Der SSC Hagen Ahrensburg rüstet sich nach dem Aufstieg für seine erste Saison in der Fußball-Verbandsliga

Ahrensburg. Am Ende einer langen Karriere, nach fünf Knieoperationen, hängte Dirk Rau dann doch noch ein Jahr dran. Die vielleicht beste Entscheidung seiner Laufbahn, viele Gründe trugen dazu bei. Da war die junge Mannschaft mit dem großen Potenzial, der neue Trainer mit dem überzeugenden Konzept, der Verein mit seiner glänzenden Perspektive. Und vor allem: Der Hunger auf Erfolg.

An Rau, 38, ab sofort Fußballspieler außer Dienst, lässt sich vielleicht am besten zeigen, was den SSC Hagen Ahrensburg ausmacht im Frühsommer 2010, nach einer Saison, wie sie der Klub wahrscheinlich nicht wieder erleben wird. Vier Teams aus dem Erwachsenenbereich gewannen in ihren Klassen den Meistertitel, Rau triumphierte mit der Ligamannschaft. Zehn Jahre lang hat der Stürmer seine Knochen hingehalten an der Hagener Allee. "Weil wir eine Einheit sind aus guten Fußballern, die auch außerhalb des Platzes immer zusammenhalten", sagt er.

Torjäger Dirk Rau wird künftig Assistent von Trainer Georg Jobmann

Wer einmal beim SSC Hagen kickt, der geht so schnell nicht wieder weg. Und wer doch geht, kommt schon bald zurück. Gerrit Schmidt-Hartwigsen ist so ein Beispiel. Eine Halbserie nur hielt er in Hamburg beim USC Paloma aus, dann war er wieder da. Rau sagt: "Es ist mir persönlich wichtig, bei dieser Mannschaft zu bleiben." Der Torjäger, mit 20 Treffern erfolgreichster Schütze des Klubs im Meisterjahr, ist künftig Assistent von Chefcoach Georg Jobmann.

Die Mannschaft ist gewachsen über Jahre, bis auf zwei Ausnahmen haben alle schon gemeinsam im Jugendbereich des SSC Hagen gespielt. Hinter dem Erfolg, sagt Abteilungsleiter Günter Feigl, verberge sich eine Philosophie, die nicht einzelne Teams, sondern den Verein als Gesamtheit in den Mittelpunkt stelle. Bei den Ahrensburgern spielt niemand des Geldes wegen, auch in Zukunft gibt es bis auf die Erstattung von Fahrtkosten zu den Auswärtsspielen keine finanziellen Zuwendungen an die Kicker. Nach jetzigem Stand werden bis auf Rau und eventuell Marius Mews, der einen Auslandsaufenthalt plant, dennoch alle Spieler bleiben. Es war der Wunsch der Mannschaft, weiter für den Verein aufzulaufen statt für Bares.

Im Moment des Triumphs arbeiten die Verantwortlichen gleichwohl an professionelleren Strukturen. "Wir müssen die Euphorie jetzt nutzen", sagt Trainer Jobmann. Der Verein intensiviert mit Verweis auf die jüngsten Titel die Sponsorensuche, um mit höheren Einnahmen beispielsweise die Qualität der Ausrüstung zu verbessern. Im Umfeld ist aktuell die Position eines Ligaobmanns ausgeschrieben.

Nur in der Mannschaft wird es kaum Veränderungen geben. "Den einen oder anderen alten Hasen mit höherklassiger Erfahrung könnten wir aber gebrauchen", sagt Rau, und so wird es wohl auch kommen, denn mit punktuellen Verstärkungen hat der Klub in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht. Erik Eichler, vor der Saison von Union Sanitz gekommen, ist so ein Beispiel. "Er hat für einigen frischen Wind gesorgt", sagt Betreuer Michael Block. "Das hat uns gut getan."

Die Mannschaft feiert den Aufstieg am Wochenende im Hofbräuhaus

114 Tore stehen in der Statistik der Mannschaft, die von vornherein als einer der großen Favoriten auf den Kreisligatitel gehandelt worden war nach dem knapp verpassten Aufstieg in der Vorsaison. "Da waren wir noch nicht reif genug", sagt Block, "haben uns von Niederlagen noch zurückwerfen lassen, uns fehlte das Sieger-Gen." Ein großer Anteil, dass es nun geklappt habe, so Rau, gehöre Jobmann, der in seinem ersten Jahr beim SSC Hagen auf Anhieb den Titel gewann - mit nur drei Saisonniederlagen. Der Trainer selbst stellt seine Spieler in den Mittelpunkt. "Ich bin sehr stolz auf die Jungs", sagt er, "aber auch der ganze Verein hat sich diesen Erfolg verdient."

Der entscheidende Sieg gelang am vorletzten Spieltag beim TuS Hoisdorf, dort, wo die Ahrensburger bis dahin immer leer ausgegangen waren. Als der bislang größte Triumph des Vereins perfekt war, luden mit Daniel und Christian Lantz zwei Spieler zu sich nach Hause ein. Es folgten eine große Sause auf dem Sportgelände und eine Ausfahrt nach Pelzerhaken, ein letzter Partytermin steht am kommenden Wochenende im Hofbräuhaus in Hamburg noch aus.

Mit dem Aufstieg in die Verbandsliga Süd-Ost hat der SSC Hagen nun sogar den großen Traditionsklub VfL Oldesloe überholt, doch in Ahrensburg nehmen sie davon nur wenig Notiz. "Ob wir die Nummer fünf, die Nummer drei oder die Nummer eins im Kreis sind, spielt für uns keine Rolle", sagt Feigl. "Wir wollen ganz in Ruhe kontinuierlich arbeiten und als Verein wachsen. Entscheidend ist doch, dass der Erfolg uns zeigt, mit unserer Strategie richtig zu liegen."

Für Jobmann war die Saison "der reinste Wahnsinn", für Feigl schlicht "atemberaubend", für Rau der Zeitpunkt aufzuhören, wenn es am schönsten ist. Als neuer Co-Trainer will der Torjäger von einst der Mannschaft helfen, "wir müssen in der Verbandsliga cleverer werden", sagt er. "Abstiegssorgen aber werden wir uns mit Sicherheit nicht machen müssen."

Für Mitte August ist die Premiere in Liga sechs geplant, wie immer werden sich die Ahrensburger auch vor diesem Spiel im Kreis aufstellen. "Alle für einen", brüllen sie dann. "Besonders einfallsreich ist das ja nicht", sagt Rau. Ein Spruch, der noch besser zum SSC Hagen Ahrensburg passt, ist aber auch ihm noch nicht eingefallen.