Die Ziele des Leichtathleten Matthias Prey vom Ahrensburger TSV für das Jahr 2011

Ahrensburg. Auf die Vielseitigkeit kommt es an, bei Matthias Prey, 22, gilt das in Zukunft nicht mehr nur für seine Sportkarriere im Trikot des Ahrensburger TSV. In Hamburg will er im April ein Studium beginnen, Ziel Wirtschaftsingenieur, weil er ja auch sein Abitur 2009 schon auf einem Technikgymnasium gemacht hat. "Wenn ich fertig bin, stehen mir sehr viele Möglichkeiten offen, ich bin dann ein Allrounder", sagt er, und bei seiner Entscheidung haben auch die günstigen Perspektiven des Berufs eine Rolle gespielt: "Wirtschaftsingenieur, das ist zukunftssicher." Im Sport dagegen kann alles immer schnell vorbei sein, für einen Zehnkämpfer allemal.

Prey ist seit ein paar Wochen Leichtathletikprofi auf Zeit, für mehr als ein Jahr im Voraus kann er nicht planen. Immer im Herbst entscheiden die Verantwortlichen der Sportfördergruppe der Bundeswehr, ob die Leistung ausreichend war oder nicht, ob sie den Vertrag verlängern. In der vergangenen Saison hat Prey die geforderte Punktzahl so eben erreicht, nun steigt der Druck.

8000 Punkte müssen es 2011 schon sein, um sich keine Gedanken machen zu müssen, Prey schiebt all das möglichst weit von sich. "Ich bin von mir überzeugt, bin sicher, dass noch viel mehr geht", sagt er am Ende eines Jahres, das Mut gemacht hat: neue persönliche Bestleistung mit 7797 Punkten in Bernhausen; als Gesamt-Vierter bester Deutscher beim renommierten Mehrkampf-Meeting von Ratingen; auf den deutschen Meisterschaften Silbermedaillengewinner der Juniorenwertung.

Erfolge, die schon eher nach der Fortsetzung einer Bilderbuchkarriere aussehen, als die schweren Zeiten in den beiden Jahren zuvor. Prey war 2005 Zweiter der U-18-Weltmeisterschaften, 2007 holte er EM-Gold der Junioren, doch es kamen Rückschläge, Verletzungen immer dann, wenn er wieder fit geworden war. Prey ging zum Sportpsychologen: "Der hat mir wieder bewusst gemacht, dass ich eine positive Einstellung zum Sport haben muss, dass es wieder sein soll, wie es in meiner Jugend war - Spaß haben, keine Gedanken machen, erfolgreich sein." Die bitteren Erfahrungen haben ihn von der Überholspur abbiegen lassen, er sieht die Dinge jetzt langfristig. "Lieber bleibe ich gesund und mache 100 Punkte weniger, statt es mit dem Training zu übertreiben", sagt er. "Ich habe schließlich noch viel vor."

Alles hat angefangen mit dem Speerwurf, und dass Prey schließlich doch noch Zehnkämpfer wurde, war eher ein Zufall. Als sein Coach einmal krank fehlte, hat er bei den Mehrkämpfern mitgemacht. Landestrainer Hinrich Brockmann erkannte gleich das Talent des damals noch ein wenig kleineren und schmächtigeren Blondschopfs, der heute ein Modellathlet ist. Seit Prey Anfang 2010 vom Hamburger SV zum Ahrensburger TSV und damit wieder in den Landesverband von Schleswig-Holstein wechselte, übt er wieder mit seinem Entdecker zusammen, den er für dessen große Einsatzbereitschaft und die abwechslungsreichen Trainingsinhalte schätzt.

Zehnkämpfer müssen zähe Typen sein. Sie trainieren hart, aber wenn sie in einer Saison vier Wettbewerbe absolvieren, ist das schon viel. "Sportsüchtig" müsse man sein, so Prey, die Triumphe der Vergangenheit lassen ihn nicht mehr los: "Das war ein befriedigendes Gefühl, da will ich anknüpfen." Olympia 2012, Olympia 2016, das sind die Fixpunkte seiner Karriereplanung, die er auch bei der Bundeswehr genannt hat.

Über verschlungene Wege ist er überhaupt erst in die Sportfördergruppe gekommen, denn nach dem Abitur machte Prey zunächst Zivildienst. "Die Sportfördergruppe ist für mich aber die einzige Möglichkeit, Profi zu sein", sagt er. Sponsoren gibt es kaum im Zehnkampf, Prey wird nur von seinem Verein ein wenig unterstützt. Die Grundausbildung im Oktober und November sei für ihn eine interessante Erfahrung gewesen, sagt er, "vor allem weil ich sehr viele andere Sportler aus ganz verschiedenen Disziplinen kennengelernt habe". Nun ist er vom Dienst freigestellt, um sich ganz auf den Sport konzentrieren zu können.

Prey sagt, er habe sein Hobby zum Beruf gemacht, "ich trainiere so viel, wie andere Leute arbeiten". Und er kommt herum, im März reist er für drei Wochen ins Trainingslager nach Südafrika, im April für eine Zeit nach Portugal. Die Hallensaison fällt für das ATSV-Aushängeschild dagegen aus, der Rückstand ist zu groß nach dem Grundwehrdienst, als Prey nur hin und wieder Zeit fand für eine Einheit auf dem Sportplatz.

Nicht nur im Stadion, auch an der Universität werde er sehr ehrgeizig sein, sagt Prey, übertreiben will er es aber nicht und hat sich erst einmal für ein Teilzeitstudium angemeldet. Der Allrounder sucht die Abwechslung, deshalb ist er Zehnkämpfer geworden, deshalb plant er jetzt zwei Karrieren parallel. "Ich habe gemerkt, dass ich die geistige Anstrengung brauche als Ausgleich", sagt Prey, der ja auch Sport hätte studieren können, aber lieber seinen Horizont erweitern will. Und doch dreht sich in seinem Leben am Ende alles um Prey, den Athleten. Er sagt es selbst: "Mit der Zeit infiziert man sich eben mit dem Virus. Ich habe nun mal das Zehnkampffieber."