Schwimmen im Pool und anschließende Massage - da denkt man an Aktivitäten für Menschen. Im Hundehotel “Wuffvital“ ist dies aber Hundealltag.

Jarplund. Im Kindergarten ist Rambazamba. Linus wird laut, dreht sich aufgeregt im Kreis. Ayla kommt ohnehin nur zum Toben. „Linus macht jeden Tag Action, von morgens bis abends“, grinst Kindergärtnerin Joanna Lata. Jetzt liegt Linus müde unter dem Tisch. Linus ist ein Labrador, und Joanna Lata ist keine Kindergärtnerin für Kinder. Der „Kindergarten“ richtet sich an Hunde jeden Alters und gehört zum Hundehotel „Wuffvital“, das Lata gemeinsam mit ihrer Schwester Malgorzata Szymanska seit einigen Wochen führt.

In Jarplund bei Flensburg bieten sie neben dem „Kindergarten“ auch Übernachtungen an. Einsam sind die Tiere nicht: Lata übernachtet mit ihnen. Vom drei Monate alten Junghund bis zum 15 Jahre alten Best Ager ist alles vertreten im „Wuffvital“, von Chihuahua bis Berner Sennhund. Die Schwestern hatten schon immer Hunde. „Wir haben unser Hobby zum Beruf gemacht“, sagt Lata. „Wir dachten selber immer: Wo können wir ruhigen Gewissens unseren Hund abgeben?“

+++Sommerurlaub: Hunde müssen nicht ins Heim+++

+++Therapie mit Hund: Mit vier Pfoten gegen die Demenz+++

Wer Urlaub macht oder zur Kur muss oder lange arbeitet, findet für seinen vierbeinigen Freund bei den Schwestern Aufnahme. Auch die sozialen Kontakte seien wichtig, meint Lata. Hier lernen sich Hunde aller Rassen kennen. Aber das „Wuffvital“ bietet auch ein echtes Gemeinschaftserlebnis für Hund und Herrchen: Beim „Bellossimotag“ ist eine Massage für Zwei- und Vierbeiner dabei, synchron sozusagen.

„Solche Angebote sind wohl mehr ausgerichtet für Menschen“, glaubt Susanne Tolkmitt, stellvertretende Landesvorsitzende des Deutschen Tierschutzbundes. „Der Hund würde sich wahrscheinlich lieber den Drecktümpel aussuchen. Aber schädlich ist es nicht.“ Wichtig sei, dass die Betreuung kompetent ist. Und eine gemeinsame Massage – zu vermenschlichend? „Warum nicht“, findet Tolkmitt. Diese Frage würde sich vielleicht dann stellen, wenn es darum geht, ob das Tier Veilchen- oder Rosenduft bei der Massage bekommen soll.

Kerstin Witte hat den Wellnesstag für sich und ihren Sibirischen Schlittenhund Qaniit gebucht. Qaniit heißt mit vollem Namen Qaniit of Falling Snow Star, und genauso sieht er aus: weiß wie eine Schneeflocke. Qaniit geht auch in den Kindergarten, „zum Sozialisieren“, wie Witte sagt, und zum Waschen. „In der Wohnung ist das Waschen echt schwierig, und hier kriegen wir ihn 1A sauber zurück.“ Heute ist Massage für Witte und Qaniit angesagt, damit das Tier mal „runterfährt“.

Vorher darf der Hund im Pool schwimmen, mit Rettungsweste, denn er kennt nur das Schwimmen in der Ostsee. Qaniit scheint schon das Umschnallen der knallorangenen Weste nicht geheuer zu sein, und ins Wasser muss er auch von Malgorzata Szymanska getragen werden, trotz der Bestechung mit Lachsnuggets. Im Neoprenanzug steigt die junge Frau mit in den Pool. „Ja, Digger“, ruft Witte aufmunternd.

Zuerst noch etwas verwirrt, scheint Qanit mit der Zeit Gefallen am Planschen zu finden, besondern am Bespritzen der Zuschauer einschließlich von Frauchen. „Bist schön k.o. nachher“, freut die sich. Durch das Schwimmen bekommen die Hunde eine bessere Kondition, erklärt Joanna Lata. Wichtig sei, dass sie zur Ruhe kommen und nicht strampeln. Gerade für ältere Hunde ist der warme und bakterienfreie Pool angenehm. „Es ist ihm im Moment noch etwas unheimlich, aber er hat sich entspannt“, sagt Latas Schwester über ihren Schwimmschüler. „Es ist ungewohnt mit der Weste, aber es wird ihm guttun.“ Frauchen hat es vorher schon gesagt: Ihr Qaniit ist kein Draufgänger.

Inzwischen hat er sich an das Nass gewöhnt, aber mehr als eine halbe Stunde ist nicht drin. „Auch mit Päuschen zwischendurch ist das sehr anstrengend für die Muskulatur“, sagt Szymanska. Deshalb ist jetzt Entspannung angesagt – für Hund und Frauchen. Neben dem Poolraum mit seinen tropischen Temperaturen ist der Massageraum.

Hier lassen sich Kerstin Witte und Qaniit of Falling Snow Star nieder, das Tier auf der vorderen Liege, Witte auf der hinteren. Szymanska greift routiniert in das weiße Fell des Hundes. „Nach dem Schwimmen ist das eine tolle Entspannung für die Muskulatur“, erzählt Szymanska. Witte vertraut sich den Händen von Szymanskas Mutter Halina Golka an. „Das magst du mit den Schröpfköpfen?“, fragt Golka.

Mit Tier-Physiotherapeuten arbeite sie auch zusammen, berichtet Szymanska, bei den Tieren, die Probleme etwa mit den Gelenken haben. Kerstin Witte mischt sich ein: „Er ist fit!“ „Aber du nicht!“ stellt Masseuse Golka fest. Wie es aussieht, sollte Qaniit sich wohl bald wieder von seinem Frauchen zur Massage begleiten lassen.