Badmintonspieler Ary Trisnanto ist bei Fans und Mitspielern gleichermaßen beliebt. Er möchte länger als nur eine Saison beim TSV bleiben

Trittau. Ary Trisnanto hat für jeden immer ein Lächeln, nur wenn Federbälle durch die Luft fliegen, ist es mit seiner Freundlichkeit schnell vorbei. Diese Mischung macht's, dass Fans und Mitspieler den höflichen jungen Mann aus Indonesien so schnell in ihr Herz geschlossen haben. Nur vier Monate nach seiner Landung am Hamburger Flughafen gebührt Trisnanto neuerdings sogar ein eigenes Kapitel in der Vereinsgeschichte des TSV Trittau.

Da musste also erst einer aus Fernost kommen, um die Stormarner in der Zweiten Badminton-Bundesliga zum ersten Sieg überhaupt im Derby der besten Klubs aus Schleswig-Holstein zu führen. Beim 6:2 in heimischer Halle gegen Blau-Weiß Wittorf Neumünster war es Trisnanto, der mit entschlossener Miene den entscheidenden fünften Punkt für die Gastgeber holte.

Der 20-Jährige schien noch ein wenig fröhlicher zu schauen als sonst, während er sich mit Applaus beim Publikum für die Unterstützung bedankte. Mit der Verständigung klappt es inzwischen ziemlich gut. Wochentags drückt Trisnanto die Schulbank, sein Deutsch verbessert er schnell. Schon jetzt ist für den ehemaligen Nationalspieler klar, dass er mehr als nur eine Saison für den TSV Trittau bestreiten möchte.

Aus der lockeren Bindung zwischen dem Verein auf der einen sowie Trisnanto und dem mit ihm aus Indonesien gekommenen Yoga Pratama (spielt zurzeit in Trittaus Regionalligateam) auf der anderen Seite könnte also eine längere Beziehung werden. Beide Spieler wohnen in Trittau im Haus von Badminton-Abteilungsleiter Kim Persson, nun bieten sie umgekehrt ihre Gastfreundschaft an. In Jakarta, wo sie lange Sparringspartner der indonesischen Nummer eins Taufik Hidayat waren, dem Dritten der Weltrangliste, könnten sie Wohn- und Trainingsmöglichkeiten anbieten. Trittaus Spitzenspieler Nikolaj Persson und das eine oder andere Talent des Vereins überlegen jetzt, im Sommer für ein paar Wochen mit Indonesiens Topleuten zu üben.

Dass Trisnanto im Gegensatz zu fast allen anderen ausländischen Spielern der Zweiten Bundesliga ständig im Verein präsent ist, sieht Kim Persson als förderlich für die Identifikation mit der Mannschaft und einen guten Weg, einerseits dank Unterstützung aus dem Ausland konkurrenzfähig, andererseits in der Heimat verwurzelt zu bleiben.

"Ary wohnt im Ort, die Leute treffen ihn auf der Straße", sagte der Spartenchef. "Und die Jugendlichen im Verein sind begeistert, wie viel sie von ihm im Training lernen können." Persson spricht es nicht aus, aber in Trittau sind sie auch deshalb von ihrem Konzept überzeugt, weil sie es für nachhaltiger halten als beispielsweise die Arbeit des STC Solingen. Der Tabellenführer setzt beinahe ausschließlich auf Akteure aus England, die nur zu den Spielen eingeflogen werden. Der TSV Trittau hat mit Nikolaj Person ein Eigengewächs an Position eins, auch die übrigen Spieler stammen größtenteils aus der Region.

Ausnahmen bestätigen diese Regel. Für das Derby verzichteten die Stormarner auf die Estin Laura Vana, daher reiste nur Kirsty Gilmour aus Irland an. Sie gewann zusammen mit Annekatrin Lillie, was ja auch so eine Geschichte ist. Die 25-Jährige wechselte erst vor anderthalb Jahren aus Neumünster nach Stormarn und bot einen kämpferischen Auftritt gegen ihren ehemaligen Verein. Den größten Szenenapplaus aber erhielt Doppelpartnerin Gilmour für einen gewaltigen Hechtsprung beim 21:19, 21:16-Erfolg gegen Cooper/Neele Voigt.

Dass es am Ende sogar ein klarer Sieg über Neumünster wurde, war auch Alexander Strehse zu verdanken. Der Autofreak ist mit BW Wittorf in besonderer Weise verbunden, weil dort sein älterer Bruder Jan-Collin spielt, den er im Doppel mit Trisnanto allerdings auch diesmal nicht bezwingen konnte. Später aber, gegen Philipp Droste, behielt Strehse beim spannenden 21:18, 24:22 die Nerven. Ohnehin waren die Trittauer in den Einzeln eine Klasse besser. Auch Gilmour, Nikolaj Persson und Trisnanto gaben keinen Satz ab, was am guten Coaching des erfolgreichsten Badmintonspielers mit Stormarner Wurzeln gelegen haben mag: Joachim Persson, aus seiner Heimat Dänemark angereister Weltranglisten-18. auf Familienbesuch, gab in den Pausen wertvolle Tipps.

Nach dem ersten Derbysieg trauen sie sich beim Tabellendritten nun sogar einen Erfolg am 29. Januar beim Spitzenreiter Solingen zu. Der nette Herr Trisnanto aus Indonesien würde es mit einem Lächeln quittieren.