Oberliga-Fußballer des Oststeinbeker SV können sich heute bei Hamburger Hallenmeisterschaften für internationalen Schweinske-Cup qualifizieren

Oststeinbek. Beim Oststeinbeker SV werden sie die Worte ihres Newcomers des Jahres mit einiger Sorge hören in Zeiten, in denen der stetige Wechsel die einzige Konstante zu sein scheint am Meessen. In nur fünf Monaten ist Alexander Pohlmann dort vom Talent aus dem eigenen Nachwuchsbereich zur festen Größe gereift. Auf ihn würde Trainer Stefan Kohfahl ungern verzichten nach dem Neuaufbau im vergangenen Sommer, zumal sich für die Winterpause nach den bereits feststehenden Abgängen der Leistungsträger Marcus Rabenhorst und Lukasz Sosnowski schon wieder ein mittelgroßer Umbruch andeutet.

Doch vielleicht muss der OSV wieder den "Preis des Erfolgs" zahlen, wie Kohfahl es gerne nennt, wenn finanzkräftige Konkurrenten um die Dienste seiner besten Schützlinge buhlen. Pohlmann jedenfalls sieht die Hamburger Hallenmeisterschaften heute Abend in der Alsterdorfer Sporthalle (Krochmannstraße) auch als eine günstige Gelegenheit, das Interesse anderer Vereine zu wecken. Im vergangenen Jahr hatten immerhin knapp 1500 Zuschauer das Hallenspektakel der Amateure in der Hansestadt verfolgt.

Bei den Stormarnern freilich wissen sie schon lange um das große Talent Pohlmanns und haben ihn, als er sich vor Saisonbeginn gegen den SV Eichede und für Oststeinbek entschied, vorsorglich mit einem Zwei-Jahres-Vertrag ausgestattet. Dennoch: "Bei den Hamburger Meisterschaften kann ich mich vor großer Kulisse präsentieren", sagt der 19-Jährige, dessen Traumziel der FC St. Pauli ist. In der zweiten Mannschaft der Kiezklubs, beim überlegenen Oberliga-Tabellenführer, spielt Alassani Fousseni, einer seiner besten Kumpels. Beide liefern sich ein Privatduell, wer am Saisonende mehr Tore auf dem Konto hat. Zurzeit liegt Fousseni mit 9:7 knapp vorn.

Aber auch beim OSV ist Pohlmann in guter Gesellschaft. Für die "Men in Black" kickt ja auch sein bester Freund Lamin Jawla, der ebenfalls überaus talentierte Außenverteidiger, der nach einem Mittelfußbruch gerade rechtzeitig fit geworden ist für die Hallentitelkämpfe in Alsterdorf. "Wir sind fünf Leute, die vergangene Saison noch zusammen in der A-Jugend gespielt haben, der Trainer setzte auf junge Spieler und hat mir das Vertrauen geschenkt", sagt Pohlmann. "Im Moment fühle ich mich hier sehr wohl." Nur die Trennung von Sosnowski macht dem Youngster Sorge, "das hat dem Team einen Knick gegeben", sagt er. "Gerade für uns Nachwuchsspieler war er wichtig, weil er uns auch mal die Meinung gesagt hat, wenn wir etwas falsch gemacht haben oder zu hochnäsig waren." Zurzeit ist der Tabellenneunte auf der Suche nach Ersatz für den Mittelfeldmann, der erst vor einem halben Jahr nach Stormarn gekommen war.

Ohne die Leitwölfe Rabenhorst und Sosnowski werde die Rückrunde schwierig, sagt Pohlmann, dennoch glaube er an eine einstellige Platzierung nach dem bislang guten Abschneiden des OSV. Der Offensivmann, dem Coach Kohfahl kürzlich das Potenzial zum Berufsfußballer bescheinigt hatte, beurteilt seine eigene Rolle durchaus auch kritisch. "In den ersten Spielen war es schwierig, da habe ich den Unterschied zwischen Jugend- und Herrenfußball gespürt", sagt er, "aber inzwischen läuft es sehr gut für mich." Überragend spielte er vor allem Ende Oktober gegen den Bramfelder SV, als ihm beim 3:1 ein Doppelpack gelang. Mit seiner Torausbeute aber ist er nicht zufrieden, eine Menge vergebener Chancen schmälern den Wert seiner sieben Treffer.

Pohlmann gilt als Fußballverrückter, der im Zweifelsfall eher zu viel trainiert als zu wenig. Reichen ihm die Einheiten des OSV nicht aus, fährt er schon mal zur Übungsstunde der Seniorenelfs, um dort Extraschichten zu schieben. Am zweiten Weihnachtstag mietete er mit ein paar Freunden ein Feld in einer Soccerhalle, letzte Vorbereitungen auf die Hamburger Titelkämpfe. Pohlmann, in Mümmelmannsberg zu Hause, plant aber auch sein Leben ohne den Sport. Gerade macht er seinen Führerschein, arbeitet als Aushilfe in einer Autowerkstatt, im August beginnt er eine Lehre als Kfz-Mechatroniker.

Heute aber müssen diese Dinge erst einmal warten, um 17.30 Uhr ist Anstoß für den OSV im Eröffnungsspiel gegen den SV Curslack-Neuengamme. Weitere Gruppengegner sind die aus der Oberliga Hamburg ebenfalls bestens bekannten Eintracht Norderstedt (18.36 Uhr) und der TSV Buchholz 08 (20 Uhr). Tickets kosten an der Abendkasse acht Euro (ermäßigt vier Euro). "Das Halbfinale erreichen wir auf jeden Fall", sagt Pohlmann. Gelingt sogar der Einzug ins Endspiel (21.55 Uhr), wäre Oststeinbek nicht nur um eine satte Prämie (der Sieger bekommt 1000, der Zweitplatzierte 500 Euro) reicher, sondern morgen und am Donnerstag auch beim 25. internationalen Hamburger Hallenturnier um den Schweinske-Cup dabei. Gegner könnten dann der FC St. Pauli, Brøndby Kopenhagen oder Erstligavereine aus Tschechien, Kroatien oder Bosnien/Herzegowina sein.

Pohlmanns großes Hinrundenziel war die Qualifikation für die Hallen-Titelkämpfe, "ich werde mit Sicherheit sehr aufgeregt sein", sagt er. Nach 15 Punktspielen, mal im Mittelfeld, mal im Sturm, ist er kaum noch wegzudenken vom OSV. Und so bald wird er den Klub dann wohl doch nicht verlassen, kurzfristige Planungen jedenfalls gebe es keine. "Es schaut danach aus, dass ich in der Rückrunde auf jeden Fall für den OSV spielen werde", sagt Pohlmann. Diese Worte wiederum werden sie am Meessen sehr gern hören.