Die Stormarner Oberliga-Fußballer erkämpfen beim Spitzenklub Altona 93 ein unentschieden. Spieler Seyhmus Atug sieht die Rote Karte.

Oststeinbek. Man musste ein paar Abstriche machen, als Stefan Kohfahl seiner Mannschaft gestern Nachmittag auf der altehrwürdigen Adolf-Jäger-Kampfbahn "absolute Oberligareife" attestierte. Mit dem 1:1 (0:1) beim Tabellenzweiten Altona 93 war dem Oststeinbeker SV ein Achtungserfolg gelungen gegen den traditionsreichen Spitzenklub, aber die Gäste hatten mal wieder auch gezeigt, woran es ihnen im nervenaufreibenden Abstiegskampf noch fehlt.

Zunächst ist ein Mangel an Cleverness zu nennen, den Fatih Okur in aller Deutlichkeit offenbarte, als er in der 60. Minute völlig überhastet abschloss, statt freistehend das 2:0 zu erzielen. Noch schwerer aber wog das Disziplindefizit des Seyhmus Atug. Weil er seinem am Boden liegenden Gegenspieler Sezgin Akgül, den er zuvor gefoult hatte, mit großer Wucht den Ball gegen den Körper schoss, sah der Innenverteidiger zwangsläufig die Rote Karte (88. Minute).

So blieb auch viel Frust nach einem Spiel, in dem lange Zeit so vieles optimal gelaufen war aus Sicht des OSV. "In der ersten Halbzeit haben wir genau so gespielt, wie wir es besprochen hatten, das hat einfach Spaß gemacht", sagte Kohfahl. Die erneut veränderte Abwehrreihe mit Samed Topuzovic für den angeschlagenen Gideon Knüppe ließ kaum Gefahr aufkommen, vorn glückte Okur mit einem Seitfallzieher zum 1:0 ein ganz besonderes Kunststück (20.).

Das Tor diente auch als Anschauungsstück für den Reifeprozess einer jungen Mannschaft. Denn die Flanke kam von Jeffrey Polaske, vergangene Woche noch suspendiert, nun in der Startelf. Und Okur, in der achten Minute für den früh verletzten Felix Rehr eingewechselt, gab auf den Verlust seines Stammplatzes die passende Antwort. "Wie er sich verhalten hat, spricht auch insgesamt für die positive Stimmung im Team", sagte Kohfahl.

Dass die zweite Halbzeit zur Abwehrschlacht wurde für den OSV, hatte sich angedeutet. Favorit Altona erhöhte das Tempo, die Oststeinbeker mussten ihrem kraftraubenden Spiel Tribut zollen. So gesehen war der Ausgleich, als Sebastian Clausen nach einem Eckstoß die Unordnung im Strafraum nutzte (73.), die logische Konsequenz. Zumal die Stormarner zuvor zwei weitere verletzungsbedingte Änderungen in der Viererkette hatten vornehmen müssen. Erst erwischte es Mannschaftskapitän Christian König, dann Topuzovic, der bis dahin ebenso wie Debütant Sinan Bozan einen sehr guten Eindruck hinterlassen hatte.

Dank Polaske und Bozan mehren sich die personellen Alternativen, "wir können inzwischen auch einzelne Ausfälle verkraften", sagte Kohfahl. Der Trainer sieht den OSV weiter auf dem Weg nach oben, obwohl die Mannschaft seit sechseinhalb Monaten auf einen Auswärtssieg wartet und in der Tabelle nach der achten Saisonniederlage auf den vorletzten Rang zurückfiel.

Das Fehlverhalten des Wiederholungstäters Atug, auch wenn er von Akgül vor seinem Foul am Hals gepackt worden sein soll, wird indes Konsequenzen haben. Details nannte Kohfahl noch nicht. Nur mit guten Worten wird es wohl kaum getan sein, auch wenn Gideon Knüppe es auf dem Weg in die Kabine noch einmal versuchte. "Solche Aktionen", sagte er zu seinem Freund Atug, "solltest du besser unterlassen."

Oststeinbeker SV: Werth - König (63. Lasko), Atug, Topuzovic (68. Knüppe), Jawla - Schulz, Mokaddem, Bozan, Polaske - Pohlmann, Rehr (8. Okur).