Tischtennisherren starten mit 8:8 gegen Borussia Dortmund und 9:3 bei Hertha BSC Berlin in die Zweitliga-Saison.

Siek. Rafael Schulz formte eine imaginäre Halbkugel vor seinem Bauchnabel. Der erste Gedanke und der erste Blick im Anschluss an das 3:2 über Robin Malessa galten Lebensgefährtin Ute, die unmittelbar vor der Entbindung steht und unter den Zuschauern weilte. "Genau wissen wir es noch nicht, aber wahrscheinlich wird's ein Junge", vermutet die Nummer sechs im Tischtennis-Team des SV Siek.

Genau weiß man es noch nicht, aber wahrscheinlich mischt der Meister der zurückliegenden Zweitliga-Saison auch aktuell wieder oben mit. Dank Schulz, der als Einziger aus den Reihen der Gastgeber beide Einzel gewann, erkämpften die Sieker in ihrem Auftaktspiel gegen Borussia Dortmund ein 8:8. Beim 9:3 einen Tag später in Berlin gegen Hertha BSC klappte dann fast alles "wie am Schnürchen". Für die Begriffe von Sieks Abteilungsleiter Stefan Zilz bahnt sich eine Spielzeit an, "in der Jeder Jeden schlagen kann".

Schwerer als woanders wird es aber möglicherweise am kommenden Sonnabend im 16 Uhr beim TTS Borsum, der mit einem 9:7 über den TTC Jülich ebenfalls erfolgreich in die Saison startete und den Siekern in der Pokal-Vorrunde eine Niederlage (2:3) zugefügt hatte. Es kann wohl nur gutgehen, wenn "Rafo" trotz privater Turbulenzen an der Platte wieder die Ruhe weg hat.

Im nächsten Heimspiel am 6. Oktober gegen den 1. FC Köln muss sich dann zeigen, ob sich bei den erfolgsverwöhnten Fans eine gewisse Tischtennis-Müdigkeit breit gemacht hat. Lediglich 110 Besucher gegen den Rivalen aus dem Ruhrpott bedeuteten eine kleine Enttäuschung. Vielleicht waren es zu viele Höhepunkte in den vergangenen Jahren, das 8:8 gegen die Dortmunder zählte auf jeden Fall dazu.

Als der Oberschiedsrichter nach viereinhalb Stunden Spielzeit die Punkte zusammenzählte, da kam er jedenfalls auf 566:566 Bälle, der Beleg für einen spannenden Spielverlauf und ein gerechtes Unentschieden. Aus Sieker Sicht war das 2:3 von Mikkel Hindersson gegen Wencheng Qi ärgerlich, zumal die neue Nummer zwei in ihren drei verlorenen Sätzen jeweils nur mit zwei Punkten Differenz unterlag.

Andererseits war Schulz gegen den cleveren Malessa schon 0:2 in Rückstand geraten, ehe er es schaffte, den Schalter umzulegen und seine Fehler zu minimieren. "Im Hinterstübchen spielte es eine Rolle, dass ich vor vier Jahren einen guten Zweitliga-Einstand gegen Borussia hatte. Seitdem fühle ich mich in den Partien gegen diese Mannschaft immer besonders wohl", freute sich der "Dortmund-Schreck."

Hochzufrieden durfte er auch mit seinem Auftreten in Berlin sein. Dort hatten die Gastgeber ihr drittes Doppel mit Sebastian Borchardt und Martin Bindac besonders stark aufgestellt, doch nicht mit der Nervenstärke von Schulz und Deniz Aydin gerechnet, die das Kunststück fertig brachten, sowohl im vierten als auch im fünften Durchgang vier Matchbälle abzuwehren. Auf einen weitere Fünfsatz-Krimi ließ sich Lokalmatador Aydin gegen Andy Römhild ein, ein messerscharfes Duell, das Aydin bei einem 2:8-Rückstand im entscheidenden Durchgang "eigentlich" schon verloren hatte. In den restlichen Ballwechseln aber glückte dem Norddeutschen Meister wie selbstverständlich ein Schlag nach dem anderen - 11:9, das wird ihn beflügeln und Römhild, der auch Jakob Asmussen hauchdünn unterlag, deprimieren.

Ansonsten war es der Tag des Yansheng Wang, der bei seinen souveränen Erfolgen über den Ex-Sieker Borchardt und Miroslav Bindatsch "alte Klasse" (Zilz) zeigte und auch sein Doppel mit Daniel Cords gewann. Youngster Cords war dann nicht glücklich darüber, dass Gegner Daniel Streich wegen einer Verletzung kampflos die Segel strich.