Abschied: Carl Heinz “Charlie“ Szaggars und seine Frau Andrea sagen Tschüs - Neubeginn in Ahrensburg

Stammgäste der Fürst Bismarck-Mühle wissen es längst: Am zweiten Weihnachtstag ist die vorerst letzte, kross gebratene Gans serviert worden, der letzte gute Rote ausgeschenkt und der letzte Cocktail gemixt worden. Carl-Heinz "Charlie" Szaggars (59) und seine Frau Andrea werden das Restaurant des Golfclubs Ahrensburg übernehmen. Die Mühle soll vom Eigentümer, der Familie von Bismarck, renoviert werden und am 1. April wieder unter neuer Leitung eröffnen.

"Unser Pachtvertrag ist nach 16 Jahren ausgelaufen und wir haben ihn von beiden Seiten nicht verlängert. Am 1. Januar starten wir mit unseren beiden Azubis in Ahrensburg durch. Richtig los geht's dann zum 1. April. Dann folgen uns vier Mitarbeiter", sagt Charlie Szaggars. Seine Bilanz: Es war - abgesehen von den ersten fünf Jahren, in denen die Gäste dem vorherigen Wirt Jochen Dölger nachtrauerten - eine gute Zeit. "Der Start war damals wirklich merkwürdig. Ich war in Marienthal, im Norddeutschen Regattaverein und im Hafenclub Hamburg erfolgreich und konnte mir gar nicht vorstellen, das nicht auch in Aumühle zu sein", erzählt der Gastronom. "Aber der Start war schon besonders. Nach der Eröffnungsparty gab es einen Starkregen und der gerade renovierte Schwedensaal im Untergeschoss ist komplett abgesoffen. Die Elektrik war hin. Das war was", sagt er und seufzt. Das Wasser kam nicht von der schwarzen Au, sondern von der Straße. Seitdem habe man ein besonderes Auge auf die Durchgängigkeit der Siele. "Bei Starkregen stehen wir mitten im Siel", sagt er. Als nächstes rutschte der komplette Garten ab.

Es folgte eine Durststrecke, während der er auch ans Aufgeben gedacht hat. "Aber das ist nicht meins. Als es wirklich finanziell eng wurde, lief es plötzlich immer besser." So gut, dass noch elf erfolgreiche Jahre folgten. Jahre, in denen die Gäste die gute Küche schätzten, in denen nicht nur die Raucher in der "Mühlenstube" ein Zuhause fanden und die Mühle immer wieder mit Prominenz auf sich aufmerksam machte. So, als Mario Adorf zu Gast war oder Robert Redford Szaggars erste Frau Sibylle heiratete und hier im ganz kleinen Kreis die Hochzeit feierte. Immer wieder waren die beiden anschließend Gäste im Sachsenwald. Überhaupt - Hochzeiten und große Feiern waren in der Mühle stets gut aufgehoben - dafür sorgte auch das romantische Ambiente der ehemaligen Kornmühle, die bis 1959 betrieben und danach zum Restaurant und Hotel umgebaut worden war.

Mit der Ära Szaggars geht eine weitere Ära zu Ende: die von Kellner Carl-Heinz Heitmüller (62). Die Mühle ohne ihn ist kaum vorstellbar. Nach seiner Ausbildung bei Ehmke am Gänsemarkt fuhr er drei Jahre zur See und bewarb sich schon von der "TS Hanseatik" aus beim ersten Mühlenpächter Bruno Rogalski. Er wurde genommen und blieb 41 Jahre, machte seine Ausbilderprüfung und begleitete mit Geduld und Konsequenz gut 50 Auszubildende in ihr Berufsleben. Die Weihnachtsgänse, die er zur Freude der Gäste in Perfektion tranchierte, bleiben ungezählt. Heitmüller wird ab Januar arbeitslos und ab dem 1. April Rentner sein, was ihm gar nicht, seiner Frau, den Kindern und Enkeln aber sehr wohl gefällt. Dann kann er ausgiebig seinen Hobbys, dem Radfahren und der Sport-Angelei, nachgehen und die Familie von Bismarck unterstützen, indem er ihnen die räuberischen Hechte aus den Teichen fängt - mit Sondergenehmigung natürlich.

Trotzdem würde er schon gern noch ein bisschen arbeiten. "Ich hoffe, dass unser Nachfolger ihn mit einbezieht. Das wäre prima", unterstreicht Charlie Szaggars. Denn in das neue Haus in Ahrensburg ist der Weg von Neuengamme aus doch etwas zu weit.