Multi-Kulti: Im Krankenhaus St. Adolf-Stift arbeiten Menschen aus 19 Nationen zusammen

. Parish Vaszileres zaubert den Patienten ein Lächeln auf das Gesicht. Denn der 50-Jährige kommt da her, wo andere Urlaub machen - aus Griechenland. Und die Erinnerung an blaues Meer, leckeres Essen und warme Füße im Sand entspannen auch jene, denen eine Operation kurz bevorsteht. Dass der groß gewachsene Versorgungsassistent zudem noch Deutsch mit charmantem Akzent spricht, erleichtert ein fröhliches Gespräch zwischen Patient und Krankenhausmitarbeiter. Der Grieche ist in guter Gesellschaft. Denn im Krankenhaus St. Adolf-Stift arbeiten Menschen nicht nur aus Deutschland, sondern aus 18 weiteren Nationen. Sie tragen Kopftuch, sind Moslem oder griechisch-orthodoxen Glaubens, ihre Verwandten leben beispielsweise in der Türkei, in Polen oder der Slowakei.

Und damit ecken sie in dem deutschen, katholischen Krankenhaus keinesfalls an, sondern sind sehr willkommene Mitarbeiter, die das Miteinander bereichern, Brücken nicht nur zu den deutschen, sondern auch ausländischen Patienten bauen. Ein Anliegen, das auch Sebahat Dönmez (35) hat. Die Krankenschwester der Kardiologischen Abteilung ist Türkin und trägt auch während der Arbeitszeit ein Kopftuch. Selbst beim Einstellungsgespräch sei das überhaupt kein Thema gewesen, erinnert sie sich. Die 35-Jährige möchte ein Vorbild für junge Mädchen sein, zeigen, dass man seine Identität und seinen Glauben nicht verstecken muss, um ganz normal mit beiden Beinen im Berufsalltag zu stehen.

Dass Missverständnisse am Krankenbett vorprogrammiert sind, wenn Patienten aus anderen Ländern kommen oder anderen Glaubens sind, weiß sie aus dem Berufsalltag. "Muslime beten beispielsweise fünf Mal am Tag. Das Gebet können sie nicht unterbrechen, wenn ein Arzt ins Zimmer kommt. Das ist aber auf keinen Fall unhöflich gemeint", erklärt die Krankenschwester, die für ihre deutschen, christlichen Kollegen Vorträge über die Pflege von muslimischen Patienten hält.

Dass das Reinbeker Krankenhaus katholisch ist, stört weder sie noch ihren Kollegen Mustafa Tuggüum. Der türkische Vater von dreijährigen Zwillingen lebt seit sechs Jahren in Deutschland und arbeitet im Hol- und Bringdienst. "Ich respektiere alle Religionen", sagt der 29-Jährige. Sebahat Dönmez fühlt sich im Krankenhaus, das im Erdgeschoss sogar eine große Kapelle hat, gut aufgehoben. "Ich glaube auch, und der Gott ist ja derselbe", sagt die Muslima. Parish Vaszileres genießt sogar Momente der Ruhe und des Betens in der Kapelle.

"Wir nehmen die Menschen so, wie sie sind, wollen sie nicht verbiegen. Sie sollen ihr Profil behalten. Alles andere macht ja gar keinen Sinn. Wir stehen als Krankenhaus mitten in der Gesellschaft und die ist bunt", sagt Lothar Obst, kaufmännischer Direktor.

Genau diese tolerante und zugewandte Einstellung schätzt auch Petra Sacher an ihrem Arbeitgeber. Die Assistenzärztin der Frauenklinik wird aufgrund ihrer fröhlichen Art und ihrer blonden Locken oft für eine Schwedin gehalten, kommt aber aus der Slowakei. Eigentlich wollte die 36-Jährige in Deutschland nur die Sprache lernen, blieb aber zum Medizinstudium, verliebte sich und ist mittlerweile nicht nur Ärztin, sondern Mutter von drei kleinen Kindern. "Der Geist dieses Krankenhauses war ausschlaggebend, sich genau hier zu bewerben", sagt sie.