Der Vorsitzende des Barsbütteler SV weist Mobbing- und Rassismusvorwürfe zurück. Die geplante außerordentliche Mitgliederversammlung fällt aus

Barsbüttel. Bernhard Zeppenfeld atmet auf. Der 66-Jährige bleibt Vorsitzener des Barsbütteler SV. Nach Mobbing- und Rassismusvorwürfen gegen die Klubführung hatten er, sein Stellvertreter Markus Petrat sowie Schatzmeister und Fußball-Jugend-Obmann Ulrich Münster den Abteilungsleitern des Vereins vorgeschlagen, eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen, bei der sie die Vertrauensfrage stellen wollten. Die Spartenleiter entschieden jedoch mehrheitlich, auf eine solche Sitzung zu verzichten. Sie stärkten ihrem Vorstand damit deutlich den Rücken. Zeppenfeld: "Diese Entscheidung war einer der schönsten Momente der letzten Zeit für mich."

Die Klubführung legte während einer 75-minütigen Pressekonferenz 48 Seiten Protokolle vor, die die Vorwürfe gegen sie entkräften sollen. Jugendliche Fußballspieler hatten den Verein im vergangenen Sommer verlassen, um sich dem Nachbarklub Willinghusener SC anzuschließen. Da ihr Trainer Jürgen Busacker und der ehemalige Jugendcoach Arno Weisheit Zeppenfeld und Münster in einem offenen Brief "desolate Vereinsführung" vorgeworfen und sie zum Rücktritt aufgefordert hatten, verweigerte der BSV den Spielern die Freigabe. Die Nachwuchskicker wurden somit bis zum 30. November 2010 gesperrt.

"Ich habe mein Möglichstes getan. Mehr steht nicht in meiner Macht", sagte Busacker, der sich enttäuscht darüber zeigte, dass Zeppenfeld und Münster in ihren Ämtern bleiben. Er und Weishaupt hatten in dem offenen Brief kritisiert, Münster hätte mit der Weiterleitung einer "Propagandamail Signale gesetzt, zugereiste Vereinskameraden auszugrenzen. Zudem würden "engagierte Trainer von der Vereinsführung gemobbt".

Die Unterzeichner spielen damit auf die Entlassung des früheren Judotrainers Jan Tadrowski an. Zeppenfeld rechtfertigte die Trennung damit, dass sich der Betroffene mehrere nicht hinnehmbare Verfehlungen geleistet habe. Nach Informationen dieser Zeitung soll es zahlreiche Beschwerden von Mitgliedern gegeben haben, weil Tadrowski seine Arbeit vernachlässigt habe und frech oder sogar beleidigend geworden sei. Am 4. August 2010, mehr als ein Jahr nach seiner Entlassung, habe Tadrowski die Vereinsgeschäftsstelle aufgesucht und eine Mitarbeiterin mit den Worten "'Kennst du Busacker?.. Wir machen euch platt - wir machen euch tot!" bedroht, schrieb Geschäftsstellenleiterin Anna Bauser in einem Brief an Bürgermeister Thomas Schreitmüller. Tadrowski wies diese Aussagen auf Anfrage als "Lügen" zurück und kündigte an, Bauser verklagen zu wollen. Allerdings sagte auch Zeppenfeld, dass er sich rechtliche Schritte gegenüber Tadrowski vorbehalte.

Mathias Lenzmeier, Leiter des Barsbütteler Jugendzentrums AKKU, war kurzzeitig als Gast während der Pressekonferenz anwesend. Er berichtete von einer sehr erfolgreichen Zusammenarbeit mit den BSV. "Diese Arbeit ist Integration pur", sagte er. Der Verein verwies in diesem Zusammenhang auf den hohen Anteil von Mitgliedern mit Migrationshintergrund hin. Von 997 Vereinsangehörigen hätten 219 (21,8 Prozent) ausländische Wurzeln, bei der ersten Fußball-Herren-Mannschaft seien es sogar 16 von 23 Spielern. Busacker und Weisheit hatten der Vereinsführung in dem offenen Brief vorgeworfen, "Aufgaben zur Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund nicht wahrzunehmen".

Zudem präsentierten die Vereinsführenden eine Stellungnahme, in der sich 17 Fußballtrainer des Klubs von den Inhalten des offenen Briefes distanzieren und den Autoren "haltlose Angriffe gegen Ehrenamtsmitglieder" vorwerfen.

Die jugendlichen Fußballspieler trainieren unterdessen bereits beim Willinghusener SC, können aber am Punktspielbetrieb erst nach der Winterpause teilnehmen.