Adelbert Fritz (59) ist seit sechs Jahren Vorsitzender des SV Preußen Reinfeld.

Abendblatt:

Herr Fritz, die Mitgliederzahl des SV Preußen ist von 2500 vor fünf Jahren auf aktuell 2150 gesunken, andere Klubs haben ähnliche Probleme. Hat das Vereinswesen in seiner bisherigen Form ausgedient?

Fritz:

Bei uns ist mit der letzten Beitragserhöhung ein gewisser Reinigungsprozess eingetreten. Da stellen die Mitglieder zum Beispiel fest, dass sie einen Familienbeitrag zahlen, aber nur noch einer unser Angebot nutzt. Die Zahlen haben aber auch mit der wirtschaftlichen Entwicklung zu tun. Und sicher ist es auch so, dass viele ein bisschen vereinsmüde sind. Unsere Aufgabe ist es, da gegenzusteuern, und ich habe das Gefühl, dass wir den Negativtrend in diesem Jahr stoppen werden.

Abendblatt:

Welche Ideen haben Sie bereits entwickelt?

Fritz:

Wir müssen neue Angebote machen, da tut sich zum Beispiel in der Selbstverteidigung für Senioren und im Bereich Gesundheit und Fitness einiges. Und wir müssen uns auf den Generationenwechsel einstellen, mehr für die Älteren tun, aber dabei die jungen Menschen nicht vergessen. Die Zukunft gehört dem Kursussystem, bei dem die Sportler für einen bestimmten Zeitraum einen festen Betrag zahlen, ohne bei uns Mitglied zu werden.

Abendblatt:

Mehr Angebote, das heißt auch, dass Sie mehr Sportstätten benötigen.

Fritz:

Das ist ja unser größtes Problem im Moment. Die Sporthalle der Matthias-Claudius-Schule wird abgerissen. Bis der Neubau fertig ist, müssen unsere Gruppen Kompromisse eingehen. Die Sportler müssen jetzt Solidarität zeigen, statt aus Frust den Verein zu verlassen und so dessen finanzielle Möglichkeiten weiter zu begrenzen. Wir bemühen uns immer mehr auch um andere Räumlichkeiten, weil die Hallenkapazitäten nicht ausreichen.

Abendblatt:

Sie sehen sich häufig die Fußballspiele des SV Preußen an, sind aber auch in den anderen Sparten immer wieder zu Gast. Welchen Sport treiben Sie eigentlich selbst?

Fritz:

Ich versuche, einigermaßen regelmäßig zu unserer Männergymnastik zu gehen. Das ist eine wirklich lustige Gruppe, wir haben viel Spaß und tun dabei etwas für die Gesundheit.

Abendblatt:

100 Jahre SV Preußen: Was sind Ihre drei Wünsche zum Geburtstag?

Fritz:

Erstens eine positive Entwicklung für den Verein, zweitens für mich Gesundheit und Zeit, um noch länger als Vorsitzender mit meiner Mannschaft zusammenarbeiten zu können. Und drittens eine gute Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung, um doch erreichen zu können, dass zusätzliche Hallenkapazitäten und vielleicht sogar einen Kunstrasenplatz für die Fußballer geschaffen werden.