Der Zehnkämpfer vom Ahrensburger TSV startet am Wochenende beim Weltklasse-Meeting in Österreich

Ahrensburg. Vieles ist neu für Matthias Prey in der gerade beginnenden Leichtathletiksaison, nicht nur auf dem Sportplatz. Seit ein paar Wochen ist der 22-Jährige Student, Wirtschaftsingenieur will er einmal werden. "Ich bin dann ein echter Allrounder", sagt er, sein Berufswunsch scheint perfekt zu passen. Auch als Athleten zeichnet den Zehnkämpfer Prey schließlich die Vielseitigkeit aus.

"2011 ist für mich noch immer ein Lernjahr", sagt Prey, das gilt nicht nur für die neue Herausforderung an der Universität. Am kommenden Wochenende im österreichischen Götzis wird er zum ersten Mal gegen einen guten Teil der Weltelite antreten, bei einem der bedeutendsten Meetings der Mehrkämpfer überhaupt. Sein Traum, sich einmal im direkten Duell mit Weltrekordler Roman Sebrle zu messen, wird sich diesmal allerdings noch nicht erfüllen. Der Tscheche sagte verletzungsbedingt ab.

Es wird trotzdem eine andere Welt sein, in die Prey am Sonnabend vor großer Kulisse eintaucht, ein krasser Kontrast zu den Kreismeisterschaften auf dem kleinen Sportplatz an der Schimmelmannstraße in Ahrensburg, seiner Generalprobe. Zweimal siegte er, im Diskuswurf mit 46,65 Metern und im Kugelstoßen mit 15,08 Metern. Im Speerwurf wurde er mit 57,82 Metern Zweiter. Es war ein guter Tag für Prey, der auch auf kleiner Bühne Vollgas gab. "Im Wettkampf will man immer das Beste erreichen", sagt er. Von der anstrengenden Saisonvorbereitung, die er zum Teil im Trainingslager in Südafrika verbrachte, ließ er sich kaum etwas anmerken bei den Titelkämpfen, deren Ausrichter sein Klub Ahrensburger TSV war.

Spitzenathleten wie er sind selten geworden auf regionalen Meisterschaften. Nur 150 Teilnehmer kamen insgesamt, obwohl sich Stormarns Leichtathleten mit denen der Nachbarkreise Lauenburg, Segeberg und Lübeck zusammengetan hatten. Die Zukunft solcher Veranstaltungen steht damit weiterhin infrage. Irgendwann werden Titel wohl nur noch auf Landesebene vergeben werden, denn in Ahrensburg holten viele schon deshalb Gold, weil in ihrer Altersklasse und Disziplin keine anderen Bewerber an den Start gingen. Prey störte sich nicht an der übersichtlichen Konkurrenz. "Wettkampf ist für mich das beste Training", sagt er. Es sind Sätze wie dieser, die ihm seinen guten Ruf eingebracht haben, erfolgreich zu sein und trotzdem bodenständig.

Am stärksten waren in Ahrensburg die Männerwettbewerbe besetzt, in denen sich Prey und seine Zehnkampf-Klubkameraden Sascha Riebeling, Carsten Krohn und Björn Sommerfeld einstimmten auf die Saison. Prey hatte kürzlich schon einen Vorgeschmack genossen, als er beim Meeting "Weltklasse am Kanal" in Büdelsdorf in einem Teamwettkampf mit Mehrkampfgrößen wie Vizeweltmeisterin Jennifer Oeser (TSV Bayer Leverkusen) und dem WM-Fünften Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt) antrat. Er selbst ist seit dem Gewinn der Goldmedaille bei den U-20-Europameisterschaften vor vier Jahren international ja auch kein unbeschriebenes Blatt mehr.

Mit den Erfolgen der Vergangenheit aber will Prey sich nicht aufhalten und träumt von Olympia 2012 in London. Dieses Jahr gilt schon der Vorbereitung, denn die Weltmeisterschaft im August und September in Südkorea dürfte mit einer Qualifikationsnorm von 8200 Punkten für den Stormarner unerreichbar sein. Um gut 200 Zähler möchte er seine persönliche Bestleistung übertreffen und Aufnahme finden in den "Klub der 8000er". Spätestens kommende Saison muss die Marke fallen, um eine Olympia-Chance zu haben.

Morgen geht es los Richtung Götzis, "da werde ich dann das erste Herzflimmern bekommen", sagt Prey. Selbstbewusst ist der blonde Modellathlet und voller Optimismus. "Ich habe gut trainiert, bin fit, freue mich auf die Saison", sagt er. Dass schon der erste Zehnkampf des Jahres womöglich der Höhepunkt sein könnte, stört Prey nicht: "Es war ja in der Vergangenheit häufig so, dass mein erster auch der beste Wettkampf der Saison war."

An der Universität wird er wahrscheinlich erfolgreichere als sein gerade begonnenes erstes Semester erleben. Obwohl nur Teilzeitstudent, hat sich Prey einen ganzen Berg an Seminaren und Vorlesungen aufgehalst und dann festgestellt: "Studium und Sport, das ist eine hammerharte Kombi. Wenn man beides mit Leib und Seele macht, bleibt gar keine Zeit mehr übrig." Solange es im Zehnkampf so gut läuft, wird Prey im Sport kaum kürzertreten. Im Hörsaal wird man ihn in Zukunft aber erst einmal etwas seltener sehen.