Axel Brauns: Bestsellerautor und Autist liest im Gutshaus aus seinem autobiografischen Roman

Eine Entwicklungsstörung kann man bei Bestsellerautor Axel Brauns heute nicht einmal mehr erahnen. Einer der etwa 50 Zuhörer, die am Donnerstagabend ins Gutshaus gekommen waren, um den 51-jährigen Autor live zu erleben, brachte es auf den Punkt: "Niemand von uns würde doch auf der Straße glauben, Sie seien ein Autist." Brauns nahm das als schönstes Kompliment, das man ihm machen könne. "Ich bin sogar einer der schweren Fälle. Denn als Kind habe ich kaum gesprochen."

In seinem ersten autobiografischen Roman "Buntschatten und Fledermäuse" ist seine Entwicklung vom "Trottelkind", wie er sich selbst bezeichnet, zum "Autisten auf hohem Funktionsniveau", wie die Ärzte ihn heute einordnen, zentrales Thema. "Die drei berühmtesten Naturwissenschaftler waren Trottel: Albert Einstein, Charles Darwin und Isaac Newton", stellte er fest.

Er las aus seinem Buch: "Ich verlor den Drang, meine Welt zu teilen, meine Sprache verarmte. Ich war mir selbst genug." Und sagte: "Früher war ich glücklich, dann habe ich sprechen gelernt." Er erzählte, wie seine Mutter dafür kämpfte, dass er eine reguläre Grundschule besuchen durfte und schließlich sogar aufs Gymnasium kam.

"Einen Kick bekam ich, als ich als 16-Jähriger in der Redaktion meiner Mutter begann, Kreuzworträtsel zu entwerfen: Ich musste das gar nicht erst nicht lernen, ich konnte es sofort", erzählte Brauns. "Die Kombination aus Geometrie und Wörtern lag mir. Außerdem verdiente ich mit 250 Mark wesentlich mehr, als meine Mitschüler an Taschengeld hatten." Später entdeckte er seine Vorliebe für Wörterbücher und erfand Witze.

Schwierig wurde es, als der Playboy ein humorvoll-erotisches Rätsel in Auftrag gab. "Das Gefühl dafür, womit man sich blamieren kann, war bei mir nicht besonders ausgeprägt", erzählte er. Für die Recherche kaufte er den aktuellen Playboy und verlangte eine Rechnung dafür auf den Namen "Frau Brauns, für meine Mutter - das war der Moment, wo der Verkäufer verstummte". Mit Anekdoten wie dieser gewann Brauns die Zuhörer mühelos und demonstrierte, dass er sich durch jahrelangen Sprechunterricht und öffentliche Auftritte für sein Buch mittlerweile auch auf Zwischentöne versteht. Maren Harder aus Reinbek, die schon für die Beratungsstelle für Autismus gearbeitet hat, stellte fest: "Es ist sehr wertvoll, dass Axel Brauns die Welt so authentisch als Autist schildern kann."