Auf nach Salisbury, North Carolina: Der 19-jährige Finn Bastian Fürstenwerth lebt und trainiert dank eines Stipendiums für vier Jahre in den USA.

Reinbek. Es war einer der letzten Flüge, der an diesem Tag kurz vor Mitternacht die Landeerlaubnis auf dem Charlotte Douglas International Airport in North Carolina erhielt. Mit an Bord war Schwimmtalent Finn Bastian Fürstenwerth vom FC Voran Ohe. Den Rucksack lässig über die Schulter geworfen, den Koffer in der Linken, seinen Laptop in der rechten Hand, stand er kurz darauf am Gate - bereit für das Abenteuer Amerika. Eine kurzhaarige, sportlich gekleidete Frau streckte ihm zur Begrüßung die Hand entgegen. "Hi, I'm Coach Graham." Erst einige Zeit später fand er heraus, dass sie mit Vornamen Elisabeth heißt. "Was keine große Bedeutung hat, da sie für uns Schwimmer einfach nur Coach Graham ist", sagt der 19-Jährige.

Grund für seine Reise über den großen Teich: Fürstenwerth hat ein vierjähriges Schwimmstipendium am Catawba-College in Salisbury (North Carolina) erhalten. "Bei den Deutschen Meisterschaften vergangenes Jahr in Berlin haben mich Mitarbeiter einer Organisation angesprochen, die Schwimmstipendien in den USA vermitteln", sagt Fürstenwerth. Das Catawba-College meldete sich anschließend bei dem in Hamburg-Bramfeld wohnenden Sportler.

Amerikanische Universitäten und Colleges sind immer auf der Suche nach vielversprechenden Schwimmtalenten, um bei Wettkämpfen durch deren sportliche Erfolge ihr Ansehen aufzupolieren. "Schwimmstar Michael Phelps hat viel für den Stellenwert seiner Sportart getan, nach Football, Basketball und Baseball ist Schwimmen mittlerweile die beliebteste Sportart in den USA", sagt Fürstenwerth, der sich nicht allein aus sportlichen Gründen für den Bundesstaat an der Ostküste der Vereinigten Staaten entschied. Das Catawba-College bot ihm gleichzeitig ein akademisches Stipendium an. Läuft alles nach Plan, wird Fürstenwerth nach vier Jahren das College mit dem Abschluss Bachelor of Science Medical Technologie verlassen. Damit kann er in Deutschland in das dritte Semester Medizin einsteigen, denn er möchte Kinderarzt werden.

Ein Stipendium ist natürlich auch an Erwartungen geknüpft. "Sollten meine Leistungen nicht stimmen, wird die Unterstützung gekürzt", sagt Fürstenwerth. Aber diese Möglichkeit zieht der ehrgeizige Sportler nicht in Betracht.

Doch ohne Fleiß kein Preis: "Der Wecker klingelt morgens um 5 Uhr, dann stehen erst einmal zwei Stunden Frühtraining auf dem Programm", berichtet er. Anschließend folgen Uni und nachmittags nochmals mindestens zwei Stunden im Wasser. Abends würden noch die Hausaufgaben auf ihn warten.

Seinen ersten Schwimm-Wettkampf hat Fürstenwerth bereits hinter sich: die sogenannte Conference, bei der 14 Universitäten gegeneinander antreten. "Ich bin die 200 Yards Lagen und die 100 und 200 Yards Brust geschwommen, die Strecken sind etwas kürzer als bei uns die Meter-Distanzen", so Fürstenwerth. Hochgerechnet auf 200 Meter hätte er seine persönliche Bestzeit bestätigt, über 100 Meter Brust sogar unterboten. Bei den 200 Yards Brust qualifizierte er sich für das A-Finale und verpasste dort als Vierter knapp den Sprung auf das Treppchen. "Für einen Freshman ziemlich gut", so der Kommentar von Coach Graham.

Den Schwimmsport bekam Finn Bastian praktisch mit in die Wiege gelegt, als Sohn der ehemaligen Leistungsschwimmer Arne und Britta Fürstenwerth. Vor drei Jahren lernte er Ohes Trainer Constantin Depmeyer kennen. "Die Chemie zwischen uns stimmte von Anfang an, unter ihm habe ich meine Leistungen wesentlich verbessern können", sagt Fürstenwerth.

In North Carolina ist Ferienzeit - das nutzte Fürstenwerth zur Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften in Berlin. Er belegte über 50 Meter Brust in der Jahrgangswertung den 14. Platz. Malte Wulf (TSV Reinbek) gewann über 800 Meter Freistil sogar Bronze.