Zwei Dutzend Barsbütteler Fußballer demonstrieren, weil ihnen nach dem Wechsel zum Willinghusener SC die Freigabe verweigert wird

Barsbüttel. Mit einem Marsch vom Rathaus zur Sportanlage am Soltausredder haben zwei Dutzend jugendliche Fußballspieler gegen den Vorstand ihres ehemaligen Vereins Barsbütteler SV demonstriert. Die Mannschaft war im Juli geschlossen zum Ortsrivalen Willinghusener SC gewechselt und daraufhin vom BSV bis Anfang November für Punktspiele gesperrt worden. Zu dem Protestzug mit insgesamt 70 Teilnehmern hatten die Eltern der jungen Sportler aufgerufen.

Wer die Hintergründe verstehen will, muss sich durch ein Gestrüpp aus Vorwürfen, Paragrafen und verletzten Eitelkeiten kämpfen, durch ein Dickicht, das seit ein paar Monaten wuchert, als habe jemand einen neuartigen Spezialdünger darüber geschüttet. Auslöser des Konflikts war der Wille der Jugendlichen, in der gerade gestarteten Fußballsaison weiterhin gemeinsam in einem Team zu spielen. Der BSV hatte diesen Wunsch mit Verweis auf sein Nachwuchskonzept abgelehnt, das nach Geburtsjahrgängen sortierte Mannschaften vorsieht (die Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblattes berichtete). Schon damals hatten die Spieler Transparente an Zäunen der Sportanlage angebracht, auf denen sie den Rücktritt von Fußball-Jugendobmann Uli Münster forderten.

Die Plakate, vor allem aber ein im Juli in Umlauf gebrachter offener Brief, veranlassten die BSV-Verantwortlichen offenbar, den Spielern nach deren Kündigung die Freigabe zu verwehren. In den Statuten des Hamburger Fußball-Verbands (HFV), dem der BSV und der WSC angehören, ist diese Möglichkeit für den Fall eines Vereinswechsels ausdrücklich vorgesehen. Dass Vereine von der Regelung Gebrauch machen, ist nach Angaben des HFV keine Ausnahme. Die Eltern der 15 bis 17 Jahre alten Fußballer werfen dem BSV-Vorstand indes vor, auf diese Weise einen Konflikt auf dem Rücken schuldloser Jugendlicher auszutragen.

So argumentiert auch Jürgen Busacker, beim BSV wie beim WSC Trainer des Teams und Urheber des offenen Briefs. In dem Schreiben werden Münster und der Barsbütteler Vereinsvorsitzende Bernhard Zeppenfeld auf Grundlage zahlreicher Vorwürfe zum Rücktritt aufgefordert. Gegenstand ist unter anderem ein Dokument fragwürdigen Inhalts, das Münster per E-Mail unter anderem an Trainer und Betreuer der BSV-Jugendabteilung verschickt hatte. Es handelt sich um eine als Fälschung enttarnte angebliche Rede des ehemaligen australischen Premierministers John Howard, die seit 2008 im Internet kursiert. Mit dem Versand dieser "Propagandamail", heißt es in dem offenen Brief, würden "Signale gesetzt, unsere zugereisten Vereinskameraden im Zweifel auszugrenzen".

Der BSV-Vorstand wies Busackers Vorwurf, "Aufgaben zur Integration Jugendlicher mit Migrationshintergrund nicht wahrzunehmen", in einer Stellungnahme zurück. 20 Prozent der Mitglieder stammten "aus den verschiedensten Ecken der Welt". Gleichwohl räumte Münster ein, die Weiterleitung des Dokuments sei ein Fehler gewesen. Er entschuldigte sich für sein Verhalten, wundere sich aber darüber, dass die E-Mail nicht bereits zum Zeitpunkt des Versands im Januar dieses Jahres, sondern erst im Zusammenhang mit dem Vereinswechsel der Jugendlichen Reaktionen ausgelöst habe.

Zeppenfeld forderte Busacker auf, in dem offenen Brief erhobene "nachweislich falsche Vorwürfe" sowie die Rücktrittsforderung zurückzuziehen. Im Gegenzug werde er den Spielern die Freigabe erteilen, so wie es der BSV in der Vergangenheit in zwei ähnlichen Fällen getan habe. Busacker bekräftigte sein Ziel, für eine Ablösung Zeppenfelds und Münsters zur sorgen. "Ich trenne die Dinge. Der offene Brief und die Spielgenehmigung für die Jugendlichen haben nichts miteinander zu tun", sagte er.

Von seinem neuen Verein erhält Busacker allerdings keine Rückendeckung, im Gegenteil. WSC-Jugendobmann Torben Flemming distanzierte sich von dem Vorgehen Busackers und dem Aufruf zur Demonstration. "Was die verwehrte Freigabe der Spieler angeht, stehen wir als Verein auf der Seite des BSV", sagte er. "Wenn wir einen solchen offenen Brief erhalten hätten, wäre unsere Reaktion mindestens ebenso heftig ausgefallen."

In dem festgefahrenen Konflikt haben auch mehrere Gespräche der Kontrahenten mit dem als Moderator eingeschalteten Barsbütteler Bürgervorsteher Jörg Kiencke bislang kein Ergebnis gebracht. "Ich bin aber noch immer guter Hoffnung, dass es eine Lösung geben wird", sagte Kiencke. Für die Jugendfußballer käme eine Einigung inzwischen allerdings ohnehin zu spät. Die Punktspielrunde hat bereits ohne sie begonnen.