Reinbek. Reinbeks neue Inhaber des Fünf-Sterne-Hotels halten an der Weihnachtstradition ihrer Vorgänger fest. Das kommt gut an.

„Lecker“, findet Dieter Senkpiel den deftigen Kartoffeleintopf, der am Donnerstag, 22. Dezember, bei der Reinbeker Suppenküche gereicht wurde. Der Eintopf mit reichlich Kassler und Würstchen wurde nicht wie sonst in der Küche des Gemeindehauses der Nathan–Söderblom-Kirche gekocht, sondern stammt aus dem Waldhaus Reinbek und seiner feinen Küche. Traditionell liefert das Fünf-Sterne-Hotel am letzten Donnerstag vor Weihnachten zwei riesige Töpfe Suppe für das soziale Projekt.

Suppenküche ist keine Armenspeisung

Waldhauseigentümerin Bettina Schlichting und Tochter Sandra Langhans fanden das Engagement ihrer Vorgänger Christa und Dieter Schunke so gut, dass sie es nach der Hotelübernahme im April 2021 einfach fortsetzten. „Uns geht es gut. Da können wir uns auch ein bisschen engagieren“, sagt Unternehmerin Schlichting, während sie die Suppe aus dem riesigen Topf in Teller füllt. Ihre Tochter reichte die Teller mit einem Stück Brot weiter an die 65 Frauen und Männer, die diesmal zur Suppenküche kamen. „Wir mussten noch einen Tisch dazustellen. Der Andrang war groß. Üblicherweise kochen wir für etwa 55 Personen“, berichtet Hans-Peter Reimer, Leiter des achtköpfigen Suppenteams.

Gereicht hat die Kartoffelsuppe aber dennoch, der Rest wird am heutigen Freitag beim Reinbeker Kirchentisch, wie die Tafel hier heißt, ausgegeben. Während man hier einen Berechtigungsnachweis vorlegen muss, darf zur Suppenküche jeder kommen. Die Suppe samt Nachtisch und einem Pott Kaffee sind kostenfrei.

Boberger kommt extra zur Suppenküche nach Reinbek

Dennoch hat sich Bärbel Schmidt zuerst nicht getraut, am Suppentisch Platz zu nehmen, gibt die 79-Jährige offen zu. „Ich dachte, das ist eine Armenspeisung. Da habe ich nichts zu suchen“, sagt die Reinbekerin. „Eine Armenspeisung sind wir definitiv nicht“, stellt Reimer klar. „Jeder darf kommen, unabhängig vom Alter und Einkommen.“

Bei der Suppenküche gehe es vor allem um die Gemeinschaft. Und die tut Bärbel Schmidt nach dem Tod ihres Mannes gut. „Gemeinsam schmeckt es einfach besser“, sagt sie und freut sich, bei einem warmen Teller Suppe mit Freunden klönen zu können.

In der Wache am Lohbrügger Markt selbst Erbsensuppe für 300 Leute gekocht

Seit einem Jahr ist der Boberger Dieter Senkpiel auch Teil der Runde. Der 84-Jährige findet es großartig, mit wie viel Liebe die Suppenküche betrieben wird. Die Tische vor Weihnachten werden extra festlich eingedeckt. Jeder Besucher bekommt am Ende ein kleines Geschenk mit auf den Weg. Dass viel Arbeit und Zeit dahinter steckt, weiß Dieter Senkpiel aus Erfahrung.

Seit 66 Jahren ist er Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr und hat bei den Festen in der Wache am Lohbrügger Markt selbst Erbsensuppe für 300 Leute in einer Gulaschkanone gekocht. Nächsten Donnerstag, 29. Dezember, kocht das Team der Suppenküche wieder selbst, steht weißer Bohneneintopf auf der Karte.