Wirtschaft: Glinder Unternehmen sorgt weltweit für Sicherheit in Tanklagern

Es sieht ein bisschen aus wie ein Schuhkarton mit einer Lampe, deren Farbe zwischen Rot und Grün wechselt: das Erdungstestgerät EKX-4 der Glinder Firma Timm Elektronik mit Sitz an der Humboldtstraße. Doch dieses unscheinbare Gerät kann Leben retten: Seit 50 Jahren ist das Unternehmen mit heute 16 Mitarbeitern darauf spezialisiert, Geräte zu entwickeln und zu produzieren, die Explosionen in Tanklagern verhindern. In seiner Branche hat es sich zum weltweiten Marktführer gemausert. "Unsere Geräte sind quasi die 'Tempo-Taschentücher' unserer Nische", erklärt Dr. Thomas Overbeck, seit 2010 Geschäftsführer und Inhaber von Timm Elektronik.

"Vielen Verbrauchern ist nicht bewusst, dass Kraftstoffe und Heizöl auch irgendwie von den Raffinerien zu ihnen kommen müssen", erläutert Overbeck. Diese brennbaren Flüssigkeiten werden in Tanklagern, beispielsweise auf dem Grasbrook oder in Wilhelmsburg, zwischengelagert. Da dort Unbefugte jedoch keinen Zugang haben, werden sie von den Endverbrauchern kaum wahrgenommen.

Überall, wo brennbare Flüssigkeiten mit viel Druck und hoher Geschwindigkeit durch Rohre gepresst werden, steigt jedoch das Explosionsrisiko. "Denn durch die Reibung der Kohlenwasserstoff-Moleküle aneinander, kommt es zu einer elektrostatischen Aufladung", erläutert Overbeck. "Wie wenn man einen Wollpullover und Gummisohlen trägt: Reiben sich die Ärmel am Pulli, kann es passieren, dass beim Berühren der Türklinke ein Funke überspringt." Das darf in einem Tanklager mit brennbaren Flüssigkeiten oder gar flüchtigen Gasen natürlich auf keinen Fall passieren.

Die Zuverlässigkeit des Gerätes und somit Sicherheit ist oberstes Gebot. Deshalb müssen die Mitarbeiter mit größter Sorgfalt arbeiten, Hektik gibt es im Betrieb nicht. Das Ausgangsmaterial muss zertifiziert sein. Jeder Produktionsschritt, jede Kontrolle wird dokumentiert. Etwa 2000 Euro kostet so ein Hightech-Gerät, an jeder Abfüllstation wird es gebraucht. In der Regel haben Erdungsgeräte von Timm Elektronik eine Lebensdauer von 25 Jahren. Der Jahresumsatz des Unternehmens liegt bei mehreren Millionen Euro.

Doch trotz der Aufträge aus aller Welt ist der Markt für die Geräte begrenzt. Deshalb entwickelt Timm Elektronik mit dem wachsenden Bedarf an Sicherheit neue Geräte. Neben weiteren Erdungstestgeräten für andere Beladungsarten gehören auch elektronische Zugangsterminals zu den Tanklagern zur Produktpalette.

Um sich neue Märkte zu erschließen, erforscht das Glinder Unternehmen aktuell die Wirkung von Schiffserdungen. Denn auch Tankschiffe müssen geerdet werden. Grund: Ähnlich wie in einer Batterie fließen auch zwischen Schiffsrumpf und Spundwand im Wasser Ladungen. Wie bei einer Autobatterie kann kurzzeitig ein sehr hoher Strom fließen, den man bei den größeren Oberflächen und bei brennbaren Flüssigkeiten nicht vernachlässigen kann

"Wir bieten schon seit Jahren Schiffserdungen an", sagt Overbeck. Nur konnten bisher ihre Wechselwirkungen nie wissenschaftlich nachgewiesen werden. Deshalb fehlen Timm Elektronik gerade für die Absatzmärkte außerhalb Europas die schlagenden Verkaufsargumente. Aus diesem Grund investieren die Glinder jetzt über eine Million Euro in die Erforschung der Hintergründe. Mitte 2015 soll der neue Prototyp fertig sein - eine neue Kiste mit einer roten Lampe, die auf Grün wechselt, wenn das Schiff geerdet ist.