Reinbek. Unternehmen aus der Region nutzt den ehemaligen Sitz des berühmten Verlags weiter. Eigentümer kennt sich mit Wiederverwertung gut aus.

Noch haben die Handwerker das Gebäude in Beschlag genommen, sind längst nicht alle Möbel aufgebaut und nicht jeder Karton ist ausgepackt. Aber der Großteil ist geschafft. Das Unternehmen Buhck hat seinen Standort im Völckers Park 11, dem einstigen Gebäude des Rowohlt Verlags, in diesem Monat bezogen. „Endlich“, freut sich Geschäftsführer Thomas Buhck, der zusammen mit seinem Bruder Henner in den vergangenen vier Jahren Jahren viel „Schweiß, Kraft und Geld“ investiert hat, wie er mit einem Augenzwinkern sagt, nun aber um so stolzer durch den neuen Firmensitz im Zentrum Reinbeks führt.

2019 kauften die Brüder Buhck zusammen mit Heiner Roskothen, Geschäftsführer von Pipping, den einstigen Verlagssitz. Drei Jahre stand der unter Denkmalschutz stehende Gebäudekomplex des bekannten Architekten Fritz Trautheim im Herzen von Altreinbek da bereits leer.

Buhck-Gruppe bezieht architektonisches Juwel in Reinbek

Die Firma Pipping erwarb den älteren, hinteren Teil aus dem Jahr 1960 und kündigte an, den Gebäudekomplex zu einem Unternehmer-Campus mit einzelnen Büros samt Café umbauen zu wollen. „An den Plänen halten wir nach wie vor fest“, sagt Pipping-Geschäftsführer Heiner Roskothen. „Allerdings ist die Sanierung bauphysikalisch und denkmalschutztechnisch komplexer als ursprünglich angenommen und braucht mehr Zeit. Darüber hinaus machte die derzeitig veränderte Situation am Immobilienmarkt, die durch die Zinswende hervorgerufen wurde, die Realisierung des Projektes auch nicht einfacher.“

Mehr Zeit als ursprünglich eingeplant brauchte auch die Buhck-Gruppe für den Umbau ihres Skelettbaus mit vorgehängter Glasfassade, der zwischen 1968 und 1970 errichtet wurde: „Eigentlich wollten wir mit unserer Verwaltung schon vor zwei Jahren einziehen“, erzählt Thomas Buhck. „Doch wegen der immens gestiegenen Rohstoffpreise – insbesondere von Stahl – haben wir einen Baustopp von einem Jahr eingelegt“, sagt der 60-Jährige. Zwischenzeitlich ist der Stahlpreis zwar wieder gesunken, dennoch verteuerte sich der Umbau um eine Million auf insgesamt sechs Millionen Euro.

Stahl ist neben Glas das am meisten verwendete Material in dem von dem Architekten Fritz Trautwein konzipierten Bau, der nicht nur die Herzen von Architekturfans mit seinen sachlichen, klaren Linien und seiner Transparenz höher schlagen lässt.

Früher müssen Verlagsmitarbeiter gefroren haben – heute energetisch top saniert

288 Fenster hat Architekt Matthias Weber gezählt, sind in der neuen Buhck-Zentrale verbaut – sowohl in der Fassade mit Blick in den Park als auch innen zum kleinen begrünten Innenhof. Die Denkmalschützer achteten sehr darauf, dass die klaren Sichtachsen im Treppenhaus und in den Fluren genauso erhalten bleiben wie der Natursteinboden. Ebenso sollte sich das zusätzlich aufgestockte dritte Obergeschoss – bis auf das weiße Stahlgerüst – nicht von den vorhandenen unterscheiden.

Klare Sichtachsen, viel Transparenz im Gebäude: Geschäftsführer Thomas Buhck (l.) und Architekt Matthias Weber freuen sich über das Ergebnis. Farbe und Muster des Teppichs waren eine Vorgabe der Denkmalschützer. Buhck entschied sich für einen aus Recyclingmaterial.
Klare Sichtachsen, viel Transparenz im Gebäude: Geschäftsführer Thomas Buhck (l.) und Architekt Matthias Weber freuen sich über das Ergebnis. Farbe und Muster des Teppichs waren eine Vorgabe der Denkmalschützer. Buhck entschied sich für einen aus Recyclingmaterial. © Gerullis | Undine Gerullis

Der Hamburger Architekt Weber empfand es als „kleine Ehre“ an dem Bau des berühmten Architekten, der auch den Fernsehturm und die Grindelhochhäuser entworfen hat, wirken zu können und als Herausforderung, ihn energetisch in die Moderne zu holen. „Die Verlagsmitarbeiter müssen hier im Winter angesichts der Durchlässigkeit der Fenster ziemlich gefroren haben“, vermutet er.

