Der Ahrensburger Verein Yawara bietet jetzt die asiatische Kampfkunst Tai-Chi neu an. Trainer ist der Chinese Feng Li, Träger des 6. Meistergrades

Ahrensburg. Die Faust schießt heraus, zielt genau auf den Oberkörper des Gegners. Eine blitzschnelle Drehung der linken Schulter lässt sie jedoch komplett ins Leere laufen. Plötzlich ist die rechte Körperseite des Gegenüber näher am Mann. Ein Konter würde schnell und hart durchkommen. "Schlag dann, wenn du in einer bequemen Situation bist, dein Gegner in einer unbequemen. Nutze die Kraft desjenigen, der dich angreift", sagt Feng Li, Trainer der klassischen chinesischen Kampfkunst Tai-Chi. Mit 29 Jahren ist er bereits Träger des 6. Meistergrades (Dan). Seit Kurzem bietet er in den Räumlichkeiten der Selbstverteidigungsgemeinschaft Yawara e.V. in Ahrensburg den 130 Mitgliedern die neue Sparte Tai-Chi an.

Die Ruhe bewahren, wenn man provoziert wird. Entspannt sein bei Bedrohungen - das setzt innere Stärke voraus. Tai-Chi ist eine Kampfkunst, die dieses Charaktermerkmal entwickelt. Die Fähigkeit zur Konzentration, zur Wahrnehmung des eigenen Körpers wird bei jedem Training intensiv geschult. Jeder Bewegungsablauf zieht sich einheitlich über den ganzen Körper. Langsam und fließend ausgeführte Bewegungen bilden die Grundlagen des Tai-Chi. "Ziel ist es, aus den langsamen Bewegungen schnelle zu machen. Erst wenn jedes Detail sitzt, wenn alle Bewegungen zur Einheit geworden sind, wird auf die schnelle Qi-Form des Tai-Chi übergegangen", sagt Li. Diese Variante der Kampfkunst ist verstärkt auf Selbstverteidigung ausgelegt.

Seine eigene Mitte finden und den Schwerpunkt dort halten, ist eine der Anforderungen im Tai-Chi. Bewegt sich die rechte Körperhälfte nach vorne, geht die linke fließend nach hinten. Die ganzkörperliche Bewegung verläuft in einer Art S-Form. Der Vergleich mit einem Kugelstoßer ist zulässig. Bei der Wurfbewegung bildet der Körper eine fließende Einheit, um der Kugel die optimale Kraft mit auf den Weg zu geben. Ein weiteres Detail unterscheidet Tai-Chi von vielen anderen asiatischen Kampfsportarten - die Anspannung beim Schlag. "Auf dem Weg zum Gegner ist der Arm locker, die Muskulatur entspannt. Erst kurz vor dem Kontakt ist der Körper bis auf die letzte Faser angespannt", sagt Li. In China spricht man von der sogenannten Baumwoll-Faust.

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Ein besonderer Aspekt steht beim Tai-Chi für viele Anhänger dieser Kampfkunst im Vordergrund. Es stärkt die körpereigene Energie, fördert die Durchblutung und verbessert die Organfunktionen sowie die Tiefenatmung. Tai-Chi ist geeignet für alle Menschen, unabhängig vom Alter oder Fitnesszustand. "Egal, ob Anfänger oder Fortgeschrittener, das Training wird auch innerhalb einer Gruppe individuell auf jeden eingestellt", sagt Li.

Seit mehr als 25 Jahren ist Yawara spezialisiert auf asiatischen Kampfsport und spirituelle Kampfkunst. "Wir versuchen, den typischen deutschen Verein mit asiatischer Philosophie und Kultur in Einklang zu bringen", sagt Kung-Fu-Trainer Adrian Weiskeller. Die Kampfkunst-Gemeinschaft befindet sich in einem tristen, zweistöckigen Hinterhofgebäude an der Hamburger Straße 16. Die Räumlichkeiten hingegen sind liebevoll nach asiatischem Vorbild mit Wandschmuck und Schriftzeichen eingerichtet. Zwei Dojos, der japanische Begriff für die Übungsräume, verteilen sich auf beide Stockwerke. Yawara bietet Kick- und Thaiboxen, Karate, Jiu-Jitsu, Aikido, und Kung-Fu und neuerdings eben auch Tai-Chi an. Der Tai-Chi-Kursus findet am Sonnabend von 15 bis 16.30 Uhr statt. Der Monatsbeitrag beträgt 37,50 Euro für Erwachsene, Kinder und Jugendliche zahlen einen ermäßigten Beitrag. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.