Glinde. Ein neuer Steuermann hat in der Spinosa das Ruder übernommen und ist in dieser Woche in See gestochen. Ingo Schmaal heißt der Mann, der die Kinder- und Jugendeinrichtung am Schlehenweg 1a nach der Zwangspause wieder auf Kurs bringen soll. Er will länger bleiben als sein Vorgänger.

Der vorherige Leiter , Christian Potschien, hatte wegen eines anderen beruflichen Angebotes nach kurzer Zeit gekündigt, die Spinosa schließlich nur drei Monate lang geleitet. Sein Nachfolger freut sich über seinen Gestaltungsspielraum. "Ein eigenes Haus, das ist schon was", sagt der 35-jährige Lübecker, der bislang in der Drogenhilfe arbeitete, Seminare zum Thema Sucht für Abhängige, Mitarbeiter von Sozialämtern und Justizvollzugsbeamte sowie Schulklassen gab. Zuletzt half er behinderten Menschen dabei, ihren Alltag zu bewältigen, kümmerte sich bei dem Verein VIA in Bergedorf um ihre Post und unterstützte sie beim Umgang mit Behörden. Mit jungen Leuten arbeitete er bei den Pfadfindern und während seines Zivildienstes in einem Heim für verhaltensauffällige Kinder.

In seiner neuen Wirkungsstätte wurde der studierte Sozialwissenschaftler und anerkannte Kindertagespfleger gleich von ein paar Stammbesuchern in Empfang genommen, die schon vor dem Gebäude auf die Wiedereröffnung warteten.

Fast drei Monate lang war die Spinosa geschlossen gewesen. Die zwei nach Potschiens Kündigung übrig gebliebenen Mitarbeiter waren gleich nach dessen Weggang erkrankt. Bis heute sind sie nicht wieder an ihre Arbeitsstätte zurückgekehrt. Ein vertrautes Gesicht erwartet die jungen Besucher jedoch: Isabel Andrade war ein Jahr lang Honorarkraft in der Spinosa. Jetzt ist sie befristet angestellt und nach wie vor für das Kinderprogramm zuständig, spielt, bastelt, malt, kocht und backt mit den Sechs- bis Zwölfjährigen. "Drei Monate - das ist für Kinder eine lange Zeit", sagt die 20-Jährige. Die Kinder erzählten ihr jetzt, was sie mittlerweile alles erlebt hätten.

Noch 1,5 Honorarkräfte sollen - solange die Erkrankung der beiden festen Mitarbeiter andauert - eingestellt werden, berichtet Bernd Mahns, Leiter des Amts für Bürgerservice. Derzeit ist die Verwaltung jedoch noch auf der Suche nach Bewerbern. Wann das provisorische Spinosa-Team komplett sein wird, ist deshalb noch nicht absehbar.

Nach drei Monaten des Stillstandes hätten zwar viele Kinder und Jugendliche die Spinosa nicht mehr auf dem Zettel, meint Schmaal. Er ist aber sicher, dass sich das schnell wieder ändern wird. Er habe einige Ideen, die er in den kommenden Monaten umsetzen will. Neben Sportangeboten für Jugendliche möchte er einen Musikraum einrichten. Mit leichten baulichen Veränderungen sei das in der Spinosa möglich.

"Musik ist wichtig für Jugendliche", sagt Schmaal. Mit ihr könnten sie sich selbst einbringen und Kinder, die von Haus aus nicht den Zugang zu Instrumenten haben, hätten die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Der 35-Jährige spielt selbst Gitarre, Schlagzeug und Bass, macht mit seiner neu gegründeten Band, die noch keinen Namen hat, 70er-Jahre-Rockmusik. Musikalisch soll es auch mit Altbewährtem in der Spinosa weitergehen: In diesem Jahr wird es eine Neuauflage des Talentwettbewerbs "New Voices" geben. Das hat sich das kleine, neue Spinosa-Team fest vorgenommen.