Friedhof Klosterbergen: Museumsverein wandelte mit Interessierten zwischen Historie und Moderne

Der Platz in der Mitte des zehn Hektar großen Areals ist typisch: Auf der einen Seite beeindruckt der Anblick der historischen Friedhofskappelle. Auf der anderen Seite macht ein neuer unauffälliger Gedenkstein die etwa 80 Teilnehmer am Rundgang über den Friedhof Klosterbergen einfach nur traurig. Dieser Stein wurde zum Andenken an jene Kinder gestaltet, die noch vor ihrer Geburt oder kurz danach verstarben. Ein Friedhof ist eben nicht nur eine letzte Ruhestätte. Er dient auch zur Trauerbewältigung. Gleichzeitig ist er ein Platz für Denkmäler, ein Spiegel zeitgenössischer Kultur, ein Stück Geschichte und kann auch einfach nur zum Ausruhen dienen. Wie man so eine Vielfalt vereinigen kann, zeigte Pastor Rolf Kemper am Wochenende in der Reihe des Museumsvereins "3000 Schritte durch Reinbek".

Mausoleen, Gruften und Soldatengräber erinnern an längst vergangene Zeiten. Die Teilnehmer des Rundgangs warfen einen Blick auf die Grabkapelle des Friedhof-Stifters Adolf Schramm, der auch Stifter des Krankenhauses St. Adolf-Stift ist. "Schramm starb 1887", erklärte Kemper. Nach seinem Tod habe seine Witwe Emilia ein Grundstück von etwa 7500 Quadratmetern an der Klosterbergenstraße gekauft und dort einen Friedhof anlegen lassen. "Schramms Mausoleum befindet sich immer noch in den Händen der Nachkommen", wusste die Vorsitzende des Museumsvereins, Gisela Manzel. "Auch ein Teil des alten Friedhofs ist in Privatbesitz", ergänzte Kemper.

Viel Tradition sei mit den Gruften verbunden. "Früher hat man sogar auf ihnen gefrühstückt, um die Verstorbenen symbolisch wieder am Familienleben teilhaben zu lassen", so Kemper. Heutige Familien entdeckten die Gruften zunehmend als einen Mittelpunkt für ihre eigene Geschichte wieder: " Diese Gruft etwa wurde jüngst von der Familie Lessau übernommen."

Nur wenige Meter weiter erinnern kleine Steinplatten an 36 polnische und russische "Kriegsgefangene und Zivilisten", wie es auf einem großen Gedenkstein heißt. "Das hier waren Zwangsarbeiter", sagte Kemper, während er an einer steinernen, in die Erde gelassenen Gedenkplatte Halt machte. "Das Gräberfeld der Soldaten, die während des Zweiten Weltkrieges in den Reinbeker Lazaretten gestorben sind, finden Sie gleich auf der anderen Seite."

Neben der Pflege und der Erhaltung der historischen Gräber muss sich die Friedhofsverwaltung aber auch auf moderne Begräbniswünsche einstellen. "Wir haben nicht nur anonyme Gemeinschaftsgräber, wir haben jetzt sogar halb-anonyme Urnengräber", erläuterte Kemper. "Wir merken deutlich, dass viele Angehörige von Verstorbenen erst nach einer gewissen Zeit entdecken, dass sie doch einen Anlaufpunkt zum Gedenken brauchen." So führt der Rundgang vorbei an Rasenflächen, in die kleine Gedenksteine eingelassen sind, und vorbei an Baumgräbern, eine derzeit sehr gefragte Variante von Urnenbestattungen.

Auch wichtige Persönlichkeiten der Lokalgeschichte fanden auf dem Friedhof Klosterbergen ihre letzte Ruhe. So erinnert ein großer Grabstein an den Glinder Industriellen Sönke Nissen. Und die Familie des Reinbeker Sattlermeisters Jacobsen hat hier ebenso ihre Ruhestätte wie Günter Kock, der von 1972 bis 1990 Bürgermeister von Reinbek war.

Der Museumsverein sucht übrigens noch Fotos von der alten Kappelle, die sich vor 1930 auf dem Friedhofgelände befand. Wer weiterhelfen kann, meldet sich telefonisch bei Hans-Peter Bünger, Telefon (040)722 81 83.