Erstmals gibt es einen Selbstverteidigungskursus für Menschen ab 60 beim Ahrensburger TSV. Anmeldung für den Kurs ist noch möglich.

Ahrensburg. Die Zahl der Einbrüche, Überfälle und Diebstähle steigt, in vielen Situationen wird die Zivilcourage der Menschen auf die Probe gestellt. Dabei lauert die Gefahr überall: Ob in einer dunklen Nebenstraße, im Treppenhaus oder in der Tiefgarage. Gewalttäter bevorzugen hilflose, schwach erscheinende Opfer und oft auch ältere Menschen. Gerade in der dunklen Jahrszeit werden viele Straftaten begangen. Der Ahrensburger TSV reagiert darauf: Der Sportverein möchte für mehr Sicherheit sorgen und bietet erstmals einen Selbstverteidigungskursus für Senioren an.

Sabine Blöcher hat den schwarzen Gurt im Judo und Ju-Jitsu. Die 49-Jährige leitet den Unterricht mit Hans-Günter Goltz, 55. "Wir wollen älteren Menschen selbstbewusstes Auftreten vermitteln und ihnen zeigen, wie sie sich in Gefahrensituationen zu verhalten haben. Viele machen den Fehler, sich schnell einschüchtern zu lassen", sagt die Kampfsportlerin.

Ein Spazierstock oder ein Schlüssel werden zur Verteidigung eingesetzt

Der Kursus richtet sich an Menschen ab 60 Jahren. Die beiden Leiter achten darauf, dass die Übungen an das Alter angepasst sind. Hans-Günter Goltz: "Wir nehmen auf die körperliche Fitness der Teilnehmenden Rücksicht. Sollte eine Abwehrtechnik nicht ausführbar sein oder auch einfach nicht verstanden werden, ist es unsere Aufgabe, Alternativen zu überlegen. Es braucht niemand die Befürchtung zu haben, überfordert zu werden."

Alltägliche Dinge wie ein Spazierstock, ein Regenschirm oder ein Schlüssel können zur Verteidigung eingesetzt werden. Dabei fließen viele Bewegungen aus dem Ju-Jitsu mit ein. Dieser Begriff bedeutet übersetzt "die Kunst des Nachgebens". Die Sportart setzt sich zusammen aus Elementen des Judo, Karate und Aikido - es kommen unterschiedliche Schlag-, Tritt-, Wurf- und Hebeltechniken zum Einsatz.

+++ Anmeldung läuft +++

Beim Ju-Jitsu liegt der Schwerpunkt in der Defensive: Man nimmt die Kraft des Angreifers auf und kann dadurch auch gegen einen körperlich Überlegenen gewinnen. "Dieser Kurs soll für ältere Menschen eine Anregung sein. Wir wollen erreichen, dass sie sich mit dem Gedanken der Selbstverteidigung beschäftigen", sagt Hans-Günter Goltz, der den braunen Gürtel im Ju-Jitsu besitzt. Er weiß: "Es ist schwer, alles in nur sechs Tagen in Fleisch und Blut übergehen zu lassen. Die Übungen müssen regelmäßig wiederholt werden."

Die ersten Anmeldungen sind schon eingegangen. Darunter ist auch ein Ehepaar, beide schon über 80 Jahre. "Wir erhoffen uns mehr Sicherheit in der Dunkelheit", sagt der Mann, "mit zunehmendem Alter sind wir nicht mehr so gerne draußen und verpassen dadurch auch Veranstaltungen. Wir möchten wissen, wie wir uns in einer Gefahrensituation richtig zu verhalten haben und nicht vielleicht sogar das Falsche tun. Ein bisschen mehr Selbstvertrauen wäre schön."

Übungen stärken das Gleichgewicht und die Koordinationsfähigkeit

Sabine Blöcher gibt bereits seit 14 Jahren Kurse für Frauen. "Ich habe viele schlimme Geschichten erzählt bekommen", sagt sie, "die Gefahr droht nicht nur von außen, es sind auch oft nahestehende Personen, die zu Gewalttätern werden." Die Nachfrage ist stets groß, weshalb sie beschloss, den Unterricht erstmals auch für Senioren anzubieten. Dafür hat sie sich ein individuelles Programm überlegt: "Die Verteidigung am Boden werden wir aufgrund der Verletzungsgefahr komplett weglassen. Dafür führen wir Übungen zur Stärkung des Gleichgewichts und der Koordinationsfähigkeit sowie zur schnelleren Reaktion vor."

1996 machte Sabine Blöcher, die seit 35 Jahren Wettkämpfe im Judo bestreitet, ihren Trainerschein in der japanischen Kampfsportart. Ju-Jitsu lernte sie auch durch Judo kennen. Auf der Straße musste sie ihr Können bisher nicht einsetzen: "Zum Glück ist mir noch nie etwas passiert. Ich gehe der Gefahr aber auch gezielt aus dem Weg. Es ist immer wichtig, sein direktes Umfeld im Blick zu haben: Im Restaurant setze ich mich zum Beispiel nie mit dem Rücken zur Tür, und auch beim Telefonieren mit dem Handy achte ich auf die Umgebung."

Die Kursleiter arbeiten am liebsten mit 20 bis 30 Teilnehmern. Hans-Günter Goltz: "Wenn es mehr werden, ist es schwer, auf die Senioren im Einzelnen einzugehen."