Fischbek. Das marode Schulgebäude am Falkenberg soll abgerissen werden. Schüler müssen mit Provisorien zurecht kommen.

In der Schullandschaft in der Region Süderelbe ist einiges in Bewegung. Nicht nur, dass, wie überall in Hamburg, mehr Kinder in die Schulen drängen und sowohl die bestehenden Schulen deshalb wachsen müssen, als auch neue gebaut werden: Im Westen der Region kommen durch drei Neubaugebiete in den nächsten Jahren auch noch Hunderte weitere Schüler hinzu.

Mit Argwohn hatten Eltern und Regionalpolitiker deshalb auf den aktuellen Schulentwicklungsplan (SEPL)der Freien und Hansestadt Hamburg gewartet, und im Referentenentwurf auch gleich Kritikpunkte gefunden: So war zwar eine neue weiterführende Schule geplant, aber weit entfernt von den Neubaugebieten. Deren junge Bewohner hätten dann Schulwege von mehr als einer halben Stunde gehabt, würden sie vorbildlich auf das Elterntaxi verzichten und öffentliche Verkehrsmittel nutzen.

Das ursprüngliche Grundschulgebäude stammt aus den 1950er-Jahren

Dieser Plan ist in der Endfassung vom Tisch. Eine neue Stadtteilschule soll im Westen Neugraben-Fischbeks entstehen. Aber auch bei den Grundschulen gibt es Konfliktpotenzial: Alle sollen wachsen, aber das bedeutet Bau- und Übergangsphasen, die manchmal mit Unannehmlichkeiten verbunden sind. Wie jetzt das Beispiel der Grundschule in der Stadtteilschule Fischbek-Falkenberg zeigt.

Das ursprüngliche Grundschulgebäude stammt noch aus den 1950er-Jahren und ist in keinem guten Zustand mehr. Es soll abgerissen und neu gebaut werden. Eine vierte Parallelklasse pro Jahrgang von Vorschule bis vierte Klasse, wie im SEPL vorgesehen, würde hier auch gar keinen Platz mehr finden. Überhaupt wirkt der Altbau zwischen vielen neueren oder sanierten Gebäuden langsam wie ein Relikt. Der Neubau ist bis 2022 geplant.

Jetzt schon müssen die Schüler für einen Toilettengang in einen Sanitärcontainer ausweichen. Der macht manchen von ihnen Angst.
Jetzt schon müssen die Schüler für einen Toilettengang in einen Sanitärcontainer ausweichen. Der macht manchen von ihnen Angst. © xl | Lars Hansen

Der Abbruch soll noch in diesem Jahr beginnen. In der Bauzeit sollen die Schüler in mobilen Klassenräumen unterrichtet werden. Schon jetzt sind die sanitären Anlagen im Altbau in einem unzumutbaren Zustand. Deswegen steht vor dem Gebäude ein Toiletten-Container. Deshalb hagelt es Kritik. „Abgesehen davon, dass dieser eine Container zu wenig ist, ist es auch so, dass seine Türen sehr schwergängig sind, und die jüngsten Schüler deshalb befürchten, darin gefangen sein zu können, wenn sie ihn allein benutzen“, sagt Ralf-Dieter Fischer, Fraktionsvorsitzender der CDU in der Harburger Bezirksversammlung und Großvater eines Falkenberg-Grundschülers. „Das führt dazu, dass manche von ihnen ihre Notdurft in den Grünanlagen der Schule verrichten.“

Bei der Untersuchung wurden Problemstoffe gefunden

Das ist jedoch nur eine der Sorgen, die Eltern und Politiker an der Schule haben. Gutachter haben bei der Untersuchung des Altbaus diverse Problemstoffe gefunden: polyzyklische Kohlenwasserstoffe, Mineralfasern und Asbest in gebundener Form. Die CDU-Bezirksfraktion hat deshalb schon die zweite Anfrage an die Schulbehörde gestellt: „Unter gewissen Grenzwerten sind alle diese Stoffe nicht allzu bedenklich“, sagt Hanno Hintze. Der promovierte Chemiker sitzt für die CDU im Regionalausschuss und ist hauptberuflich mit Problemstoffen befasst. „Deshalb würde es vielleicht zur Beruhigung beitragen, wenn wir die genauen Werte wüssten. Die blieb die Behörde aber bislang schuldig.“

Das Gutachten empfiehlt regelmäßige Lüftung der Klassenräume bis zum Abriss. Ralf-Dieter Fischer hält das im Winter für wenig praktikabel. Schulleiter Stephan Ropeter schon. „Klassenräume müssen ohnehin jahrein, jahraus mehrmals täglich gelüftet werden“, sagt er. „Das geht bei 25 Schülern im Raum gar nicht anders.“ Zur Toilettensituation sagt Ropeter: „Da ziehe ich mit den Eltern an einem Strang. Wir haben an den Türen schon etwas machen lassen. Außerdem fordern auch wir mindestens einen zweiten Container.“

Am Ohrnsweg soll ein neues Gymnasium entstehen

Die neue weiterführende Schule soll am Ohrnsweg entstehen. Dort gibt es bereits eine Grundschule, die ebenfalls wachsen soll. Hier soll eine vierzügige Stadtteilschule hinzukommen. Ursprünglich war die neue Schule als „Campusschule“ mit Gymnasial- und Stadtteilschulzweig in Neugraben geplant. Aus zwei der drei Neubaugebiete hätten die Schüler dann mit der S-Bahn kommen müssen. Das war nicht der einzige Kritikpunkt. Stadtteilpolitiker fürchteten auch eine Konkurrenzsituation mit bereits in der Nähe etablierten Schulen.

Die erste Reaktion der Schulbehörde war, die neue Schule noch weiter östlich, in Hausbruch zu planen. SPD und Grüne intervenierten. „Diesen Standort hielten wir für noch weniger sinnvoll“, sagt Frank Richter, Chef der Harburger SPD-Fraktion. „Stattdessen appellierten wir an die Schulbehörde, dass gerade die neue Stadtteilschule im Westen gebaut werden müsse – mit Erfolg“, erklärt seine Amtskollegin beim grünen Koalitionspartner, Britta Herrmann. „Wir freuen uns sehr, dass die Schulbehörde unseren guten Argumenten gefolgt ist und eine neue Stadtteilschule am Ohrnsweg gegründet werden soll!“

Am Standort der geplanten Campusschule entsteht jetzt „nur“ ein neues Gymnasium. Es soll vierzügig werden.

Klassen auf zwei Standorte verteilt

Die Stadtteilschule Fischbek-Falkenberg wurde im Jahr 2010 aus den bis dahin eigenständigen Schulen (Grund-, Haupt-und Real-)„Schule am Falkenberg“ und der „Gesamtschule Fischbek“ zusammengeführt. Dabei entschied sich die Schulgemeinschaft für eine jahrgangsorientierte Aufteilung der Schüler auf die beiden Standorte.

Am Standort Falkenberg sind die Vorschulklassen, die Klassen 1 bis 6 und derzeit alle Sportklassen beheimatet. Am Standort Fischbek werden die Klassen 7 bis 10 sowie die Oberstufe unterrichtet.