Die Oberligafußballer feiern mit dem 2:1 beim TSV Sasel erstmals seit 368 Tagen wieder einen Sieg auf gegnerischem Platz.

Oststeinbek. Alles stand plötzlich wieder auf wackeligen Beinen: die Führung, der Sieg, der Klassenverbleib, und irgendwie auch jeder Spieler. Der TSV Sasel hatte den Anschlusstreffer erzielt und das Kellerduell der Fußball-Oberliga zu einer Zitterpartie gemacht, eine halbe Stunde Hoffen und Bangen. Auf dem staubigen Grand kämpften elf Mann für den Oststeinbeker SV ums Überleben. Man kann sich vorstellen, wie groß ihre Erleichterung war, als Schiedsrichter Christopher Haase (VfL Pinneberg) abpfiff und der 2:1 (1:0)-Sieg beim Schlusslicht feststand.

Gewonnen ist noch nichts, aber zumindest wirkte die Zuversicht von Mittelfeldmann Michael Weiß halbwegs glaubhaft, als er nach dem Spiel im Kreis seiner Kollegen das Wort ergriff. "Wir schaffen das!", rief er, und tatsächlich gibt es trotz des schwierigen Restprogramms allen Grund zur Hoffnung. Womöglich reicht es schon, von den fünf ausstehenden Partien nur die vermeintlich einfachste Aufgabe zu Hause gegen den SV Rugenbergen zu lösen, um den viertletzten Tabellenplatz zu verteidigen. Vor allem der vier Punkte entfernte Verfolger USC Paloma ist allerdings zu beachten, weil die Barmbeker noch zweimal häufiger spielen dürfen als der OSV.

Die Situation bleibt also angespannt, der Jubel fiel zurückhaltend aus, ein wenig vielleicht auch aus Respekt vor den nun endgültig als Absteiger feststehenden Saselern. "Es ist nicht so, dass ich jetzt weine vor Glück", sagte Stefan Kohfahl, was insofern ein bemerkenswerter Ausspruch war, als dass der Trainer unter einer Hornhautentzündung im linken Auge leidet. Vom Arzt hat er die Empfehlung erhalten, zugunsten des Heilungsprozesses Fußballplätze erst einmal zu meiden. Kohfahl: "Aber ich hätte es nicht ausgehalten, zu Hause herumzusitzen."

Was sein gesundes Auge am Parkweg zu sehen bekam, war zunächst ein überlegener Auftritt der Gäste. Eine Viertelstunde dauerte es bis zur ersten großen Möglichkeit, dann traf Fatih Okur Pfosten (15. Minute) und Latte (29.). Pech für den OSV, bis die Stormarner von einer Fehlentscheidung profitierten, einer ihnen fälschlicherweise zugesprochenen Ecke. Okur flankte, Seyhmus Atug köpfte - 1:0 (32.).

Die zweite Halbzeit hatte kaum begonnen, da kam es noch besser für Oststeinbek: Befreiungsschlag von Johann Stenzel auf den freistehenden Felix Rehr, der Stürmer verhedderte sich erst bei der Ballannahme, dann schoss er doch noch ins Tor (46.). Es hätte ein entspannter Nachmittag werden können ohne den Anschlusstreffer von Yannik Reinke (60.).

"Eine Stunde lang war das souverän von uns", sagte Kohfahl später, als der erste Auswärtssieg seit 368 Tagen (3:1 am 19. April 2011 beim Wedeler TSV) besiegelt war. "Dass wir nach dem Gegentor angefangen haben zu wackeln, ist in unserer Situation normal." Doch abgesehen vom Tor war Sasel nur in einer Szene richtig gefährlich, als Faik Algan einen Freistoß an die Latte schoss.

Am Abend feierten ein paar Oststeinbeker in Lübeck ihren Mannschaftskameraden Imad Mokaddem, Sieger des DFB-Futsal-Cups mit den Hamburg Panthers. Kohfahl hatte dem Mittelfeldspieler zähneknirschend freigegeben. In dieser Woche verzichtet der Coach zwischenzeitlich auf Gideon Knüppe, der Innenverteidiger soll zur Probe beim VfL Wolfsburg II trainieren. Stürmer Alexander Pohlmann wird indes doch nicht in die Regionalliga wechseln, sondern künftig für Oststeinbeks Oberligakonkurrenten SV Curslack-Neuengamme spielen.

Oststeinbeker SV: Werth - König, Knüppe, Stenzel, Atug - Schulz, Weiß - Okur (89. Grudzinski), Pohlmann, Jawla - Rehr (83. Meier).