Bald lassen sich wieder B-Promis von RTL im australischen Urwald einsperren. Die Attraktionen und Abenteuer liegen auf dem Weg dorthin.

"Die Prominenten leben im realen und echten australischen Dschungel - und dieser ist der gefährlichste der Welt." Sagt RTL. Und weil der Sender das im Januar wieder täglich bis zu acht Millionen Zuschauern vorführt, hat er sicher nichts dagegen, wenn man mal im Camp vorbeischaut bei "Ich bin ein Star - holt mich hier raus". Etwa, um wichtige Fragen zu klären: Warum hat der Camp-Tümpel "im realen und echten australischen Dschungel" eine Teichfolie? Oder: Wieso stehen die Moderatoren Sonja Zietlow und Dirk Bach im strömenden Regen, während die Promis wenige Meter weiter knochentrocken am Lagerfeuer lungern? Vor allem aber: Welche Tiere und Pflanzen machen den australischen Dschungel eigentlich so gefährlich?

Um den realen und echten Dschungelfaktor des 90 Autominuten südlich von Brisbane gelegenen Camps beurteilen zu können, sind eigene Dschungel-Erfahrungen bestimmt gut. Andy Ruddock hilft gern dabei, 1900 Kilometer nördlich vom Camp im subtropischen Regenwald. Andy sieht aus wie der Bruder von Gunter Gabriel und schippert seine Gäste im Motorboot über den Daintree River - das Revier von "Scarface" und "Fat Albert". Zwei Krokodil-Machos, die den Fluss beherrschen - mit Prügeleien, oft von Touristen gefilmt. Beide Krokodile sind inzwischen Medienstars bei Youtube, in Zeitungen und TV, auch weil "Fat Albert" im November 2009 an einem Ausflugsboot hochstieg und neben den verschreckten Touristen in die Reling biss, wie Andy vergnügt erzählt.

+++Ab ins Dschungelcamp!+++

+++"Kugelblitz" Ailton soll ins Dschungelcamp ziehen+++

Seine Gäste rücken enger zusammen. Ob Krokodile immer so aggressiv seien, fragt einer. "Nun ja", sagt Andy, Jeremy, ein fünfjähriger Junge sei im Februar 2009 von einem Croc gefressen worden, ein paar Flussbiegungen weiter. Aber aggressiv seien die bis zu fünf Meter langen Echsen eigentlich nur während der Brutzeit. Ebenso wie die grüne Baumschlange, die sich - "guckt mal da" - gerade über den Köpfen auf einem Ast entlangschiebt. Tierische Begegnungen, spannender als jede Kakerlaken-Dusche im Dschungelcamp.

Weiter geht es dorthin mit Zwischenstopp im Ort Mossman zur Nachhilfe in einheimischer Pflanzenkunde bei Roy Gibson. Der 64-jährige Aborigine ist ein Dschungelkind. "Garrnar - kleiner Dingo" war sein Spitzname, weil er als Junge stets mit den Stammesältesten in den Regenwald stromerte. Heute führt er Touristen und warnt sie vor unscheinbaren Bäumen mit grünen Blättern. Wer den "Black Tar" anfasst, wird Sekunden später von höllischem Jucken und Schwitzen gepeinigt. Der Stinger-Tree daneben löst brennenden Schmerz aus, allein zu lindern mit Urin, sagt Roy und warnt: Bloß kein Wasser drauf, das macht alles nur noch schlimmer.

Bei Roys Ausflügen kann man lernen, wie die Ureinwohner Hütten aus Baumrinde bauen und dem sogenannten "Wait-a-while"-Strauch wieder entkommen. Der heißt so, weil man - einmal in den Tentakeln verheddert - schon eine Weile warten muss, bis eine kräftige Heckenschere die Befreiung bringt.

