Reinbek. Wie in England: In den neuen Elektroautos der Deutschen Post sitzen die Fahrer jetzt rechts. Welche Vorteile das hat.

Die Engländer machen es vor, die Post macht es nach. In der neuesten Generation der Zustellerfahrzeuge mit E-Antrieb, der sogenannten Streetscooter Gigabox, ist das Lenkrad auf der rechten Seite. Das hat zwei wesentliche Vorteile: Die Unfallgefahr beim Ein- und Aussteigen an stark befahrenen Straßen minimiert sich, und der Zusteller spart Zeit und Wegstrecke.

„Schließlich muss er nicht erst ums Auto rumgehen, um das Paket aus dem Laderaum zu nehmen“, sagt Stephan Aust, Betriebsleiter am Zustellstützpunkt in Bergedorf. Von hier aus wird auch die Post für Reinbek, Wentorf, Geesthacht und Lauenburg gemanaget.

Deutsche Post: Streetscooter fährt seit einer Woche durch Reinbeks Gewerbegebiet

Seit einer Woche fährt der moderne Streetscooter nun durch das Reinbeker Gewerbegebiet, um Briefe und Pakete zuzustellen und zog viele neugierige Blicke auf sich: „Unser Fahrer wurde mehrfach angesprochen, auf der falschen Seite eingestiegen zu sein“, erzählt Fuhrparkleiter Phillip Hoffmeister. Der Schwarzenbeker übernimmt die ausführliche Einweisung ins Fahren mit dem Rechtslenker.

Ganz leicht sei das nicht: „Viele Fahrer driften automatisch nach links ab“, sagt Hoffmeister. Um Unfälle zu vermeiden, gibt es eine Rückfahr- und Seitenkamera, die beim Ausparken nach links hilft. „Man muss schon anders und aufmerksamer gucken“, bestätigt Florian Ehebrecht.

Reichweite beim Streetscooter liegt unter Idealbedingungen bei 160 Kilometern

Der Standortleiter und Zusteller in den Vier- und Marschlanden konnte bereits einige Touren mit dem Scooter drehen und findet „das Ein- und Aussteigen auf der Bordsteinseite super. Langes Warten auf das Ende von Autoschlangen ist passé“, sagt der 26-Jährige. Auch die Öffnung der Ladetür per Knopfdruck erleichtere die Arbeit. Zusteller, die bis zu 200 Mal am Tag ein- und aussteigen, haben an der Entwicklung des Scooters mitgewirkt. Dessen Reichweite liegt unter Idealbedingungen bei 160 Kilometern. Damit ist auch die längste Zustellroute mit 45 Kilometern in den Vier- und Marschlanden problemlos zu schaffen.

Bis Ende des Jahres sollen in Bergedorf und Umgebung fünf der neuen Scooter unterwegs sein, bundesweit 1300 Fahrzeuge. „Nach und nach sortieren wir unsere verbliebenden Dieselfahrzeuge aus“, sagt Hoffmeister. 70 von insgesamt 160 fahren bereits voll elektrisch, was bei den meisten der 450 Mitarbeiter an dem Standort gut ankommt.

Vor elf Jahren haben Deutsche Post und DHL begonnen, ihre Flotte umzustellen

Neben den E-Fahrzeugen zählen zum Fuhrpark auch 70 E-Bikes. Doch nicht alle Austräger wollen auf ein E-Bike umsteigen und bleiben lieber beim herkömmlichen Rad – 20 mit Muskelkraft betriebene sind noch in Bergedorf und Umgebung im Einsatz.

Bereits vor elf Jahren haben Deutsche Post und DHL begonnen, ihre Flotte nach und nach umzustellen. Bis 2025 soll die komplett grün sein. Von 1000 Fahrzeugen in der gesamten Hamburger Zustellung fahren derzeit 400 voll elektrisch. In diesem Jahr hat der Logistiker bereits 300 Millionen Euro in die Elektromobilität investiert. Geplant ist zudem, dass in zwei Jahren 400 biogasbetriebene Lkw für den Transport von Sendungen zwischen den Paketzentren hinzukommen.