Andreas Vetter und Cornelia Cappus gewinnen beim 33. Travelauf in Bad Oldesloe die Titel im Halbmarathon

Bad Oldesloe. Wenn Andreas Vetter spricht, klingt noch der Sachse in ihm durch, ansonsten aber hat sich der Mann mit den schnellen Beinen gut eingelebt im Norden und ist nun sogar zum ersten Mal Kreismeister von Stormarn. "Bergrunter ordentlich Gas geben, bergrauf nicht nachlassen", so erklärte er sein Erfolgsrezept, mit dem er beim 33. Travelauf in Bad Oldesloe gut zwei Kilometer vor dem Ziel seine Verfolger abschüttelte. Mit 24 Sekunden Vorsprung schlug er nach 1:15,59 Stunden über die Halbmarathondistanz auch Titelverteidiger Udo van Stevendaal (SV Großhansdorf), den Ironman, der vergangenes Jahr auf Hawaii gestartet war.

Ein Langdistanztriathlon, sagte Vetter, sei auch für ihn irgendwann ein Ziel, aber er ist ja gerade erst 28 Jahre alt. Zunächst gilt seine Konzentration dem Marathon, seiner Spezialstrecke. Von langer Hand plant er eine neue Bestzeit 2012 in Dresden, die Vorbereitung hat schon jetzt begonnen. Bei 2:35 Stunden soll die Uhr stehen bleiben, dann wäre er zwölf Minuten schneller als bei seinem bisherigen persönlichen Rekord.

Über einen wie Vetter freuen sie sich beim Spiridon-Club Bad Oldesloe, dem 400 Mitglieder starken Laufverein, der auch Ausrichter des Travelaufs war. Seit diesem Jahr hat der ehemalige Zeitsoldat, der nun ein Studium der Fitnessökonomie plant, auch neben der Strecke wichtige Aufgaben übernommen. Als Jugendwart will er noch mehr Lauftalente an den Klub binden, der ohnehin immer wieder starke Nachwuchsleute hervorbringt. Besonders gute Beispiele sind Nils Grigoleit und Anna Prieske, die beim Travelauf über die nicht als Kreismeisterschaft gewerteten zehn Kilometer souverän gewann. Vetter: "Wir wollen weitere Jugendliche auf dieses Leistungsniveau bringen."

435 Athleten, so viele wie seit Jahren nicht mehr, starteten beim Travelauf, bei dem Vetter inzwischen schon einen kleinen Heimvorteil hat. "Ich kenne die Strecke recht gut", sagte der Zittauer. Vetter wartete einen kleinen Anstieg ab, zog den Verfolgern um 150 Meter davon: "Auf einen Zielsprint wollte ich es nicht ankommen lassen."

So lief er unbehelligt über die Linie, ganz anders als zuvor im Zehn-Kilometer-Rennen Patrick Raabe. Der 24-Jährige vom TSV Bargteheide rang mit dem Reinfelder Klaas Franzen um den Sieg, Letzterer überschritt dabei aus Sicht der Kampfrichter die Grenzen des Erlaubten. Beim Einlauf ins Kurparkstadion lag Franzen noch deutlich vorn, dann setzte sein Verfolger zu einem bemerkenswerten Spurt an. "Als ich überholen wollte, hat er die Bahn gewechselt, den Ellbogen ausgefahren und mich zur Seite geschubst", sagte Raabe. "So etwas ist mir in all den Jahren noch nie passiert." Der Bargteheider setzte sich im Sprint schließlich durch.

Franzen wurde später disqualifiziert, sah die Dinge aber ein wenig anders als sein Kontrahent. "Ich bin als Erster in die Kurve gegangen, habe dann die Innenbahn zugemacht, allerdings bevor er neben mir war. Später habe ich mich entschuldigt", sagte er. "Aber ich habe weder den Ellbogen ausgefahren noch aktiv geschubst."

Sowohl Raabe als auch Medizinstudent Franzen, der ehemalige deutsche Jugendmeister im Rudern, sahen das Rennen vor allem als Vorbereitung für die Straßenlauf-Landesmeisterschaften, bei denen sich beide am kommenden Wochenende in Kiel erneut begegnen werden.

Für Raabe, der als Bundesligaathlet auch im Triathlon immer für einen Sieg gut ist, geht die Saison in der Landeshauptstadt im Prinzip schon zu Ende. Er hat gerade sein Examen gemacht, ist nun Physiotherapeut und gönnt sich eine viermonatige Weltreise.

Neue Halbmarathon-Kreismeisterin wurde überraschend Cornelia Cappus vom SV Großhansdorf. Als Sechste der Gesamtwertung hatte sie in 1:41,27 Stunden gut eine Minute Vorsprung auf Anke Ehlers-Rowlin (Spiridon-Club Bad Oldesloe; 1:42,28). Vorjahressiegerin Kathrin Schippmann (VfL Oldesloe) war nicht am Start.