Der Regionalligaaufsteiger SV Eichede startet gegen Weiche Flensburg in die Saison. Vom Offensivspiel muss sich das Team verabschieden. Der Coach vertraut auf ein schnelles Konterspiel.

Steinburg. Vor zwei Tagen stand Oliver Zapel bereits um 9 Uhr auf dem Trainingsplatz. Zehn Spieler der 51, die sich auf die erste und zweite Mannschaft verteilen, waren dem Angebot des Trainers gefolgt, am Mittwochmorgen eine freiwillige Einheit zu absolvieren. Fünf- bis sechsmal lässt der Coach jede Woche antreten. "Der Umfang und die Bedingungen sind ähnlich wie bei Profis", sagt der Coach. Spielt der Regionalligaaufsteiger wie meistens am Sonntag, ist der Dienstag der einzige fußballfreie Tag für die Spieler, die allesamt berufstätig sind, zur Schule oder auf die Universität gehen.

Auch sonst hat sich viel geändert an der Matthias-Claudius-Straße in dem 800-Seelen-Dorf, dem kleinsten Ort, in dem kommende Saison Regionalligafußball geboten wird. Vereinspräsident Olaf Gehrken hat wöchentlich allein drei bis vier Termine mit überregionalen Medienanstalten. Der NDR rief an, im Fachmagazin "Kicker" und auf dem Internetportal des DFB erschien ein ausführlicher Artikel über den Verein.

Unglaubliche 200 Bewerbungen von Spielern gingen per E-Mail sowie telefonisch bei Zapel ein. Vermeintliche Nationalspieler aus Armenien und Serbien etwa wollten sich mit kuriosen, aber wenig aussagekräftigen Videos interessant machen. "Da sah man dann, wie jemand in einem Spiel zweier Betriebsmannschaften ein Einwurftor gemacht hat", erzählt Zapel. Andere hatten in ihrem Lebenslauf vermerkt, auf der Jugendakademie eines Vereins mit dem Namen Real Barcelona gelernt zu haben.

Wenn die Stormarner am Sonnabend, 3. August, um 14 Uhr beim ETSV Weiche Flensburg (Manfred-Werner-Stadion, Bredstedter Straße) in das erste Viertligaspiel der Vereinsgeschichte gehen, ist alles vergessen, was in den vergangenen zwei Monaten geredet und geschrieben wurde. Es zählt dann nur noch, wie die Steinburger Fußball spielen. Sicher ist dabei nur eines: Die Art und Weise wird eine andere sein als in der vergangenen Saison. "Wir können kein Offensivfeuerwerk mehr abbrennen", sagt Zapel. "Wir müssen jetzt auf Defensivfußball setzen und auch mal auf unorthodoxe Weise punkten."

Der Coach, der in Flensburg definitiv Kapitän Jan-Ole Rienhoff, Malik Issahaku, Nico Fischer und Benedict Kummerfeldt aufstellen wird, vertraut künftig auf ein defensives 4-3-3-System und ein schnelles Konterspiel. Weil er sich aber nie in die Karten gucken lassen will, kündigt er an, auch mal mit Dreier- oder Fünfer-Abwehrkette und mal mit einem, zwei oder gar keinem Stürmer zu spielen.

Das Problem der Vorbereitung war, dass die neue Spielweise kaum ernsthaft getestet werden konnte, weil keine höherklassigen Testspielgegner zur Verfügung standen. Auch deswegen ist es Zapel wichtig, nicht zu viel zu erwarten: "Wir sind noch immer in einem Entwicklungsstadium."