Fußball-Spartenleiter Günter Feigl spricht nach dem Aufstieg des SSC Hagen Ahrensburg über das Abenteuer Schleswig-Holstein-Liga.

Ahrensburg. Die Partystimmung beim SSC Hagen Ahrensburg weicht eine Woche nach dem großen Triumph und dem Aufstieg langsam der Vorfreude auf die Schleswig-Holstein-Liga. Der überraschende Erfolg, der größte der Vereinsgeschichte, bedeutet für die Verantwortlichen aber vor allem eines: viel Arbeit. Veränderungen und Verbesserungen werde es geben, aber in Maßen, sagt Fußball-Spartenleiter Günter Feigl im Interview mit der Stormarn-Ausgabe. An seiner Philosophie eines familiären Klubs will er festhalten - und anders als die Konkurrenten auch in Zukunft kein Geld an Spieler zahlen.

Hamburger Abendblatt:

Herr Feigl, wie haben Sie den Aufstieg gefeiert?

Günter Feigl:

Erstens war ich ja mit beim Spiel gegen den TSV Schilksee, und dann haben wir dort noch ein bisschen Stimmung gemacht. Hinterher hatte die Mannschaft ihre Feier in der Mehrzweckhalle, da war die Spartenleitung auch eingeladen. Ich war nicht so lange da, weil ich am nächsten Morgen arbeiten musste, aber ich glaube, es war nicht so schlecht. Die Jungs wissen, wie man feiert, und das haben sie sich verdient.

Nach dem Sieg gegen Schilksee haben die Spieler ziemlich ausgefallene T-Shirts angezogen. Wurde schon darüber nachgedacht, die Mannschaft künftig in rosafarbenen Trikots spielen zu lassen?

Feigl:

(lacht) Ich glaube, das war mehr eine Idee der Trainer. Das war ganz lustig und kam gut an, auch bei den Jungs. Wie das im Hagen eben so ist: Es gibt so witzige Sachen, die in gewissen Situationen entstehen. Aber trotzdem werden wir unsere Vereinsfarben natürlich beibehalten.

Manches wird sich nach dem Aufstieg ändern müssen. Was gehen Sie zuerst an?

Feigl:

Die Mannschaft hat mir schon am Abend nach dem Spiel gesagt, sie habe ihren Job erledigt und jetzt sei die Spartenleitung dran. Es ist klar, dass es Dinge gibt, die anders geregelt werden müssen in der Schleswig-Holstein-Liga. Wir sagen nicht, wir steigen auf und gucken mal, was wird, sondern wir wollen und müssen was verändern. Die finanzielle Situation muss sich verbessern, und da gibt es noch viele andere Punkte.

Welche Wünsche hat die Mannschaft konkret geäußert?

Feigl:

Die Mannschaft hat natürlich eine gewisse Erwartung, aber nicht, dass es Geld gibt für jeden einzelnen Spieler. Aber sie wollen, dass wir rüberbringen, jetzt Schleswig-Holstein-Liga zu spielen. Ich denke da zum Beispiel an die Auswärtsfahrten, dass man einen Bus hat. Da kommen Kosten auf uns zu.

Können Sie überhaupt schon sagen, wie teuer so eine Saison wird?

Feigl:

Noch nicht. Aber wir werden uns jetzt zügig zusammensetzen und einen Etat erstellen. Da werden wir auch darüber sprechen müssen, wie wir mit der ersten Herren insgesamt umgehen. Wir haben es bisher immer so gehalten, und dabei soll es auch bleiben, dass die gesamte Abteilung wichtig ist. Aber wir wissen auch, dass die Mannschaft in irgendeiner Form ein bisschen mehr Engagement aus dem Umfeld fordert. Das ist ja auch klar, denn sie ist unser Aushängeschild. Es gibt außerdem Ideen, hier auf der Anlage etwas zu verändern. Es geht darum, dass wir zum Saisonstart gut aufgestellt sein müssen.

Bisher bekommen die Spieler beim SSC Hagen kein Geld. Es heißt, Sie würden hinschmeißen, sollte sich daran etwas ändern. Müssen Sie umdenken, um in der Schleswig-Holstein-Liga konkurrenzfähig zu sein?

