Durch die Pleite eines Vermittlers verloren Urlauber Zeit und Geld. Experten raten: keine Vorkasse!
Palma de Mallorca. Ein Albtraum für Urlauber, die an ihrem Ferienort auf einen Mietwagen angewiesen sind: Das gebuchte Auto ist nicht da. Die Firma ist pleite. Das bereits gezahlte Geld ist weg. Nicht wenige Touristen erlebten am Flughafen in Palma de Mallorca diese böse Überraschung.
Die Hamburgerin Elisabeth Jessen traf es völlig unvorbereitet: "Wir hatten im Internet einen günstigen Leihwagen für unseren Sommerurlaub auf Mallorca gesucht. Das Online-Vergleichsportal www.recardrive.com bot uns gegen Vorkasse ein Auto für 300 Euro für drei Wochen an." Jessen bezahlte per Kreditkarte und erhielt die Bestätigung der Buchung. Am 26. Juli wollte sie den Wagen am Schalter der Mietwagenfirma Aurigacrown Carhire abholen.
Dann der Schock. "Die Dame hinterm Tresen zuckte bedauernd die Schultern: Recar Drive sei insolvent. Wir bekamen kein Auto, auch kein Geld zurück, und verfügbare Wagen hatte sie auch nicht mehr." Der Hamburgerin wurde empfohlen, auf dem riesigen Flughafen nach einem Spanier namens Pepe Ausschau zu halten. Er habe günstige Autos. Der Mann sei leicht zu erkennen, er habe wenige Haare und sei beleibt.
"Wenn man morgens um vier aufgestanden ist, um den Flug um sechs Uhr zu kriegen und dann mit zwei Kindern und vier Koffern am Airport auf Mallorca steht, fällt es einem schwer, die Fassung zu bewahren", schildert Elisabeth Jessen ihre Situation. Natürlich fand sie Pepe nicht. Sie versuchte, ein Fahrzeug bei anderen Autovermietern zu bekommen. Ohne Reservierung in der Hochsaison auf Mallorca fast unmöglich. Oder nur zu Höchstpreisen.
Der Verleiher Goldcar verlangte satte 1340 Euro für einen Kleinwagen. Der Mitarbeiter von Sixt - ein sympathischer Bayer - bot einen Wagen für 1230 Euro. Europcar wollte 900 Euro haben. Erneute Verhandlungen mit Sixt führten für Jessen dann zum Erfolg: Sie bekam dank ihrer Kundenkarte einen Opel Corsa für 598 Euro inklusive Vollkasko mit 150 Euro Selbstbeteiligung.
Die Hamburgerin war beileibe nicht die Einzige, die dem Mietwagen-Broker aufgesessen war. Die "Mallorca Zeitung" berichtete von einem Ehepaar, das ebenfalls einen Leihwagen übers Internet für 180 Euro gebucht und vorab bezahlt hatte, aber bei der Ankunft kein Auto bekam. Frank Feldmeier, Reporter der Zeitung, ermittelte den Firmensitz in Palma. Er stellte fest, dass von dem Unternehmen nur noch ein übervoller Briefkasten existierte. "Ich habe die Guardia Civil auf das Pleite-Unternehmen aufmerksam gemacht und über den Betrug an den Urlaubern informiert, aber nie wieder etwas davon gehört", berichtet er. Doch wie können sich Mietwagen-Kunden schützen? Welche Chance haben sie, den bezahlten Preis wiederzubekommen?
"Ich empfehle, nur bei seriösen Firmen frühzeitig einen Mietwagen zu buchen und sich eine schriftliche Bestätigung geben zu lassen", sagt Estanislao de Mata, Spanien-Chef des deutschen Autovermieters Sixt und Vorsitzender des Verbandes der großen Autovermieter auf den Balearen. "Bei den großen Mietwagenunternehmen am Flughafen hat man die Garantie, den Wagen wirklich zu bekommen." Die Situation auf dem Mietwagen-Markt sei in diesem Jahr extrem angespannt", sagt de Mata. Es gibt nur 35 000 Leihwagen, 25 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Grund: die Finanzkrise. Viele Firmen bekommen von den Banken keine Kredite und mussten ihren Wagenpark reduzieren. Die Folge: weniger Autos und hohe Preise. Mit günstigen Konditionen werben sogenannte Broker im Internet. Sie arbeiten wie Makler und vermitteln Leihwagen anderer Mietwagen-Unternehmen, meistens gegen Vorkasse. Auf diese Weise hatte auch Elisabeth Jessen gebucht. Deutschlands größten Internet-Preisvergleich bei Leihwagen bietet www.billiger-mietwagen. de an. Das Unternehmen präsentiert die Angebote von acht Brokern und einem Direktanbieter. "Alle arbeiten mit Vorkasse", bestätigt Firmensprecher Frieder Bechtel und versichert: "Große, internationale Broker sind die Garantie dafür, dass das gemietete Auto wirklich am Urlaubsort bereitsteht." Sein Tipp bei einer Insolvenz: "Sofort das Kreditkarten-Unternehmen informieren. Die können den gezahlten Betrag meistens zurückbuchen. Und so erhält der Kunde sein Geld zurück."
Der ADAC dagegen empfiehlt, direkt bei namhaften Mietwagen-Firmen zu buchen. "Wir haben nichts gegen seriöse Broker", sagt Sprecherin Katrin Müllenbach. "Aber wenn jemand Vorkasse verlangt, dann raten wir: Hände weg von diesem Anbieter." Die Chance, das verloren gegangene Geld auf juristischem Wege wiederzubekommen, sei sehr gering. "Man braucht einen guten Anwalt und einen langen Atem. Zudem kann das Ganze teuer werden."