seinem Verband reagiert: Sie bieten neuerdings zum Beispiel Laufcamps an. Moment mal, heißt das, Joggen ist jetzt auch Wellness? Und ob - am besten gleich in Wellnesssocken.