Ausnahme-Triathletin aus Stemwarde wird erneut deutsche Meisterin der Juniorinnen und qualifiziert sich für die Weltmeisterschaften in Budapest

Barsbüttel. Zu Hause in Stemwarde schaut Charlotte Bauer seit ihrer Abiturprüfung im Frühjahr nur noch tageweise vorbei, auch in dieser Woche reicht ihre Zeit wieder bloß für einen kurzen Zwischenstopp. Die Termine der 19-Jährigen werden sich auch in der Zukunft drängen, das steht nach den deutschen Triathlonmeisterschaften in Merzig (Saarland) fest. Im Rennen der Juniorinnen feierte Bauer ihren dritten Titelgewinn in Folge und erhielt neben Goldmedaille und Pokal ein Ticket für die Weltmeisterschaften in Budapest (8. bis 12. September). Bevor sie nach Ungarn aufbricht, reist sie zunächst ins Trainingslager nach Schweden.

Der Start in Merzig war für Bauer erst das zweite Rennen in dieser Saison, sie hatte ihrem Schulabschluss Priorität eingeräumt, außerdem verletzungsbedingt pausieren müssen. Trotzdem bleibt es dabei, dass sie noch nie gegen eine deutsche Konkurrentin verloren hat. Ungewohnt knapp fiel ihr Sieg diesmal mit nur elf Sekunden Vorsprung aus, "es war ein hartes Rennen", sagte sie, "aber ich hätte im Ernstfall noch zulegen können".

Vor allem auf der Radstrecke war die Stormarnerin diesmal exzellent in Form, fuhr in einer Fünfergruppe, die optimal kooperierte, um die laufstarke Europameisterin Annika Vössing vorzeitig abzuhängen. Der Plan ging auf, deshalb konnte sich Bauer, als sie nach 750 Metern Schwimmen und 20 Kilometern Radfahren auf die fünf Kilometer lange Laufstrecke ging, schon ziemlich sicher sein, auch diesmal wieder zu triumphieren. Kurz bevor sie nach 1:01,50 Stunden jubelnd ins Ziel lief, machte sie noch einen kleinen Schlenker und holte sich bei Landestrainer Josef Dankelmann aus Bargteheide eine Schleswig-Holstein-Fahne ab.

Das selbstkritische Ausnahmetalent vom FC Voran Ohe war diesmal zufrieden mit ihrem Rennen, einen Grund, sich auszuruhen, sieht sie nicht. "Ich freue mich riesig über den Titel, aber auch auf das Training für die WM", sagte sie. Das Rennen in Budapest ist das erste in dieser Saison, auf das sich Bauer gezielt vorbereitet, und man darf wohl gespannt sein, wie sich die stärkste deutsche Nachwuchstriathletin dort schlägt. Vergangenes Jahr war Bauer EM-Achte geworden, auf den WM-Start in Australien hatte sie verzichtet.

Die jüngsten Erfolge haben die Stemwarderin bestärkt, sich in Zukunft vor allem auf ihren Sport zu konzentrieren, und sie hat sich festgelegt, weiter mit ihrem Trainer Constantin Depmeyer zusammenzuarbeiten. Angebote, an den Bundesstützpunkt in Saarbrücken zu wechseln, habe sie daher abgelehnt. "Conny und ich sind ein perfektes Team", sagte sie. Was bleibt, ist das Problem, wie sie ihre Karriere finanzieren soll. Im Moment sind ihre Eltern ihre stärksten Förderer, die Sponsorensuche läuft.

Im Oktober will Bauer ein Fernstudium der Kulturwissenschaften beginnen, die Priorität aber liegt auf dem Triathlon. "Ich werde sozusagen Profi mit Absicherung", sagte sie, "im Sport kann ja immer schnell etwas passieren." Fremde Kulturen haben die Abiturientin immer schon interessiert, vor allem die Mongolei, ihr Urlaubs-Traumziel, aber das muss warten.

Erst einmal also Ungarn, die WM, die Rabea Ludwig verpasste. Die Bargteheiderin hat im Gegensatz zu Bauer den Schritt gewagt, ihre Heimat zugunsten des Sports zu verlassen, lebt und trainiert in Potsdam. Bei den deutschen Meisterschaften blieb ihr am Ende nur Rang sieben nach einer zuvor sehr guten Saison. Als Zweite war sie noch vor Bauer vom Rennrad gestiegen, hatte dann jedoch nur die zwölftbeste Laufzeit erreicht.

Gut lief das Rennen dagegen für Maja Andresen aus der Talentschmiede des TSV Bargteheide, sie kam auf Rang 16 der A-Jugend und hat die Zukunft vor sich. "Bei ihr ist es so, wie man es sich vorstellt, sie hat eine sehr gute Entwicklung gezeigt, hat eine gute Perspektive", so Coach Dankelmann. Lena Schott verlor auf der Laufstrecke viel Zeit und wurde 28., bei den Junioren kamen ihr Bruder Lukas und Johann Stahnke (alle TSV Bargteheide) auf die Plätze 36 und 47. Nidia Ruiz-Porath (VfL Oldesloe) wurde 31. der B-Jugend.

Charlotte Bauer versucht derweil, noch einen Testwettkampf vor der WM in ihrem Terminkalender unterzubringen. Womöglich wird sie ihr Debüt in der Ersten Bundesliga geben, sie hat sich deshalb dem Krefelder Kanu-Klub angeschlossen. Ihrem Heimatverein bleibt sie trotzdem treu. In allen Einzelrennen startet Bauer weiter für den FC Voran Ohe.