Südstaaten-Flair mit einem Hauch von Hollywood: In Savanna trifft Scarlett O'Hara auf Forrest Gump in einer Kulisse wie aus “Vom Winde verweht“.

Traumziel für Nostalgiker: Wer das Flair des Alten Südens erleben möchte, der ist in Savannah genau richtig. Berühmt für ihre Parks und prächtigen Säulen-Villen, gehört die Stadt im Bundesstaat Georgia zu den schönsten der USA.

"Yes, Ma'm", spricht Savannah Dan, "the Good Lord sent me the idea for this business." Was nichts anderes heißt als: "Der Herr hat mir die Idee für diesen Job gegeben." Er lächelt dabei in einer Weise, die man nicht anders als glückselig bezeichnen kann. Kein Zweifel: Dieser Mensch ist rundum zufrieden.

Der Zwei-Meter-Mann, der im Stil des typischen Südstaaten-Gentleman auftritt, heißt im wirklichen Leben Daniel G. Leger. Geschätzte Mitte 30, ist er tatsächlich zehn Jahre älter und blättert auf einer schattigen Bank in einem der rund zwei Dutzend Parks und parkähnlichen Plätze von Savannah freimütig sein bewegtes Leben vor mir auf. In der Army war er und bei der Militärpolizei, Sheriff und verdeckter Ermittler bei der Drogenfahndung. Dann hat er Handschellen und Revolver abgegeben und war als Promi-Fotograf und Moderator einer Morning Show im Radio erfolgreich.

Bis schließlich - wie gesagt - offenbar himmlische Mächte im Verein mit einer guten Portion Selbststilisierung ihn in Savannah Dan verwandelten. Als der ist er heute in der gleichnamigen Stadt im Bundesstaat Georgia tief im Süden der USA so bekannt wie - na ja: nicht ganz so wie - Paula Deen.

+++Auf der Sonnenseite des Lebens+++

Auch sie ist hier daheim. Paula Deen ist die berühmteste TV-Köchin der USA, omnipräsent im Fernsehen und als Buchautorin, Restaurantinhaberin, Ratgeberin, Star zahlreicher Filme und Namensgeberin für Kochutensilien, die in jedem Supermarkt zwischen New York und San Francisco verkauft werden. Eine Art weiblicher Johann Lafer der Neuen Welt in XXL. Selbst die Fast-Food-Junkies quer über den Kontinent lauschen andächtig ihren Rezepttipps. Die Super-Queen der Kochlöffelschwenker stammt aus der Südstaatenmetropole - ebenso wie eine ganze Reihe anderer Promis, darunter Hollywood-Legende James Coburn.

Weltweit zur Legende wurde auch jene Bank, auf der Tom Hanks als Forrest Gump im gleichnamigen Oscar-gekrönten Streifen jene Sätze sprach, die Filmgeschichte schrieben: "Mama sagt immer: Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man kriegt." Was absolut nicht zutrifft auf die Hunderttausenden Besucher, die pro Jahr nach Savannah kommen. Sie wissen, dass sie eine der schönsten Städte auf dem amerikanischen Kontinent erleben werden. Die Urlauber bilden mittlerweile neben dem Hafen den wichtigsten Wirtschaftsfaktor der Southern Belle, der Südstaatenschönheit am Savannah River.

Klar, dass der umtriebige Dan seine Stadt kennt wie kaum ein anderer und Gästen gern zeigt, was sie so unvergleichlich macht. Nur zweimal täglich außer sonntags, um 10 und um 14 Uhr, macht er für jeweils zwei Stunden seinen Job als der mittlerweile bekannteste Fremdenführer der Stadt. Immer in hellem Seersucker-Anzug ("Davon habe ich 16, weil die so praktisch zu waschen sind"), weißem Hemd, Fliege und cremefarbenem Panamahut. Im eleganten weißen Landauer mit zwei Pferden, aber meist zu Fuß, zeigt er den Gästen die schönsten und interessantesten Stellen der Stadt, Geheimtipps inbegriffen.

