Experten: Eltern müssen auf Kinder achtgeben

Viele Fälle landen bei der Staatsanwaltschaft, die schlimmsten vor Gericht. Aktuell sehen sich drei 15- und 16-Jährige dem Vorwurf der Kinderpornografie gegenüber, weil sie Nacktfotos einer 13-Jährigen über das Internet verbreitet haben. Die Gefahr ist größer, als viele Eltern meinen, so Experten.

Selbst Grundschüler bewegen sich heute wie selbstverständlich im Netz. Der Umgang mit sozialen Netzwerken wie Facebook und Chats scheint ihnen "kinderleicht", während viele Eltern sich anstrengen müssen, um ihnen folgen zu können. Der aktuelle Fall aus Glinde zeigt, dass junge Nutzer oft zu unbedarft sind. Eine Teenagerliebe endete übel, weil ein 15-Jähriger intime Fotos seiner Ex-Freundin (13) postete und so mit wenigen Klicks ihren Ruf zerstörte. Das Mädchen sah keine andere Chance, als die Schule zu wechseln.

Medienpädagoge Ansgar Büter-Menke (Kreisjugendring Stormarn) sieht den Fall als Beispiel dafür, "wie schnell pubertierende Jugendliche durch ihren 'Hunger nach Bestätigung' ihr Leben im grenzenlosen Experimentierraum Internet ins Chaos stürzen. Er hat beobachtet, dass sich viele Jugendliche pubertätsbedingt wenig Gedanken über mögliche Konsequenzen ihres Onlineverhaltens machen. Wie Wiebke Herrmann, Schulsozialarbeiterin an den Glinder Schulen im Stadtteil Wiesenfeld, setzt auch Büter-Menke auf vorbeugende Aufklärung. Das Thema Cybermobbing macht nur einen geringen Teil ihrer Arbeit aus, doch die Fälle - wenngleich meist in weniger extremen Formen - nehmen zu.

"Den Umgang mit vertraulichen Daten und Fotos zu lernen, ist in erster Linie Aufgabe des Elternhauses", stellt Wiebke Herrmann klar. "Die Schulen können die Familien dabei nur unterstützen. Und das tun sie auch in Fächern wie Informatik und Verbraucherbildung." Möglich seien zudem Projekte außerhalb des Unterrichts. "Wir planen beispielsweise für den Sommer eine pädagogische Konferenz gemeinsam mit Referenten des Offenen Kanals", erläutert die Schulsozialarbeiterin.

Bei den Eltern beobachte sie die gesamte Bandbreite von "Unkenntnis bis zur Verzweiflung": "Von Eltern, die selbst sehr sorglos mit ihren Daten in sozialen Netzwerken umgehen, über informierte Eltern bis zu denjenigen, die sich damit nicht auseinandersetzen wollen." Dabei sei es immens wichtig, mit den eigenen Kindern im Gespräch zu bleiben.