Die 15-jährige Schützin vom VSG Stapelfeld verpasst bei den Deutschen Meisterschaften im Bogenschießen nur knapp eine Bronzemedaille.

Brunsbek. Ann-Kathrin Krohn sitzt wie jeden Tag um dieselbe Zeit vor dem Fernseher, verfolgt gebannt ihre Lieblings-Telenovela Sturm der Liebe. Die entscheidende Szene spielt auf einer Bogensportanlage, ihr Serienheld hantiert mit Pfeil und Bogen. "Mir war sofort klar: das will ich auch", sagt Ann-Kathrin. Gesagt, getan - es folgte ein Telefonat mit Hans-Cristof Köhne, dem Vorsitzenden des VSG Stapelfeld, und nur kurze Zeit später besaß die 15-Jährige bereits ihren Mitgliedsausweis.

Ein Jahr später: Als beste Stormarnerin belegte die junge Brunsbekerin bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften des Deutschen Bogensport-Verbands (DBSV) mit dem Recurvebogen den vierten Platz (1179 Ringe), verpasste um nur zwei Ringe denkbar knapp die Bronzemedaille. "Es war auf der 30-Meter-Bahn. Mit dem ersten Pfeil traf ich nur eine Sieben, das war einfach zu wenig", sagt Ann-Kathrin, die bis zu fünfmal pro Woche auf der Anlage am Drehbarg trainiert. Meist wird sie von ihren Eltern gebracht, das nimmt sie auch gerne in Anspruch, allerdings nur bis zum Eingangsbereich. "Von da an ist unser Part vorerst beendet", so Mutter Alexandra, die aber Verständnis habe, ihre Tochter nicht in der Konzentration stören wolle. "Und natürlich sind wir auch ein bisschen stolz auf sie."

Ann-Kathrin besucht die zehnte Klasse der Hahnheide-Schule in Trittau, engagiert sich dort als Drug Scout "Ich habe einfach Spaß daran, anderen zu helfen", sagt die 15-Jährige. Ob Probleme mit Drogen oder Alkohol - jeder in der Schule könne sich vertrauensvoll an sie wenden. Durch das Beratungszentrum Südstormarn wurde sie für diese Aufgabe intensiv vorbereitet.

Im kommenden Jahr will sie den Realschulabschluss in der Tasche haben, dann ist auch Schluss mit der Schule. Ein konkretes Berufsziel hat sie bereits vor Augen: Technische Produktdesignerin möchte sie werden. Eventuell sogar einmal ihren eigenen Bogen entwerfen, das sei ein großer Traum von ihr. Ein Praktikum bei der Hamburger Firma Still hat sie bereits absolviert. Ihre Bewerbungsunterlagen hat sie vor kurzem abgegeben, persönlich, direkt bei ihrem Ausbildungsleiter. Das frühe Aufstehen schreckt sie nicht ab. Schon während des Praktikums klingelte ihr Wecker morgens um 4.30 Uhr, 90 Minuten später saß sie bereits an ihrem Arbeitsplatz. "Durch den frühen Beginn habe ich eher Feierabend, weiterhin genug Zeit für mein Training", freut sich die 15-Jährige, die mittlerweile auch das Kochen für sich entdeckt hat. Die Rezepte besorgt sie sich aus dem Fernsehen. Von der Küchenschlacht, eine tägliche Kochsendung, die den Sendeplatz um 14.15 Uhr hat, direkt vor Sturm der Liebe.

Nach 2003 richtete der VSG Stapelfeld nun zum zweiten Mal die Deutschen Meisterschaften der Bogenschützen aus. "Unsere Anlage gehört zu den schönsten in ganz Deutschland", sagt Köhne. Zum Bogensport kam der 67-Jährige eher zufällig: "Gerhard Stehr, der ehemaligen Bürgermeister von Stapelfeld, schlug mir vor gut 20 Jahren vor, einen Verein für das Armbrustschießen ins Leben zu rufen." Die Auflagen seitens der Behörden waren sehr hoch, so schwenkte Köhne auf den Bogensport um. Begonnen wurde auf einer Anlage an der Müllverbrennungsanlage, seit 1996 wird auf der Anlage am Drehbarg geschossen.

Insgesamt 87 Teilnehmer aus ganz Deutschland traten an, um in ihren Klassen ihre Deutschen Meister zu Ermitteln. Als bester Stormarner sicherte sich der frischgebackene Feldbogen-Mannschaftsweltmeister Henrik Hornung (VSG Stapelfeld) den zweiten Platz im Herren Compound-Wettbewerb. " Ich bin zufrieden, zumal ich mit 351 Ringen über die 50 Meter meine bisherige Turnierbestleistung erzielt und den DBSV-Rekord über 90 Meter um vier Ringe verbessert habe", so Hornung, der zudem mit 1392 von 1440 möglichen Ringen einen neuen U-20-Rekord aufgestellte. Die Stapelfelderin Britta Klein wurde mit dem Compoundbogen Dritte (1325 Ringe), ihre Mannschaftskollegin Angelika Karl Fünfte (1318 Ringe).

Im Mannschaftswettbewerb mit dem Compoundbogen belegte der SV Rethwisch (Sebastian Hamdorf, Marc Leuschner und Michael Enders) den zweiten Platz mit 4065 Ringen vor dem VSG Stapelfeld (Henrik Hornung, Britta Klein und Angelika Karl) mit 4035 Ringen. Im Recurve-Mannschaftswettbewerb sicherte sich das Team aus Stapelfeld um Stefan Klaus, Markus Wolf und Niels Gäde ebenfalls einen dritten Platz (3394 Ringe). Im Recurvebogen-Wettbewerb reichte es für Stefan Klaus nur zum fünften Rang (1189 Ringe) vor Markus Wolf, der am Ende Sechster wurde (1187 Ringe).