Als eine der wenigen Metropolen in den Staaten ist Savannah mühelos auch ohne Auto zu erobern. Im Gegenteil: Wer sich hier nicht einfach ein paar Stunden lässigen Schlenderns im Historic District, dem geschichtsträchtigen Herzen der rund 136 000 Einwohner zählenden Stadt, gönnt, der kann ihn nicht erfahren, den besonderen Zauber dieser romantischen Metropole.

Palmen wechseln sich ab mit riesigen Magnolienbäumen, die im Herbst dicke, Fruchtstände voller roter Samenkapseln tragen. Vor allem aber prägen uralte Eichen das Bild, umweht von Schleiern aus Spanischem Moos, das im Deutschen auch Hexenhaar genannt wird. Eine mysteriöse wurzellose Pflanze, die allein von Luft und Wasser lebt. Dan zeigt, wie die geheimnisvollen grauen Fäden in ein wenig Pfützennässe wie von Zauberhand grün werden.

Er hat uns auf einer der schattigen Bänke im Park am Johnson Square erwartet. Der existiert seit 1737, wie Dan sagt. Somit darf die lauschige grüne Oase überhaupt als einer der ältesten Treffpunkte der Stadt gelten. Die wurde vom britischen General James Oglethorpe im Jahr 1733 als erste europäische Siedlung in Georgia gegründet. Ganz planmäßig wie ein Schachbrett legte er breite Straßen und Platz für viele Bäume fest. Seine Kolonisten und ihre durch Baumwolle reich gewordenen Nachfahren bauten sich dann die prächtigen Villen mit den weitläufigen Veranden, zierlichen Balkongittern und schlanken Portalsäulen. Ein Spaziergang wie durch eine "Vom Winde verweht"-Kulisse.

+++Zwischen Tod und Teufel bei 45 Grad+++

Dan erinnert an die Schattenseiten der Pracht: In den dunklen feuchten Souterrains der Herrenhäuser hausten einst die Sklaven, dem Gestank der Straßen ohne Kanalisation, den Moskitos und Ratten ausgesetzt. Heute allerdings seien das hoch begehrte und teure Apartments, so wie die Villen oft zu "B&Bs" wurden, zu "Bed & Breakfast"-Häusern, in denen man als Gast sozusagen privat die berühmte "Southern Hospitality", die Gastfreundschaft des Südens, in stilvoller Umgebung genießen kann.

Als eines der Schönsten gilt das Azalea Inn and Gardens. Eine viktorianische Säulenvilla, in der Hausherrin Theresa zum Frühstück Shrimps and Grits serviert. Krabben und Griesbrei? Hört sich gewöhnungsbedürftig an, ist aber eine bevorzugte Südstaatenspezialität und - es schmeckt!

Nur ein paar Schritte vom Azalea sind es bis zum Forsyth Park. Dort sprudelt die große Fontäne, die dem berühmten Springbrunnen an der Place de la Concorde in Paris nachgebildet wurde. Ein Wahrzeichen von Savannah und eine der meistbesuchten Attraktionen. Nicht minder ist der Chippewa Square zum Ort geworden, den alle sehen wollen. Denn genau dort am Rande des Parks stand sie, die Bank, auf der Tom Hanks als Forrest Gump seine Pralinen-Philosophie zum Besten gab. Bloß: Es gab sie vor dem Film nicht, und jetzt ist sie auch nicht mehr da. Das legendäre Filmobjekt kann man heute im Savannah History Museum bewundern. Beim Dreh war sie hart an den Straßenrand gestellt worden, um auch ja genau das Bushaltestellenschild ins Bild zu kriegen, das bis heute noch steht. Auch die Feder, der Forrest so träumerisch hinterherschaut, sei natürlich nur eine von Computern erstellte Fiktion gewesen, verrät Dan und schwenkt zum Abschied noch einmal seinen Panamahut. Verlorene Illusionen à la Hollywood? Ach was! Die blühende Südstaaten-Schöne Savannah bietet auch ohne Drehbuch Zauber genug.