“Würdige Meister“: Stormarner gewinnen “Endspiel“ gegen Jülich mit 9:7. Am 21. April soll Erfolg mit den Fans groß gefeiert werden.

Siek. Zum Schluss war alles ganz einfach. Routinier Wang Yansheng, 51, und Juniorpartner Daniel Cords, 18, fegten Ricardo Walther und Daniel Halcour von der Platte. Dann brauste ein Sturm des Jubels durch die Mehrzweckhalle. Die Tischtennisherren des SV Siek stehen im Zenit.

Deniz Aydin, 25, Mikkel Hindersson, 22, Jakob Asmussen, 24, und Irfan Cekic, 18, rannten in die Box, in der sich sogleich die Leiber auftürmten. 300 entrückte und verzückte Fans feierten ihre Lieblinge, die nach vier Stunden und 53 Minuten mit einem 9:7 über Verfolger TTC indeland Jülich den Titelgewinn in der Zweiten Bundesliga Nord perfekt machten. Zitternd unterschrieb Sieks Abteilungsleiter Stefan Zilz den Spielberichtsbogen und die Zahlen, die für ein kleines Dorf die Welt bedeuten.

Die Augen von Horst Maurer, Vorsitzender des Förderkreises Siek/Lütjensee, glänzten verdächtig. Seine Gedanken schweiften zurück ins Jahr 2003, als sich die Sieker noch unsicher ins Abenteuer Regionalliga gestürzt hatten. Mit der Verpflichtung des früheren Weltklassespielers Wang Yansheng gelang 2005 der große Wurf. Es war sein Name, der Asse aus der gesamten Republik und dem Ausland in den Kreis Stormarn lockte. 2007 folgte der Einzug in die Zweite Liga, in der sich der SV Siek zur zweiten norddeutschen Tischtennis-Hochburg nach Bremen (SV Werder) entwickelte. Dabei bewiesen die Verantwortlichen stets Augenmaß. Das machen sie auch jetzt, indem sie schweren Herzens auf den nicht finanzierbaren Aufstieg in die deutsche Tischtennis-Liga verzichten.

+++ Verband plant Reform der Zweiten Bundesliga +++

"We are the Champions", erklang aus den Lautsprechern. "Oh, wie ist das schön", sangen die Fans. Dann wurden die Schlägerholzer herumgereicht, auf denen sich die Meister mit ihrem Namenszug verewigten. Zur kleinen Feier hinterher beim Lieblings-Italiener in Großhansdorf brachten Hindersson und Asmussen ihre extra aus Kopenhagen und Aarhus angereiste Verwandtschaft mit.

Doch das war nur ein Vorgeschmack auf das, was die Tischtennisabteilung am 21. April im Anschluss an das letzte Heimtreffen gegen Union Velbert plant. "Dann fließt das Freibier in Strömen, dann lassen wir die Sau raus", kündigte Stefan Zilz an. Das Spiel am 22. April beim TTS Borsum sei ja zum Glück nicht mehr von Bedeutung.

Trennen muss sich die Anhängerschaft dann von Irfan Cekic, der aufgrund fehlender Perspektiven, beim SV Siek ins mittlere Paarkreuz zu rücken, zu Hertha BSC wechselt und zukünftig von Raphael Schulz aus der Zweiten Mannschaft ersetzt wird. "Bald will ich ein Spitzenspieler der zweiten Liga sein, deshalb ist der Abschied vom besten Publikum nun unumgänglich", erklärte der montenegrinische Meister, der den Fans als "Mr. Cool" in Erinnerung bleiben wird. Atemlose Stille zwischen den Ballwechseln herrschte und dann wieder Begeisterung, als Cekic mit seinen Schüssen fast aus der Hocke heraus gegen den gleichaltrigen Michael Servaty den vorentscheidenden Punkt zur 6:2-Führung erkämpfte. Dasselbe Spielchen wiederholte sich gegen Christian Strack, den der in der Rückrunde noch ungeschlagene Cekic ebenfalls hauchdünn bezwang.

Ein Höhepunkt jagte den anderen in der Sieker Mehrzweck-"Hölle", die Kopf stand, als Wang gegen Ricardo Walther alle Register seines (Aufschlag)-Könnens zog und dem zukünftigen Erstligaspieler den Ball nur so um die Ohren peitschte. Dabei hatte der Routinier schon wie ein Verlierer gewirkt, als er beim 8:10 im letzten Durchgang in die Knie sank und hilflos die Arme ausbreitete.

Danach würden es die Dänen endgültig richten, dachten alle, doch es kam anders. Im fünften Durchgang schon 1:7 in Rückstand geraten, erkämpfte sich Asmussen gegen Halcour einen Matchball, dann verschoss er eine Vorhand - 10:12, Entscheidung vertagt.

Die lag dann in den Händen von Daniel Cords, der sich einen irre spannenden vierten Satz mit Servaty lieferte (19:17), um dann den fünften nach 3:10-Rückstand 9:11 zu verlieren. "Es ist richtig, Geduld mit ihm zu haben. Schon nächste Saison wird Cords solche Partien gewinnen", glaubte der Jülicher Thomas Brosig hinterher.

Mit viel Applaus bedachte die Kulisse auch die vielen gelungenen Aktionen der Gäste. Der Jülicher Coach Johannes Dimmig sog die faire Atmosphäre ein: "Es war toll, hier spielen zu dürfen", sagte er. "Der SV Siek ist ein würdiger Meister."