Gut, dass es auch ein paar Deutsche im australischen Dschungel gibt, die sich hier auskennen. Wie zum Beispiel Peter Mayer auf Fraser Island, der größten Sandinsel der Welt, gut 400 Kilometer vom Dschungelcamp entfernt. "Darf ich vorstellen, unser Serienkiller!" Kaum hat Peter das gesagt, blickt er in ängstliche Augen seiner Tourgruppe: Eine hochgiftige Tunnelnetz-Spinne? Oder Ratten, wie in so mancher Ekel-Prüfung? "Nix da", sagt Meyer und fasst an einen Baum: "der hat schon drei Morde auf dem Gewissen!" Dann erzählt der Ranger, wie diese Würgefeige ihre Opfer meuchelt: "Sie nistet sich als kleiner Busch in der Krone eines großen, kräftigen Baumes ein, treibt dann unzählige Luftwurzeln aus, die sich in den Waldboden graben. Dort saugen sie ihrem Wirtsbaum das Wasser weg, während sie ihn oberirdisch strangulieren, bis er morsch in sich zusammenfällt." Der 40-jährige Mayer mit Vorfahren aus Essen kennt jeden Quadratmeter auf Fraser Island, auch das Versteck der Flughunde-Kolonie, die kopfüber in den Bäumen baumelt. Mit ohrenbetäubendem Geschrei flattern die gut 200 XXL-Fledermäuse aufgeregt über den Köpfen der Eindringlinge. Die fragen sich: Ist dies das Paradies oder doch Jurassic Park?

Noch etwa 80 Kilometer Luftlinie bis zum Dschungelcamp - O'Reillys Guesthouse, rustikale Ferienanlage, 1000 Meter hoch gelegen, fast auf dem Dach des Regenwaldes. Wilde Papageien beobachten, seltsame Tiere wie den tapsigen Tüpfelbeutelmarder erleben oder auf schwankenden Hängebrücken zehn Meter über dem Boden durch Waldwipfel pirschen - dafür fahren viele die enge Serpentinenstraße hoch.

Und einige Gäste wollen erfahren, was es bedeutet, zehn Tage im Dschungel zu campen - gezwungenermaßen. "Stinson Walk" heißt der anstrengende 35-Kilometer-Tagesmarsch zur Absturzstelle eines Stinson-Propellerflugzeugs. 1937 krachte es infolge eines Wirbelsturms in den Regenwald. Von sieben Menschen an Bord krochen nur drei lebend aus dem Wrack. Rettungsdienste suchten tagelang in falschen Regionen und gaben schließlich auf.

Da machte Bernard O'Reilly, damaliger Chef des Gästehauses, sich auf, schlug sich mit einer Machete durch den Dschungel zu der von ihm vermuteten Absturzstelle. Und tatsächlich: Nach einem Tag fand er zwei Schwerverletzte, abgemagert und völlig erschöpft. Tim O'Reilly, Großneffe des Retters Bernard, führt heute Gäste über verwilderte Pfade und durch schlammige Täler zum Gedenkstein an der Absturzstelle - nur 30 Kilometer vom Dschungelcamp-Drehort entfernt. Und erzählt die Geschichte der in ganz Australien berühmten Helden-Saga. Dabei erzählt Tim die Geschichte dieser in ganz Australien bekannten Helden-Saga. Möchtegern-Dschungelcamper lernen hier, dass es für die Verunglückten zwar eklig, aber überlebenswichtig war, sich von Maden bekrabbeln zu lassen, denn sie fraßen den gefährlichen Wundbrand weg.

Ankunft in Murwillumbah - 8000 Einwohner, Durchgangsstraße. Zum Dschungel-Camp? Die Antwort kennt jeder, Hotels und Geschäfte leben sehr gut vom TV-Spektakel: "Die Dungay Creek Road hoch." Die schmale Straße schlängelt sich keineswegs durch Dschungel, sondern durch hügeliges Heidi-Land mit Kühen, Laubwald und Lichtungen, vorbei an Einzelgehöften.

Plötzlich eine Schranke, daneben eine grüne Holzbude. Heraus springt ein Türsteher in Tarnuniform mit Funkgerät und Schlagstock, notiert das Auto-Kennzeichen und bellt: "Whaduyuwant?" "Das Camp besichtigen ..." Er faucht grimmig "No!", befiehlt sofortiges Umdrehen! Deutschlands Pfadfinderlager der Schaben-Freude - so verschlossen wie eine Sträflingskolonie. Um so offener die Erzählungen von ehemaligen Camp-Mitarbeitern in Murwillumbah: Eine alte Bananenfarm sei das Camp, umgebaut zum Schummel-Dschungel, mit Nebelmaschinen, künstlichen Teichen, einer Plastikplane gegen Regen und garantiert ungefährlichen Tieren, von RTL-Mitarbeitern ausgesetzt.