Feigl:

Meine Philosophie haben Sie ganz gut wiedergegeben, und dabei werde ich auch bleiben. Meine Aussage ist schon, wenn hier Spieler bezahlt werden, dann werde ich das nicht mittragen. Wie das dann ausgeht, ist eine andere Frage, denn es ist nicht meine Art, einfach hinzuschmeißen. Es ist auch nicht so, dass die Mannschaft gar nichts bekommt, wir wollen ihr schon was bieten und wenigstens ein kleines Budget haben, das wir ihr zur Verfügung stellen können. Zum Beispiel Gutscheine, wenn die Spieler Schuhe brauchen. Aber das ist noch nicht konkret, denn ein bisschen überrascht sind wir von dem Aufstieg schon. Vor fünf Wochen sah es doch noch so aus, als hätten wir überhaupt keine Chance mehr.

Wie sehr wollen Sie eigentlich diese Schleswig-Holstein-Liga? Gibt es da manchmal Gedanken, eine Etage tiefer wäre alles viel einfacher?

Feigl:

Nein, solche Gedanken gibt es überhaupt nicht. Ich könnte jetzt natürlich schlaumeiern und sagen, als ich damals Spartenleiter wurde, war die Schleswig-Holstein-Liga unser Ziel. Und es ist schon so, dass wir gesagt haben, wenn wir diesen Aufstieg hinkriegen können, mit diesem Verein und seiner Jugendarbeit, dann ist das eine geile Sache. Trotzdem wissen wir, dass es eine große Herausforderung wird. Da werde ich den Spielern auch sagen müssen, dass es mit den Verbesserungen nicht von heute auf morgen geht. Aber wir tun alles, um das vernünftig hinzubekommen.

Sie haben die Sponsoren angesprochen. Der Verein hat im vergangenen Jahr eine Imagekampagne angestoßen. Spüren Sie schon einen Effekt?

Feigl:

Ein bisschen was haben wir erreicht, aber es ist definitiv zu wenig. Aber das ist auch so eine Sache, bei der ich gemerkt habe, dass sie in andere Hände gelegt werden muss. Da werde ich mich einbringen, das wird mit meine Hauptaufgabe sein. Die Ideen sind da, jetzt geht es darum, die gute Situation mit dem Aufstieg zu nutzen.

Was die Sportanlage angeht, ist weder die Situation am Einlass noch die am Grillstand optimal.

Feigl:

Es ist einiges in der Diskussion, auch dass ein Zaun gebaut wird, weil die Anlage bisher frei zugänglich ist. Und wir wollen eine Hütte haben für unseren Grill. Das ist zum Beispiel eine Sache, die bis zum Saisonstart stehen soll. Aber wir müssen uns solche Maßnahmen immer erst von der Stadt genehmigen lassen. Das gilt auch für die wünschenswerten Veränderungen am Einlass. Für die Zukunft ist weiter ein zweiter Kunstrasenplatz im Gespräch.

Noch mal zurück zur Mannschaft: Der Trainer hat den Zusammenhalt und die Identifikation mit dem Verein gelobt, seine Frau hat für die Auswärtsfahrten Kuchen gebacken. Ist der SSC Hagen, obwohl er einer der größten Fußballklubs im Land ist, ein familiärer Verein?

Feigl:

Ja, das würde ich so sagen. Und das will ich auch so bewahren, dass ich immer das Gefühl habe, ich bin hier im SSC Hagen und nicht irgendwo anders, zum Beispiel beim FC Sylt, dem großen Gegensatz zu uns.

Was wünschen Sie sich für die erste Saison des SSC Hagen in der Schleswig-Holstein-Liga?

Feigl:

Es wäre schön, wenn wir ohne Probleme in der Klasse bleiben würden, ohne dass sich die Spieler gegenseitig zerfetzen, weil es nicht rund läuft. Das ist eine Gefahr nach einem Aufstieg, das wissen wir alle. Die Jungs sollen Spaß haben, und zwar diejenigen, die den Aufstieg auch geschafft haben. Wir müssen uns nicht verstärken. Ich kann ja nicht einem Spieler sagen, tut mir leid, wir haben jetzt einen Besseren auf deiner Position. Aber wir werden auch niemanden wegschicken, der von sich aus zu uns kommen möchte.