Reinbek. Immer mehr Geflüchtete kommen zur Lebensmittelausgabe der Kirchengemeinde Reinbek-West. Aber es fehlt an Geld – und an Helfern.

So groß war die Hilfsbereitschaft sowie auch die Spendenbereitschaft in Reinbek nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine, dass die Kirchengemeinde Reinbek-West gleich eine eigene Lebensmittel- und Spendenausgabe für die Geflüchteten auf die Beine stellen konnte. Neben der Lebensmittelausgabe des Kirchentisches am Freitag wurden die Ukrainehilfe und zusätzlich noch die Suppenküche am Montag ins Leben gerufen.

„Anfangs war die Spendenbereitschaft überwältigend“, erzählt Pastorin Bente Küster. „Es war Wahnsinn, wie viele Ehrenamtliche sich bereit erklärten, mit anzupacken. Bereits zwei Monate nach dem Angriff Russlands auf das Land, konnte die Ausgabe für die Geflüchteten in der Nathan-Söderblom-Kirche eröffnen und seitdem auch immer aufrechterhalten werden.“ Leider habe sich das nun geändert. „Die Spenden sind fast aufgebraucht, wenn nicht bald etwas passiert, können wir in ein paar Wochen nicht mehr weiter machen.“

Ukrainehilfe vor dem Aus: Spenden und Freiwillige gesucht

„Wir dachten damals ja noch, dass unsere Hilfe nur wenige Monate benötigt wird“, erinnert sich Ulrike Jackson, die das Projekt mit ins Leben rief und gleichzeitig auch bei der Freitagsausgabe des Reinbeker Kirchentisches mithilft. Das habe sich leider nicht bewahrheitet: „Es kommen jedes Mal mehr als 100 Abholer, Tendenz steigend, wir unterstützen so etwa 250 Personen“, berichtet die Ehrenamtliche. Die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine ist in Reinbek von 35 vor Kriegsbeginn auf heute 324 gestiegen, heißt es aus dem Reinbeker Sozialamt.

Die nach Reinbek Geflüchteten aus der Ukraine haben sich im November 2022 mit einem Fest bei allen Helfern bedankt, hier Nathalia Kharchenko (rechts) und Olga Burgusch mit Brot, dem „Korowai“, und Salz bei der Begrüßung der Gäste – wie es in der Ukraine Brauch ist.
Die nach Reinbek Geflüchteten aus der Ukraine haben sich im November 2022 mit einem Fest bei allen Helfern bedankt, hier Nathalia Kharchenko (rechts) und Olga Burgusch mit Brot, dem „Korowai“, und Salz bei der Begrüßung der Gäste – wie es in der Ukraine Brauch ist. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

„Die beiden Projekte gehen Hand in Hand“, sagt Bente Küster. „Auch wenn sie verschiedene Zielgruppen und unterschiedliche Konzepte haben.“ Denn der Reinbeker Kirchentisch, der aktuell 65 Abholer hat und somit 163 Menschen unterstützt, ist eine Ausgabestelle der Bergedorfer Tafel. „Aus Bergedorf werden wir mit Lebensmittelspenden versorgt“, sagt Rita Gondeck-Podewils, Ehrenamtliche der Freitagsausgabe. Auch dort sei die Tendenz steigend.

Helfende Hände werden überall gebraucht

„Außerdem unterstützt uns Edeka Kröger mit Sonderaktionen in der Vorweihnachts- und in der Osterzeit“, berichtet sie. „Wir haben dieselben strengen Richtlinien wie die Tafel und dürfen daher beispielsweise keine abgelaufenen Lebensmittel ausgeben. Uns sind aber auch kleine Spenden haltbarer Lebensmittel wie Süßigkeiten, Kaffee oder Tee willkommen.“

Vor allem aber braucht der Kirchentisch am Freitag in der Zeit von 9.45 bis 14.30 Uhr viele Freiwillige, die mit anpacken. Denn wegen Erkrankungen sind einige engagierte Helfer ausgefallen. „Zu uns kommen viele Menschen mit Handicaps, die brauchen schon mal ein bisschen länger“, erläutert Rita Gondeck-Podewils.

Die Lebensmittelausgabe für Geflüchtete aus der Ukraine der Kirchengemeinde Reinbek-West sucht weitere Mitstreiter – gern auch Männer.
Die Lebensmittelausgabe für Geflüchtete aus der Ukraine der Kirchengemeinde Reinbek-West sucht weitere Mitstreiter – gern auch Männer. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Am Montag sind von 10.30 bis 15 Uhr auch Helfer für die Suppenküche gefragt. Rainer Fromm, der dort regelmäßig hilft, erläutert das Konzept: „Wir kochen vormittags gemeinsam mit Geflüchteten eine Suppe, die dann mittags an die Abholer ausgegeben wird. Für viele Menschen aus der Ukraine ist diese Suppenküche auch ein Treffpunkt.“

Und die Pastorin beschreibt: „Es herrscht eine sehr schöne offene Atmosphäre. Aber für die Projekte ist es wichtig, dass es eine Verlässlichkeit gibt und dass die Arbeit auf viele Schultern verteilt werden kann. Es ist ein Ehrenamt mit Herz und Hand.“

Die steigenden Lebensmittelpreise sind ein Dilemma

Für die Ukrainerinnen und Ukrainer kaufen die Helfer vorab haltbare Lebensmittel und auch Hygieneartikel ein. „Mittlerweile geben wir 800 Euro pro Woche aus, anfangs waren es noch 500 Euro“, sagt Ulrike Jackson. Doch die gestiegenen Lebensmittelpreise, die einerseits mehr Abholer zu den Lebensmittelausgaben locken, machen andererseits auch den Ehrenamtlichen zu schaffen, weil sie die Spenden schneller dezimieren. Einmal im Monat geben sie auch Sachspenden, Kleidung und Haushaltsartikel aus, die der Verein „Gemeinsam Gutes tun“ aus Aumühle bringt.

Auch bei der Montagsausgabe sind helfende Hände willkommen, ob bei der Vorbereitung von 11 Uhr bis 13.30 Uhr oder bei der Ausgabe und beim Aufräumen von 13.45 bis 16 Uhr. Wer seinen Teil zu den Projekt beitragen möchte, ob praktisch oder finanziell, erreicht Bente Küster unter 040/73 09 11 65.