Kai Beck, 15, erlebt an diesem Wochenende mit der Teilnahme an den Karate-Europameisterschaften den vorläufigen Höhepunkt seiner noch jungen Karriere. Der Achtklässler der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld in Glinde, der für die TSV Reinbek startet, ist im Kumite (freier Kampf) der Altersklasse U16 Deutscher Meister und keineswegs als krasser Außenseiter nach Zürich (Schweiz) gefahren. Beim letzten großen Vorbereitungs-Wettkampf, dem Championscup im österreichischen Hard am Bodensee, hatte er hinter dem Italiener Edoardo Pisoni den zweiten Platz belegt.

Kai ist bestens vorbereitet: An den Wochenenden ist er meist nach Waltershausen (Thüringen) gefahren, um am Bundesleistungszentrum zu trainieren. Zudem verbrachte er drei Wochen in Japan, absolvierte einen Lehrgang beim dortigen Nationaltrainer Seji Nishimura. Japan ist für Kai so etwas wie eine zweite Heimat. Zum einen ist seine Mutter Kazuko Japanerin, zum anderen verbrachte er dort die ersten acht Jahre seiner Kindheit. Kai wuchs dort zweisprachig auf, lernte Japanisch und Englisch. „Deutsch kam definitiv zu kurz“, sagt er.

Auch wegen der Sprachprobleme sei es für ihn nach der Rückkehr der Familie nach Reinbek zunächst schwer gewesen, sich einzugliedern. Deshalb begann er bei der TSV mit Karate. „Der Sport sollte nicht nur mein Selbstbewusstsein stärken, sondern auch helfen, Freunde zu finden“, sagt Kai. Beide Wünsche haben sich erfüllt. Nicht nur, weil Karate für ihn der Schlüssel zur sozialen Integration war, kann er sich ein Leben ohne diesen Sport nicht mehr vorstellen – auch seine großen Erfolge haben daran ihren Anteil. Für ihn ist aber auch die Philosophie wichtig, die hinter Karate steht. Kai: „Die erfordert ein freundliches, diszipliniertes und zurückhaltenden Auftreten gegenüber den Mitmenschen.“