Die Fußballer aus Ahrensburg haben innerhalb von drei Jahren den Aufstieg aus der Kreis- in die Schleswig-Holstein-Liga geschafft.
Ahrensburg. Draußen war es schon wieder hell, als die letzten Spieler die große Aufstiegsparty verließen, und es wird wohl noch manche Feier folgen beim SSC Hagen Ahrensburg. Nach dem Aufstieg in die Schleswig-Holstein-Liga hat der künftige Trainer Jan Jakobsen zwei Festwochen ausgerufen, bevor die Vorbereitung auf die neue Fußballsaison beginnt. "Die Jungs sollen das jetzt richtig genießen", sagt er.
Nur zwei Jahre haben die Ahrensburger gebraucht, um aus den Niederungen der Kreisliga in Schleswig-Holsteins Eliteklasse vorzustoßen - zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte. Die Spieler schienen es selbst noch nicht ganz glauben zu können unmittelbar nach dem entscheidenden 2:1-Sieg gegen den TSV Schilksee, aber der Höhenflug des Klubs ist kein Zufall. Die Stormarn-Ausgabe nennt die sechs wichtigsten Gründe für den Erfolg.
+++ SSC Hagen gewinnt Landespokal +++
Die Jugendarbeit ist seit Jahren der wichtigste Faktor an der Hagener Allee, auch wenn der Nachschub hochklassiger A-Junioren im Moment ein wenig stockt. Allein im männlichen Nachwuchsbereich meldete der Verein in dieser Saison 22 Mannschaften, gehört damit landesweit zur Spitzengruppe. Die Ligamannschaft speist sich beinahe ausschließlich aus selbst ausgebildeten Talenten. Externe Neuzugänge wie Erik Lembke, Christopher Lindenau und Gordon Jokisch sind Ausnahmen, alle landeten nach Umzügen in den Norden eher zufällig beim SSC. "Ich hatte das Glück, viele junge Leute aus dem eigenen Verein zu bekommen, die ich formen konnte", sagt der scheidende Trainer Georg Jobmann. Für die Zukunft wichtig: Das A-Jugendteam bleibt nach einem harten Abstiegskampf nun doch in der Schleswig-Holstein-Liga.
Der Zusammenhalt in der Mannschaft gilt als ungewöhnlich stark. Zwar gibt es auch beim SSC Hagen Meinungsverschiedenheiten, "aber mit dem Verein, bei dem man schon in der Jugend gespielt hat, fühlt man sich eben verbunden", sagt Jobmann. Wenn die Ligamannschaft spielt, schauen Eltern, Geschwister und Freunde zu, vor Auswärtsfahrten backt die Trainerfrau Kuchen. Mehrere Spieler haben finanziell lukrative Angebote anderer Klubs ausgeschlagen, ihnen war der Wohlfühlfaktor in Ahrensburg wichtiger. Jobmann: "Mit seinen Freunden zu spielen, schweißt zusammen." Für die neue Saison haben wieder fast alle Spieler zugesagt, nur Ulf Starke wechselt zum WSV Tangstedt. Daniel Scharf, Hauke Iwersen, Gerrit Schmidt-Hartwigsen und Timo Twachtmann werden den Klub zwar möglicherweise verlassen, dann aber nur wegen Auslandsaufenthalten und beruflich bedingter Umzüge.
Der große Kader half der Mannschaft über manche Notsituation hinweg. Als Anfang Mai für das Spiel beim TSV Travemünde die Hälfte des 22 Mann starken Aufgebots ausfiel, fand sich trotzdem noch ein halbwegs schlagkräftiges Team - und gewann mit 3:2. Insgesamt setzte Jobmann über die Saison hinweg sogar 25 Spieler ein. Auf den meisten Positionen doppelt besetzt zu sein, also fast immer mit einer gleichstarken Alternative in der Hinterhand, stellte sich als ein entscheidendes Plus heraus. So gelang es nicht nur, personelle Engpässe zu überbrücken.
Für die Gegner kaum ausrechenbar zu sein, war ein weiterer großer Vorteil, der sich aus der großen Auswahl starker Spieler ergab. Nach dem ersten Aufstiegsrundenspiel tauschte Jobmann gleich auf fünf Positionen - kaum ein anderer Trainer der Verbandsliga könnte sich einen solchen Luxus erlauben. Ungewöhnlich viele Ahrensburger machten sich als Torschützen verdient - in der Punktrunde trafen 18 Akteure, die vier Tore in der Aufstiegsrunde verteilten sich auf vier verschiedene Spieler. Der alles entscheidende Treffer gelang dann aber doch dem einzigen herausragenden Schützen des SSC: Rico Pohlmann (20 Saisontore) machte den 2:1-Sieg gegen Schilksee perfekt.
Der Glaube an sich selbst war bei den Spielern beinahe unerschütterlich. In der Winterpause schworen sie sich trotz Tabellenplatz vier und neun Punkten Rückstand noch einmal auf den Aufstieg ein. Knappe Spiele, in denen fußballerisch wenig gelang, entschied der SSC Hagen diesmal für sich - solche "dreckigen Siege" waren im ersten Verbandsligajahr kaum einmal gelungen.
Auch gegen Schilksee, als zur Pause beim Stand von 0:1 alles schon verloren schien, zeigte das Team Moral. "Am Ende war die Kampfkraft ausschlaggebend. Dieser Wille war über die gesamte Saison entscheidend", sagt Jobmann. Mit Mannschaftskapitän Erik Lembke, neben Timo Twachtmann und den Zwillingen Rico und Kai Pohlmann eine der auffälligsten Persönlichkeiten im Team, hatte er auf dem Platz einen Antreiber, der seine Nebenleute in brenzligen Situationen lautstark an das gemeinsame Ziel erinnerte.
Die Mannschaft hinter der Mannschaft arbeitete in dieser Saison perfekt zusammen. Chefcoach Jobmann konnte sich auf seinen Co-Trainer Ulf Dassow ebenso verlassen wie auf den unermüdlich arbeitenden Betreuer Michael Block. Vereinsintern wuchs der Stellenwert der Ligamannschaft mit dem Erfolg. Aus einem Team unter vielen ist ein Aushängeschild geworden, auf das sie im Verein zurecht stolz sind. Jobmann passte mit seiner ruhigen, gelassenen Art optimal zu der Mannschaft, "aber ich nehme mich selbst nicht so wichtig", sagt er. Der 63-Jährige, der als erfolgreichster Trainer der Vereinsgeschichte in den Fußball-Ruhestand geht, lässt lieber seine Bilanz sprechen: ein Kreisligatitel, ein Kreispokalsieg und zwei Aufstiege in drei Jahren. Diese Zahlen sagen eigentlich schon alles.