Die EM-Norm verpasst der Zehnkämpfer des Ahrensburger TSV in Ratingen wegen der widrigen Bedingungen jedoch deutlich

Ahrensburg. Auf den letzten 1500 Metern nahm Matthias Prey den Kampf noch einmal auf, gegen den inneren Schweinehund, gegen die schlechten Bedingungen, für ein gutes Gefühl. Im Ziel, mit 7672 Punkten ein gutes Stück von seiner persönlichen Bestleistung entfernt und bei der finalen deutschen Vorausscheidung ziemlich weit weg von der Qualifikationsnorm für die Europameisterschaften, konnte er sich deshalb trotzdem der Creme der Athleten des Mehrkampf-Meetings von Ratingen zuordnen, ohne in den Verdacht der Schönrednerei zu geraten.

Der Zehnkämpfer im Trikot des Ahrensburger TSV musste sich nur den Kubanern Yordani Garcia (8288 Punkte) und Leonel Suarez (8243) sowie dem Österreicher Dominik Distelberger (7713) geschlagen geben und war auf Rang vier bester Deutscher - noch vor dem hoch gehandelten Norman Müller (Hallesche LAF; 7609).

Der Trend geht weiter nach oben für den ehemaligen Junioren-Europameister, das war nicht zu übersehen, obwohl er im Ergebnis hinter den 7797 Zählern von Bernhausen im Mai zurückblieb. "Ich gehöre zu der Elite, die diesen Wettbewerb trotz ungünstiger Umstände durchgestanden hat", sagte Prey, "das macht mich glücklich."

Der 21-Jährige startet im August bei einem Länderkampf gegen die USA

Und wenn es auch mit der EM-Teilnahme nicht geklappt hat, ist der Stormarner in ein paar Wochen doch international im Start. Am 7. und 8. August tritt er in Marburg zum Thorpe-Cup an, einem Länderkampf zwischen Deutschland und den USA. Drei Wochen später will er die Saison mit den deutschen Meisterschaften beenden.

Jetzt aber kommt erst einmal die angenehme Seite der Sportlerkarriere, fünf Tage Beine hochlegen, Regeneration nach den Strapazen von Ratingen. Es folgt die Analyse, die Prey durchaus auch selbstkritisch angehen wird, das deutete er schon an. "Nach dem ersten Tag war ich komplett unzufrieden und enttäuscht, weil ich nach den Trainingsergebnissen etwas anderes erwartet hatte", sagte er. "Zum Glück konnte ich das schnell abhaken und habe mich gefangen. Der Zehnkampf war nicht ganz nach meinen Vorstellungen, aber insgesamt kann ich zufrieden sein."

Sein Ziel bleibt die Schallmauer von 8000 Punkten

Der 21-Jährige ist eher ein Mann für die heißen Sachen, selbst bei 40 Grad fühlt er sich im Wettkampf noch wohl, das nasskalte Wetter von Ratingen aber lag ihm nicht. "Solche Bedingungen sind gewiss nicht leistungsfördernd", sagte Prey, "und das wirkt sich dann auch leicht auf die Motivation aus." Am Ende aber war es der ATSV-Athlet, der sich von allen Deutschen noch am besten mit den Verhältnissen arrangierte. Und immerhin kam eine Punktzahl heraus, die Prey in der gesamten vergangenen Saison nicht erreicht hatte.

Jetzt, da es so gut läuft für ihn, plant der vor der Saison vom Hamburger SV gekommene Neu-Ahrensburger den Fortgang seiner Sportlerlaufbahn. Seine Zeit als Zivildienstleistender ist gerade abgelaufen, nun will er sich vielleicht doch noch bei der Bundeswehr um die Aufnahme in die Sportfördergruppe bewerben. Alternative ist ein Studium des Wirtschaftsingenieurswesens. Das Karriereziel als Athlet bleibt erst einmal die Schallmauer von 8000 Punkten. Preys Optimismus, es schon bald zu erreichen, ist wieder ein bisschen größer geworden, und dass er bereit ist zu kämpfen, hat er auf den letzten 1500 Metern von Ratingen ohnehin eindrucksvoll gezeigt.

Matthias Preys Zehnkampf: 100 Meter: 11,45 Sekunden; Weitsprung: 7,36 Meter; Kugelstoßen: 14,44 Meter; Hochsprung: 1,85 Meter; 400 Meter: 51,07 Sekunden; 110 Meter Hürden: 14,86 Sekunden; Diskuswurf: 46,30 Meter; Stabhochsprung: 4,30 Meter; Speerwurf: 62,28 Meter; 1500 Meter: 4:39,63 Minuten