Reinbek. Der 48-Jährige nimmt das Deutsche Sportabzeichen ab und er hat einen langen Atem. Den braucht er auch – auf mehreren Ebenen.

„Super. Du bist gut in der Zeit“, feuert Sebastian David Uta Fink an. Die Reinbekerin läuft ihre sechste Runde im Paul-Luckow- Stadion. Eineinhalb Runden liegen noch vor ihr, dann sind 3000 Meter geschafft. Die gestandene Triathletin kommt kaum ins Schwitzen. Am Ende kann Sebastian David ihr zum Goldenen Deutschen Sportabzeichen gratulieren. „Das abzulegen, hatten wir uns als Familie schon lange vorgenommen“, erzählt sie. Ehemann Mathias und Sohn Friedrich haben es ebenfalls im ersten Anlauf und mit links geschafft.

Die TSV ist in die neue Sportabzeichensaison gestartet. Für Sebastian David, dem neuen TSV-Vorsitzenden, ist das ein zweifacher Neustart. Der 48-jährige Reinbeker hat sowohl den Vereinsvorsitz von Norbert Schlachtberger übernommen, der mit 70 Jahren – davon neun Jahre als Vorsitzender – Platz für die jüngere Generation gemacht hat. Zum anderen löste er das TSV-Ehrenmitglied Hans-Eckhard Schlichting ab. Der 86-Jährige und sein Team haben die Reinbeker mehr als 30 Jahre bei der Abzeichen-Abnahme ins Schwitzen gebracht.

Sebastian David nimmt bei der TSV Reinbek das Deutsche Sportabzeichen ab

Die Aufgabe übernimmt nun Sebastian David und wird dabei von Susann Korbel unterstützt. Jeden Mittwoch zwischen 18 und 19.30 Uhr (außer in den Ferien) und bei Wind und Wetter kann jeder ab sechs Jahren bis ins hohe Alter seinen Leistungsstand in verschiedenen Disziplinen wie Sprint, Weitsprung oder Kugelstoß ermitteln. Die Teilnahme ist kostenfrei, auch wer kein TSV-Mitglied und von außerhalb kommt, ist willkommen. Jeder hat drei Versuche frei. „Geschummelt wird nicht. Jeder Zentimeter, jede Sekunde zählt“, sagt Mitstreiterin Korbel. Dass die geforderten Zeiten und Weiten durchaus zu schaffen sind, hat sie mit ihrem Sohn (8) bereits vergangenen Mittwoch erfolgreich getestet.

Das Sportabzeichen Bronze, Silber oder Gold ist die höchste Auszeichnung des Deutschen Sportbundes außerhalb des Wettkampfsports und hat bei der TSV Reinbek eine lange Tradition. 173 Sportler haben es 2019 abgelegt. Mit Beginn der Pandemie brach die Teilnahme ein, zählte der Verein 2021 nur 121 Abzeichen.

Der neue TSV-Vorsitzende mag Langdistanzwettbewerbe wie Triathlon

„Die Unsicherheit im Umgang mit dem Virus ist noch nicht verschwunden“, bemerkt David, „zumal niemand weiß, wie es im Herbst weitergeht.“ Grundsätzlich aber sei die Lust auf Sport zurück, steigen die Mitgliederzahlen und liegen bei derzeit 3600. „Ziel ist es das Vor-Corona-Niveau von rund 4000 Mitgliedern zu erreichen“, sagt der Wahl-Reinbeker. Einen deutlichen Zuwachs verzeichnet die TSV derzeit im Fitnessstudio GeFit. Hier trifft man auch den neuen Vorsitzenden an. Der dreifache Familienvater arbeitet als Trainer, ist ruhig und zurückhaltend. Sportlich war der gebürtige Sauerländer eigentlich schon immer. „Bereits als Abiturient habe ich meinen ersten Triathlon absolviert.“ Der Extrem-Ausdauersportart ist er bis heute treu: Jährlich absolviert er zwei Langdistanzwettkämpfe, trainiert bis zu 15 Stunden in der Woche.

Aktuell bereitet sich der Lebensmitteltechnologe auf den österreichischen Ironman-Wettkampf im Juli in Klagenfurt vor. 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen muss er absolvieren. Auf die Frage, wie es das durchhält, antwortet er: „Am Ende ist alles Kopfsache. Sätze wie ,Das kann ich nicht’, streiche ich aus meinem Kopf.“

Dieter Perdelwitz (70) ist in Sachen Sportabzeichen ein alter Hase

Langen Atem und Durchhaltevermögen will der neue Vorsitzende auch beim Thema Übungsleitermangel beweisen. „Die sind seit Jahren knapp und fehlen quasi in allen 23 Abteilungen.“ Ein Neuzugang konnte er jetzt schon gewinnen: Sein Zweitgeborener, Benjamin (16) leitet jetzt das Kinderturnen an und hilft im GeFit aus. Grundsätzlich steht der Traditionsverein aber gut und solide da, sagt er. Er denke darüber nach, seine Lieblingssportart Triathlon im Programm aufzunehmen und ist noch auf der Suche nach einem zweiten Vorsitzenden.

Die mitgliederstärksten Abteilungen sind bei der TSV der Präventionsbereich „Freizeit, Gesundheit und Fitness“ sowie die Schwimmabteilung. „Mir als Ball-Legasteniker ist das recht“, sagt David mit einem Augenzwinkern.

Der Wentorfer Dieter Perdelwitz hält dem Verein schon seit Jahren die Treue und hat in dieser Saison bereits sein Abzeichen in Gold abgelegt. Groß feiern will der 70-Jährige den Erfolg aber nicht, schließlich gehört er in beim Sportabzeichen zu den alten Hasen: Es ist sein 20.