Das Breitensportspektakel des SSC Hagen Ahrensburg hat mit 1016 Startern erstmals die Schallmauer von 1000 Teilnehmern durchbrochen

Ahrensburg. Zum zweiten Frühstück gibt es Bockwurst, aber die muss erst einmal warten. Es ist kalt auf dem Schulhof am Dänenweg, norddeutscher Winter eben. Wichtiger als eine warme Mahlzeit ist die dicke Jacke. Und mit leerem Mund spricht es sich ja auch besser, Udo van Stevendaal nutzt den Moment für ein Lob. "Es waren perfekte Bedingungen, die Strecke in hervorragendem Zustand", sagt er. "Besser geht es nicht." Der Mann macht ein zufriedenes Gesicht, er ist Zweiter geworden im Rennen über 9700 Meter. Den überlegenen Sieger Claudius Michalak hatte er zwar schon nach dem ersten Kilometer aus den Augen verloren, aber der ist schließlich auch erst 27. "Er spielt in einer anderen Liga", sagt van Stevendaal, 43, anerkennend und freut sich beim 34. Lümmellauf des SSC Hagen Ahrensburg über seine neue persönliche Bestzeit (33:30 Minuten).

Das Rennen heißt wie die Bockwurst, der "Hagener Lümmel", den es im Ziel für jeden Läufer gibt. Es existiert keine Erhebung, ob die Veranstaltung der guten Verpflegung wegen Jahr für Jahr immer noch ein bisschen beliebter wird. Aber es gibt Zahlen, die den Ansturm der Laufbegeisterten dokumentieren. Zum ersten Mal fiel die Schallmauer von 1000 Teilnehmern, genau 1016 erreichten nach Veranstalterangaben das Ziel. Während andernorts das Interesse nach vielen Rekordjahren nachlässt, wuchs das Feld in Ahrensburg im Vergleich zum Vorjahr demnach um zehn Prozent.

Viele Hobbyathleten schätzen das familiäre Ambiente, aber auch immer mehr Leistungssportler nutzen das Rennen als ersten Test früh in der Saisonvorbereitung. Vor allem die Triathleten, eine besonders zähe Fraktion, sorgen für gute Ergebnisse, so wie van Stevendaal. 2010 hatte es der Ahrensburger bis zum Ironman-Weltfinale nach Hawaii geschafft. Seitdem lässt er es zwar etwas ruhiger angehen, hat mit dem Ostseeman in Glücksburg für dieses Jahr aber schon wieder ein großes Ziel vor Augen: "Das soll mein Saisonhöhepunkt werden."

Der Physiker geht in Zukunft auch für den TSV Bargteheide in der Landesliga an den Start, in einer neu gegründeten Mannschaft. Der Klub stellt außerdem ein Frauenteam, an dessen Spitze Bettina Lange steht, die Welt- und Europameisterin in der Seniorenklasse. Beim Lümmellauf wurde sie Dritte.

Dietlinde Schosnig, unterwegs im Trikot des SV Großhansdorf, wagte sich gleich zu Jahresbeginn auf die lange Strecke, 19 Kilometer. Die Krankenschwester war 2011 auf Hawaii, bestritt dort eines von bislang erst zwei Langdistanzrennen ihrer Karriere. In Ahrensburg feierte sie nun den Sieg, nach 1:21,04 Stunden mit drei Minuten Vorsprung. Sogar um fünf Minuten schüttelte im Klassement der Männer Dennis Mehlfeld vom Lübecker SC seine Verfolger ab und verteidigte seinen Titel in 1:05,21 Stunden erfolgreich. Ausnahmsweise also mal kein Triathlet, sondern ein Spezialist, der siegte, aber auf der Kurzstrecke über 5300 Meter hatten dann wieder Ausdauer-Dreikämpfer die Nase vorn - bei den Männern Tobias Melnyk (Möllner SV), bei den Frauen Stina Mick, Nachwuchskraft beim TSV Bargteheide.

Wer nach dem "Hagener Lümmel", der Bockwurst also, noch Lust auf einen Nachtisch hatte, bekam gleich neben dem Zieleinlauf auch wieder Süßes. Kuchen, von Freiwilligen selbst gebacken und verkauft für den guten Zweck. 600 Euro kamen in die Kasse, das Geld geht nun per Spende an den Schulverein der Grundschule am Hagen.

Peter Waterstradt, vor Ort der Mann am Mikrofon und einer der Organisatoren, wusste noch mehr Erfreuliches zu berichten, nämlich dass es auf der Strecke zu keinerlei Zwischenfällen gekommen sei. Selbstverständlich ist das nicht, zumal bei Frost, wenn es hier und dort schon einmal glatt sein kann. Doch während der Lümmellauf auch nach mehr als dreieinhalb Jahrzehnten an Beliebtheit noch zulegt, sind die Jobs im Helferteam weniger begehrt. "Wir sind fast alle im Rentenalter und brauchen dringend Unterstützung von jüngeren Leuten", so Waterstradt.

Vor allem für die anstehende 35. Auflage wird Hilfe dringend benötigt, weil am Dänenweg in ein paar Monaten die Bagger anrollen. Ein Teil der Schulgebäude soll abgerissen werden, im Januar 2013 wird es deshalb an Umkleide- und Duschräumen fehlen. "Noch ist völlig unklar, ob und wie wir dann alles hinbekommen", sagte Waterstradt und ist doch zuversichtlich: "Wir wollen den Lauf aber unbedingt möglich machen." Damit die Sportler auf ihre jährliche Bockwurst zum zweiten Frühstück nicht verzichten müssen.