Reinbek. Erdgemeinschaftsgräber sind hinter dem Heidegarten auf dem Waldfriedhof geplant. Das sind die Ideen für die neue Beisetzungsform.

Zum Ende dieses Jahres werden vermutlich auch die letzten 30 der 250 Urnengräber im Heidegarten auf dem Waldfriedhof in Neuschönningstedt vergeben sein. Das Urnenfeld ist so beliebt, dass Annegret Habel, Leiterin der Reinbeker Friedhofsverwaltung, und ihr Team schon wieder ein neues Projekt angeschoben haben: Rund um die Gruppe alter Kiefern westlich vom Heidegarten wollen sie erstmals ein Erdgemeinschaftsgrab einrichten, in dessen Zentrum weitere Urnengräber Platz finden sollen.

Besucherinnen und Besucher werden auf dem vier Hektar großen, idyllischen Gelände von Vogelgezwitscher, Blütenduft und dem Schatten alter Bäume umfangen Der Friedhof wurde vor 47 Jahren von der Kommune gegründet. Kurz darauf wurden Gespräche mit der Kirche geführt und heute befinden sich sowohl der Friedhof in Alt-Reinbek als auch der in Neuschönningstedt in der Trägerschaft der evangelischen Kirchengemeinde Reinbek-Mitte. Trends bei den Bestattungen seien nicht kalkulierbar, hat Annegret Habel beobachtet. „Bei Neuanlagen sind wir auf die Wünsche der Angehörigen angewiesen. Aber wie sie tatsächlich ankommen, ist zuerst immer noch ungewiss.“ Zahlen sammelt sie dennoch und versucht sie auszuwerten, um mit dem Friedhofsangebot auf die Wünsche der Bevölkerung zu reagieren.

Vorbereitende Arbeiten für die neue Bestattungsform laufen schon

So hat Habel bei dem Siegeszug, den die Urnenbestattungen etwa seit Mitte der 1970er Jahre auf den deutschen Friedhöfen angetreten haben, in den vergangenen Jahren in Reinbek einen leichten Rückgang verzeichnet. „2016 hatten wir drei Viertel Urnenbeisetzungen und ein Viertel Erdbeisetzungen“, sagt sie. 2019 seien es sogar 37 Prozent im Erd- und 63 Prozent im Urnenbereich gewesen. 2021 lag das Verhältnis bei 33 zu 67 Prozent.

Eine ältere Neuschönningstedterin hat bereits gemerkt, dass auf der angrenzenden 800 bis 1000 Quadratmeter großen Fläche des Heidegartens etwas passieren soll. Denn dort haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Reinbeker Friedhofs schon die kleineren Gehölze und Sträucher gerodet. Heute werden die Stubben abgeräumt und Habel und ihre Mitarbeiterin wollen das Areal vermessen, damit sie die Zahl der künftigen Grabstellen kalkulieren können. Die Preise der Gräber stehen bisher ebenso wenig fest wie die Anzahl.

Die hohen Kiefern stehen im Mittelpunkt der neuen Anlage

Die Kosten für ein Heidegrab belaufen sich aktuell für zwei Urnen und für 20 Jahre auf 1990 Euro samt der Pflege durch die Friedhofsgärtnerei. Dazu kommen die Bestattungsgebühr für eine Urne von 200 Euro auf Wunsch die Nutzung der Friedhofskapelle für die Trauerfeier in Höhe von 242 Euro.

„Werden die alten Kiefern denn stehen bleiben?“, fragt die Seniorin besorgt. Ihr Mann sei als Ornithologe sehr naturverbunden gewesen und habe sich daher ein Grab im Heidegarten ausgesucht. Annegret Habel kann sie beruhigen und versichert, dass die hohen Kiefern stehen bleiben werden. Sie werden sogar im Mittelpunkt der neuen Anlage stehen, weil sie als Baumgräber für Familien genutzt werden sollen.

Familien suchen sich einen Baum und kleinere Findlinge aus

„Dort sind zum Schutz der Baumwurzeln leider nur Urnenbestattungen möglich, aber wir können sie erstmals für bis zu vier Gräber anbieten“, berichtet die Friedhofsverwalterin. „Die Familien suchen sich einen Baum und dazu ein bis drei kleinere Findlinge aus. Darauf können Namen, Symbole oder auch Daten eingraviert werden, die den Bäumen zu Füßen gelegt werden.“ Auf diese Weise sollen die Kiefernstämme unverletzt bleiben.

Die Baumgruppe wird durch einen Erdwall mit größeren Findlingen und Sträuchern abgegrenzt. Auch der Heidegarten soll mit seiner organisch geformten Bepflanzung in dieser Richtung fortgeführt werden. Drumherum aber, quasi als Umrahmung des Ganzen, sind die Erdgemeinschaftsgräber angedacht. Auch bei ihnen wird die Pflege für die folgenden 20 Jahre mit eingekauft, die Angehörigen brauchen sich nicht darum zu kümmern.

Neue Anlage soll möglichst bis zum Herbst fertig sein

Diese Grabstellen müssen mindestens 2,50 Meter lang und mit dem Bagger erreichbar sein. Wie im Heidegarten will Habel auch dort die Pflanzen von den Kollegen nicht geometrisch, sondern in organischen Formen setzen lassen. Dort sollen weitere Stauden und einzelne Sträucher Heide und Gräser ergänzen. „Da dieser Bereich für die nächsten 50 bis 100 Jahre bestehen bleibt, setzen wir uns sehr intensiv mit der Gestaltung auseinander“, betont Habel. Sie hofft, dass die neue Anlage sowie die Kalkulation im Herbst fertig werden, damit die ersten Beisetzungen folgen können.