Abstiegsgefährdete Oberligafußballer gewinnen in Halstenbek 2:0. Aber: Verband hat Sieg gegen Altona in 0:3-Niederlage umgewertet.

Oststeinbek. Der Oststeinbeker SV hat es zwei Spieltage vor Saisonende noch selbst in der Hand, den Abstieg aus der Fußball-Oberliga Hamburg abzuwenden. Die Chancen der Stormarner aber haben sich trotz des 2:0 (1:0)-Auswärtssiegs gestern bei der SV Halstenbek-Rellingen weiter verschlechtert. Vor der Partie hatte das Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbands (HFV) dem OSV die Punkte des überraschenden Heimerfolgs gegen Altona 93 aberkannt. Verteidiger Seyhmus Atug soll wegen einer Sperre nicht einsatzberechtigt gewesen sein.

Entsprechend zurückhaltend fiel gestern der Jubel aus, als der Erfolg in Halstenbek perfekt war. "Es ist nur ein Pflichtsieg, wir haben noch nichts erreicht", sagte Trainer Stefan Kohfahl. Um sicher in der Oberliga zu bleiben, müsste Oststeinbek die beiden ausstehenden Spiele wahrscheinlich gewinnen. Am Freitag kommt der direkte Konkurrent SV Rugenbergen, der mit einem Punkt Vorsprung auf dem ersten Nichtabstiegsplatz steht. Der OSV steht dann mit dem Rücken zur Wand, muss um jeden Preis gewinnen.

Die Mannschaft zeigte sich gestern zunächst unbeeindruckt von dem Punktabzug. Mittelfeldmann Lamin Jawla traf mit einem sehenswerten 30-Meter-Schuss direkt unter die Latte früh zum 1:0 (9. Minute). Felix Rehr hätte erhöhen müssen, verfehlte jedoch aus kurzer Distanz das leere Gehäuse (45.). So war es Imad Mokaddem, der für Erleichterung bei den Gästen sorgte, als er nach einem Pfostenschuss von Rehr zum 2:0 abstaubte (69.).

Die Freude über den Sieg gegen Altona 93 hatte nur eine Woche gedauert. Kurz bevor die entsprechende Frist ablief, legten die Hamburger Einspruch gegen die Spielwertung ein. Der HFV änderte das 3:0 unverzüglich in ein 0:3. Zwar will der OSV seine Rechtsmittel ausschöpfen, die Erfolgsaussichten dürften jedoch gering sein.

Ein kleiner Moment der Unachtsamkeit könnte Oststeinbek damit den Klassenverbleib kosten. Hintergrund ist, dass Atug am 17. April im Nachholspiel beim SC Condor (0:2) die Gelb-Rote Karte gesehen und sich anschließend so sehr aufgeregt hatte, dass Schiedsrichter Martin Pfefferkorn (SC Urania) einen Sonderbericht anfertigte. Das Sportgericht sprach daraufhin eine Sperre von zwei Spielen aus und informierte den OSV per E-Mail. Das Schreiben ging im elektronischen Postfach des DFB-Nets ein, über das Verband und Vereine kommunizieren. Dort wurde es vom zuständigen ehrenamtlichen Mitarbeiter der Stormarner offenbar auch geöffnet. "Leider gab es zwei Anhänge, einer davon wurde übersehen", sagte Kohfahl. Es handelte sich um das entscheidende Dokument mit dem Strafmaß für Atug.

Die OSV-Verantwortlichen räumten das Versäumnis ihres Vereins ein, kritisierten aber zugleich den HFV. Denn normalerweise sind gesperrte Akteure im elektronischen Spielbericht, mit dem die Klubs vor dem Anpfiff ihre Mannschaftsaufstellung melden, mit einem Schlosssymbol markiert. Beim Versuch, den betreffenden Spieler für die Startelf zu nominieren, erscheint eine Fehlermeldung. Beides soll bei Atug nicht der Fall gewesen sein. "Wir haben einen Fehler gemacht", sagte Kohfahl, "aber ebenso der Verband. Es wäre genügend Zeit gewesen, die Sperre im Internet zu vermerken."

Mehr Glück hatte im vergangenen März der SV Curslack-Neuengamme in einer vergleichbaren Situation. Als der Meisterschaftskandidat in Oststeinbek auflief, bemerkten die Verantwortlichen erst kurz vor dem Anpfiff im elektronischen Spielbericht anhand des Schlosssymbols eine Sperre gegen Marco Theetz. Auch damals hatte der HFV eine nachträgliche Sperre aufgrund eines Sonderberichts des Schiedsrichters ausgesprochen, die entsprechende E-Mail war in Curslack übersehen worden. Eine bindende Wirkung haben Vermerke in der Online-Aufstellung allerdings nicht. Die Vereine sind selbst verantwortlich, sich über mögliche Sperren zu informieren. Beim OSV wird man in Zukunft wohl lieber zweimal hinschauen, wenn Post vom Fußballverband kommt.

Oststeinbeker SV: Werth - Grudzinski, Knüppe, Stenzel, König - Okur (81. Sejdi), Mokaddem, Weiß, Jawla - Pohlmann (85. Gödeke), Rehr (90. Meier).