Gymnasium fördert mit TU seit zehn Jahren begabte Schüler

Dass Jugendliche mit ihren Smartphones in der Schule nicht nur Videos ansehen, sondern auch sinnvolle Dinge anstellen können, beweist Fabian Schultis. Der 17-Jährige hat mit zwei Mitschülern für das Gymnasium Glinde eine App programmiert, die jedem Schüler ausfallende Unterrichtsstunden, Vertretungspläne und anstehende Arbeiten meldet. "Die App ist auf jeden Nutzer personalisiert und filtert für ihn unwichtige Informationen heraus", sagt der Schüler. Genau nach solchen jungen Menschen sucht Dr. Andreas Timm-Giel (47).

Der Ingenieur ist an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TU) Vizepräsident im Bereich Forschung, Professor für Kommunikationsnetze und ab sofort der neue Ansprechpartner der Universität für das Gymnasium Glinde. Zwischen der Hochschule und dem Gymnasium besteht seit nun zehn Jahren ein Kooperationsvertrag, der beachtliche Talente hervorbringt.

Bei der App von Fabian Schultis kommt Prof. Timm-Giel ins Schwärmen, stellt dem Schüler detaillierte Fragen zur Entwicklung bis hin zu: "Und wann kommen Sie zur TU?" Diese Frage fasst zusammen, was die Zusammenarbeit bewirken soll: begabten jungen Menschen Impulse zu geben. Ziel sei nicht vorrangig, Studenten für die TU zu gewinnen, sondern der Jugend Technik und Naturwissenschaften als Studium nahezulegen, sagt Prof. Timm-Giel. "Schließlich gibt es in diesem Bereich erheblichen Nachwuchsmangel."

Sein Mitstreiter ist Otto Sühl. Der Lehrer für Physik, Mathematik und Informatik hat die Zusammenarbeit damals initiiert und kann auf viele Projekte zurückblicken. "Spannend für die Schüler waren die Besuche in Unternehmen wie ThyssenKrupp oder Airbus", sagt der 64-Jährige. In der Technischen Universität konnten seine Schüler dazu im Labor forschen und haben für ihren Unterricht etwa Roboter-Experimentierbausätze bekommen. "Wir hatten auch TU-Studenten zu Gast, die Schüler in Wahlpflichtkursen unterrichtet haben", sagt Sühl.

In den vergangenen Jahren sei die Zusammenarbeit aber schwieriger geworden. "Durch die Umstellung auf das Abitur nach acht Jahren haben Schüler und Lehrer weniger Zeit für solche Projekte", bedauert Otto Sühl. Seinen Posten als TU-zuständiger Lehrer übernimmt künftig sein Kollege Tim Buhrke. "Unsere Schüler haben viel Potenzial. Ein Drittel von ihnen wählt in der Oberstufe das Profil Physik. Das ist nicht selbstverständlich", weiß der 45-Jährige.

Genau da kann TU-Professor Timm-Giel ansetzen. "Wir wollen den Schülern zeigen, wo Technik den Menschen helfen und sogar Leben retten kann." Ein Beispiel dafür ist Hendrick Sieck (18). Er hat einen Roboter entwickelt, der sich mit Sensoren autonom durch ein Labyrinth manövrieren kann. "Der soll zum Beispiel nach Erdbeben einsturzgefährdete Häuser untersuchen", erklärt das Techniktalent.