Preiswerter Wohnraum wird immer knapper - lange Wartelisten im Sozialamt

Menschen mit geringem Einkommen haben in Glinde immer größere Schwierigkeiten, eine günstige Mietwohnung zu bekommen. In der Stadt gibt es so gut wie keine preiswerten Unterkünfte mehr. Das könnte sich jedoch schon bald ändern. Denn laut Informationen unserer Zeitung gibt es im Rathaus bereits umfassende Pläne für ein größeres Bauprojekt an der Möllner Landstraße auf dem Gelände des sogenannten Gleisdreiecks an der Straße Zum Sportplatz. Etwa 175 Wohnungen sollen dort gebaut werden - ein bislang unbekannter Teil davon soll öffentlich geförderter Wohnraum werden.

Investor soll das Wohnungsunternehmen Semmelhaack sein, das derzeit bereits auf dem nahe gelegenen Gelände der ehemaligen Gärtnerei Diesing ein Projekt mit 54 Wohnungen plant; 30 Prozent davon sollen Sozialbauwohnungen werden. Hartmut Thede, Sprecher des Wohnungsunternehmens, stellte den Projektentwurf am Donnerstagabend den Mitgliedern des Bauausschusses in einer nicht-öffentlichen Sitzung vor, wollte sich gegenüber unserer Zeitung jedoch nicht äußern.

Bürgermeister Zug setzt auf Millionenprogramm des Landes

Auch Bürgermeister Rainhard Zug hält sich noch bedeckt: "Ja, es ist richtig, dass wir uns derzeit über das Thema öffentlich geförderter Wohnungsbau verständigen. Es gibt aber noch keine Entscheidung. Zunächst muss mit der Politik geklärt werden, ob sozialer Wohnungsbau gewollt ist und wo das möglich ist."

Generell aber habe die Stadt großen Bedarf an Sozialwohnungen. "Der Bestand an öffentlich geförderten Wohnungen ist seit Jahren kontinuierlich rückläufig. Jetzt aber haben wir das Problem, dass wir auch so gut wie keine städtischen Flächen mehr haben, die als Baufläche dienen können."

Ob der Bau auf dem anvisierten Gelände des einstigen Gleisdreiecks realisierbar ist, ließ der Bürgermeister offen. Laut Informationen soll sich das zwei Hektar große Areal im Besitz der AKN, einer Glinder Familie sowie der Stadt befinden.

Finanzielle Unterstützung erhofft sich Zug durch die "Offensive für bezahlbares Wohnen", die Innenminister Andreas Breitner vor einem Jahr ankündigte. Ende 2014 will das Land 50 Millionen Euro aus dem Wohnraumförderprogramm für den Bau von Sozialwohnungen ins Hamburger Umland fließen lassen. 450 öffentlich geförderte Wohnungen sollen laut Breitner damit gebaut werden - und das vor allem in Glinde, Reinbek, Ahrensburg, Norderstedt, Wedel, Pinneberg. Alles Städte, in denen die Mieten in den vergangenen Jahren nahezu genauso stark gestiegen sind wie in Hamburg.

Glinde verliert seit Jahren Belegungsrechte

Der Bau von Sozialwohnungen in Glinde ist wie in vielen Stormarner Kommunen in den vergangenen Jahren stark vernachlässigt worden. Zählte die Stadt in den 80er-Jahren noch rund 1700 Sozialwohnungen, sind es heute gerade noch 622. Tendenz: weiter sinkend. Bei 402 der Wohnungen läuft in vier Jahren die Mietpreisbindung aus, die Bewohner müssen mit steigenden Mieten rechnen. Und bereits im Juli dieses Jahres verliert die Stadt das Mitspracherecht bei der Belegung. Das bedeutet: Die Vermieter können sich ihre Mieter selbst aussuchen. Sozial benachteiligte Menschen, die keine Chance auf dem freien Wohnungsmarkt haben, werden noch größere Probleme bekommen, eine bezahlbare Bleibe zu finden.

Aktuell stehen 364 Glinder beim Sozialamt der Stadt auf der Warteliste für eine Sozialwohnung. Seit Jahren ist die Zahl anhaltend hoch. Im Vergleich zu Januar 2013, damals waren 340, ist sie sogar weiter gestiegen.