Der 25 Jahre alte Prince Berchie kam im Sommer vom Barsbütteler SV nach Steinburg. Der sprintstarke Stürmer könnte ein Publikumsliebling werden.

Steinburg. Den Verdacht, er lasse sich beim Spitznamen rufen, ist Prince Berchie nie so recht losgeworden, dabei ist alles ganz offiziell. So jedenfalls erzählt es der Fußballspieler selbst. Erster Vorname Edward, zweiter Vorname Prince, das sei schon in seiner Geburtsurkunde so vermerkt worden, die übrigens in Hamburg ausgestellt wurde. In der Hansestadt lebt der 25-Jährige, dessen Eltern aus Ghana stammen, noch immer, aber seine sportliche Heimat ist seit diesem Sommer der SV Eichede.

Berchie hat neben seinem leiblichen auch einen Fußball-Papa, so bezeichnet er Trainer Oliver Zapel. Beide wechselten in diesem Sommer gemeinsam vom Barsbütteler SV zu den Steinburgern, sie wollen etwas bewegen beim Schleswig-Holstein-Ligaklub. Für die großen Worte ist eher der Coach zuständig, aus seinen Regionalliga-Ambitionen macht er keinen Hehl. Schützling Berchie hält sich da lieber zurück. "Mal sehen, was drin ist", sagt er. "Ich hoffe, dass wir attraktiven Fußball bieten können."

Kampfansagen klingen anders, aber Berchie lässt lieber Taten sprechen. "Ich bin eigentlich ein ruhiger Typ, eher schüchtern", sagt er, und doch: Auf dem Platz ist er dafür bekannt zu explodieren, niemand kann ihm dann noch folgen. Beim Sprinttest, den Zapel gegen Ende der Saisonvorbereitung plant, dürfte Berchie jetzt schon als Sieger feststehen. "Kein Spieler der Schleswig-Holstein-Liga ist so schnell wie er", sagt Zapel. 10,6 Sekunden auf 100 Meter, das traut er dem flinken Mittelfeldmann zu. Bislang sind 11,02 Sekunden seine persönliche Bestleistung, aber die letzte Zeitnahme ist inzwischen ein paar Jahre her.

Schon in Barsbüttel war Berchie für seine Flügelläufe bekannt, er ist einer mit dem Zeug zum Publikumsliebling. "Ich hoffe sehr, dass ich hier in Eichede ein paar Fans haben werde", sagt er, "das motiviert mich noch mehr." Doch davor steht der Kampf um den Stammplatz. Die Konkurrenz in der stark besetzten Mannschaft ist groß, und Berchie gilt als Mann mit exzellenten Jokerqualitäten.

Sein Talent hat der 25-Jährige in der Vergangenheit nicht immer vorbildlich gepflegt, und das ist fast noch vorsichtig ausgedrückt. "Ich tanze schon auch mal aus der Reihe", sagt er selbst. Erst als er beim Rahlstedter SC auf Zapel traf, trat Besserung ein: "Seitdem komme ich auch im Winter regelmäßig zum Training. Olli passt auf mich auf, dass ich mich anstrenge und diszipliniert bin." Der Trainer tut das gerne und schildert die Situation so: "Am Anfang, als wir uns kennengelernt haben, hatte ich noch einige Male Gesprächsbedarf, musste ihm die Regeln erklären. Aber zuletzt gab es keine Beanstandungen mehr." Berchie könnte ein wichtiger Mann werden für die Steinburger und ihr Tempospiel, das Zapel etablieren will. Und er gilt als einer, der spielentscheidende Situationen kreieren kann.

Weil er sich mit seinem Trainer so gut versteht, hat auch das straffe Vorbereitungsprogramm Berchie nicht abschrecken können, Zapel nach Eichede zu folgen. "Es ist noch mal ein ganzes Stück härter, als es in Barsbüttel war", sagt er, "aber wir wollen ja auch Erfolg haben." Das Schlimmste ist inzwischen ohnehin längst überstanden, mit dem Bootcamp genannten Trainingslager am Ende der ersten Woche. Am meisten habe er das Schwimmen gehasst, sagt Berchie, der im Einzelhandel sein Geld verdient. Nun ist er gespannt, was ihn in der Schleswig-Holstein-Liga erwartet, denn nach seinen Stationen beim MSV Hamburg, dem Oststeinbeker SV, in Rahlstedt und Barsbüttel kennt er sich zwar im Hamburger Fußball gut aus, von den künftigen Gegnern aber hat er bislang bestenfalls die Vereinsnamen gehört.

Seine Gegenspieler werden ihn bald kennenlernen, als den Mann mit den flinken Beinen und dem klangvollen Namen. Etwas ähnlich Ausgefallenes ist Berchies Eltern für seine Geschwister dann übrigens nicht mehr eingefallen. Seine Schwestern heißen Natalie und Vivien, sein Bruder noch viel schlichter Daniel.