Das müssen die rund 50 Mitarbeiter der Buhck-Firmenzentrale nun nicht mehr: Die Fenster sind dreifachverglast. Statt Ölheizung sorgen zukünftig Wärmepumpen für angenehmes Klima in dem Gebäude. Photovoltaikanlagen auf dem Dach und ein Batteriespeicher sollen zukünftig mindestens 50 Prozent des eigenen Stromverbrauchs decken. Von einer Energiebilanz im tiefroten Bereich ist es den Bauherren gelungen, das denkmalgeschützte Gebäude zu einem mit KFW40+Standard umzurüsten. „Das war von vornherein unser Anspruch“, sagt Thomas Buhck.

Buhck-Gruppe will mit neuem Standort und insgesamt 1200 Mitarbeitern weiter wachsen

Das Gerüst auf der hinteren Gebäudeseite hin zum Ententeich fällt in der kommenden Woche.
Das Gerüst auf der hinteren Gebäudeseite hin zum Ententeich fällt in der kommenden Woche. © Gerullis | Undine Gerullis

Dieses Umweltbewusstsein und der moderne Unternehmenssitz waren entscheidend für Nicolas Drößler, neuer Leiter der Unternehmenskommunikation, dass er sich vor acht Monaten von einem Headhunter anwerben ließ. Thomas Buhck hofft, dass das Unternehmen mit der Standortverlagerung von Wentorf nach Reinbek, der Nähe zum S-Bahnhof, den Ladesäulen auf dem Hof und der modernen Arbeitsatmosphäre mit Lounge-Ecke und modernen Besprechungsräumen samt bodentiefen Fenstern noch weitere potenzielle Bewerber überzeugt.

Rund 100 offene Stellen – darunter viele im gewerblichen Bereich – sind aktuell in der Buhck-Gruppe mit ihren 35 Unternehmen an 21 Standorten offen. 1200 Mitarbeiter zählt der Umweltdienstleister, der längst nicht nur mehr mit der Entsorgung von Müll sein Geld verdient und im nächsten Jahr sein 125-jähriges Bestehen in vierter Generation feiert. Der Umsatz betrug im vergangenen Jahr 200 Millionen Euro, Tendenz weiter steigend.

Der Expansionskurs ist auch der Grund, warum Buhck nach 51 Jahren seinen Wentorfer Standort am Südredder verlassen hat und ins benachbarte Reinbek umgezogen ist. „Wir brauchten schlicht mehr Platz“, sagt Thomas Buhck.

Nachmieter für alten Firmensitz ist bereits gefunden

Platz ist am neuen Standort genug: Statt auf 800 Quadratmetern können sich die Mitarbeiter nun auf 1800 Quadratmetern ausbreiten. „10.000 Schritte schafft man hier locker am Tag“, sagt Thomas Buhck, wenn man denn statt dem nachträglich eingebauten Fahrstuhl die Treppen nimmt.

Klare Linien außen und innen: Das Gebäude aus Ende der 1960er Jahre wurde um ein drittes Geschoss aufgestockt. Das hatte der Architekt Fritz Trautheim ursprünglich schon so vorgesehen.
Klare Linien außen und innen: Das Gebäude aus Ende der 1960er Jahre wurde um ein drittes Geschoss aufgestockt. Das hatte der Architekt Fritz Trautheim ursprünglich schon so vorgesehen. © Gerullis | Undine Gerullis

Für den leergezogenen Wentorfer Standort mit 16.000 Quadratmetern Gesamtfläche ist auch schon ein Nachmieter gefunden: Ein Baustoffhandel will hier seinen Sitz von Schwarzenbek nach Wentorf verlegen. Das Grundstück bleibt in der Familie, sagt Buhck, der berichtet, dass vor allem seiner Mutter Ilse die Standortverlagerung schwer gefallen ist.

Die 91-Jährige war bis zur Pandemie noch mehrere Tage in der Woche im Unternehmen tätig. Auch im neuen Gebäude bekommt Ilse Buhck ein Büro und wird sich darüber freuen, dass die Hochzeitsstühle des Unternehmensgründers Richard Buhck hier ihren Platz gefunden haben. 1899 gründete dieser in Bergedorf ein Fuhrunternehmen – Startpunkt für eine erfolgreiche Unternehmensgeschichte. Die Zukunft ist bereits gesichert: Vier der fünf Kinder der Geschäftsführer sind bereits Gesellschafter der Unternehmensgruppe.