Reinbek/Wentorf. Die Aufstellung der Hitzeaktionspläne verlaufe zu langsam, kritisiert der Seniorenbeirat in Reinbek. Die Stadt soll nun handeln.

Hitzewellen mit andauernd hohen Temperaturen sind anstrengend. Für Kleinkinder, Schwangere und Senioren sowie für Erkrankte aber können sie lebensgefährlich werden. Deshalb ist das Bundesgesundheitsministerium seit Juli 2023 dabei, Hitzeaktionspläne aufzustellen und reagiert damit auf den Klimawandel und steigende Temperaturen. Den örtlichen Seniorenbeiräten geht die Umsetzung jedoch zu langsam.

„Das dauert ewig“, moniert Dr. Heinz Dieter Weigert, Vize des Seniorenbeirates in Reinbek und außerdem Mitglied des Landesseniorenbeirats Schleswig-Holstein. „Wir wollen das beschleunigen, deshalb stellen wir im Reinbeker Umweltausschuss einen Antrag“, erklärt Michael Hölzel, Vorsitzender des Beirates in Reinbek.

Klimawandel: Senioren fordern besseren Schutz vor Hitze

Hitzeaktions- oder auch Hitzereaktionspläne zielen vor allem auch darauf ab, besonders diejenigen zu schützen, die sich allein nicht helfen können. Das Robert-Koch-Institut berichtete aus den Kalenderwochen 15 bis 28 im Jahr 2023 von rund 1510 Sterbefällen durch Hitze bundesweit. 880 der Betroffenen war älter als 85 Jahre alt. Und der Klimawandel mit seinen zunehmenden Hitzeperioden mache auch vor Reinbek nicht halt, so der Seniorenbeirat.

Michael Hölzel ist der Vorsitzende des Reinbeker Seniorenbeirates.
Michael Hölzel ist der Vorsitzende des Reinbeker Seniorenbeirates. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Die Forderungen der Senioren sind zunächst ganz praktisch: Vor dem Rathaus, am S-Bahnhof, auf den Marktplätzen, vor Supermärkten und vor dem Schloss sollen Wasserspender oder Trinkwasserbehälter aufgestellt werden. „Vor dem Bergedorfer Schloss gibt es das schon“, lobt Weigelt.

Hamburg hat bereits 47 öffentliche Trinkwasserspender

In Hamburg gebe es bereits 47 Trinkwasserspender. Für Wasserspender gebe es auch Fördermittel vom Bund und von der EU. Denn dass die Kommunen Trinkwasser öffentlich zugänglich machen müssen, ist bereits seit August 2022 beschlossen, wie Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) damals verkündete.

Wasserspender wie diesen in Hamburg Wilhelmsburg wünscht sich der Seniorenbeirat auch an zentralen Orten in Reinbek.
Wasserspender wie diesen in Hamburg Wilhelmsburg wünscht sich der Seniorenbeirat auch an zentralen Orten in Reinbek. © HamburgWasser | Joerg Boethling

Außerdem finden die Seniorenpolitiker eine Idee aus den Niederlanden empfehlenswert: schwerpunktmäßig Sonnencreme auszugeben. „Warum sollte das nicht auch bei uns funktionieren?“, fragt Heinz-Dieter Weigert, selbst Mediziner.

Ausreichend kühle Rückzugsräume notwendig

Zudem verlangt der Seniorenbeirat dafür zu sorgen, dass es ausreichend kühle Rückzugsräume in der Stadt gibt. „Denn es ist auch einmal damit zu rechnen, dass eine größere Zahl von Menschen einen Kreislaufkollaps erleidet“, sagt der Vize des Seniorenbeirats. Bei Baumaßnahmen seien allgemein Schattenplätze mit einzuplanen.

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Eine weitere Forderung betrifft die Gefahren und Risiken, die mit den Hitzeperioden einhergehen: Über diese habe auch die Stadt Reinbek sowohl in den Sozialen Medien als auch mit Flyern beispielsweise in Arztpraxen oder Apotheken aufzuklären. Die Politiker des Umweltausschusses treffen sich am Donnerstag, 30. Mai, um 19.30 Uhr zunächst zu einem Ortstermin an der Kehre der Bogenstraße. Danach wird die Sitzung im Rathaus (Hamburger Straße 5-7) fortgesetzt.

Auch Wentorfer Seniorenbeirat fordert besseren Hitzeschutz

Auch der Seniorenbeirat Wentorf hat während der Bürgerbeteiligung für die Neugestaltung des Casinoparks, des zentralen Platzes am gleichnamigen Einkaufszentrums, darauf hingewiesen, dass die Gemeinde für Zugang zu Trinkwasser und für Schatten sorgen muss: Die stellvertretende Vorsitzende des neuen Seniorenbeirats, Sabine Rieper, machte den Landschaftsarchitekten Andreas Werning darauf aufmerksam, dass auch die Bedürfnisse der älteren Generation bei der Neugestaltung berücksichtigt werden müssen.

„40 Prozent der Wentorfer Bevölkerung sind älter als 65 Jahre“, bekräftigte sie. „Deshalb brauchen wir einen Trinkwasserzugang im öffentlichen Raum und Sitzgelegenheiten. Außerdem auch Schutz vor der zunehmenden Hitze. Dazu ist die Gemeinde verpflichtet.“ Diese Aspekte seien aber für alle vulnerablen Gruppen wichtig, auch für Kinder oder Menschen mit Handicap, betonte sie.