Trittau. Besucher erfuhren viel zu laufenden und künftigen Projekten. Warum es dabei einiges zu lachen gab und welcher Sportler geehrt wurde.

Kein Chor und keine Heimatlieder, dafür Rock und Pop mit der Band Save: Der musikalische Auftakt zum Neujahrsempfang der Gemeinde Trittau war deutlich schwungvoller als sonst. Statt in der traditionsreichen Wassermühle fand das Treffen erstmals im Forum des Gymnasiums statt. Der Grund war die Pndemielage, aber auch sonst entpuppte sich der Wechsel als gute Idee. Denn die Kapazitäten der Wassermühle hätten dem Ansturm vermutlich nicht standgehalten.

Bürgermeister Oliver Mesch freute sich über die unerwartet hohe Zahl der Besucher, hegte aber auch die Befürchtung, beim Essen könnten einige zu kurz kommen. Er sagte: „Wir haben einen kleinen Imbiss vorbereitet, es sind aber mehr gekommen, als wir erwartet haben. (Pause) Ich glaube, ich werde nachher zu Hause essen, und hoffe, dass es für alle reicht.“ Seine Bemerkung sorgte für Gelächter im Publikum. Und das war bei Weitem nicht der einzige Anlass für Heiterkeit an diesem Abend.

Denn der Vortrag, den Bürgervorsteherin Ulrike Lorenzen (CDU) und Bürgermeister Oliver Mesch vorbereitet hatten, bot für die beiden einige Fallstricke, wie sich später zeigen sollte. Wie in den Jahren zuvor begrüßte das Duo die Besucher gemeinsam.

Unter den Gästen waren unter anderen Nina Scheer (SPD), Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Stormarn-Süd/Herzogtum Lauenburg, der Landtagsabgeordnete Tobias Koch (CDU) und Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU). Aus Mecklenburg-Vorpommern waren Arne Schlien, Bürgermeister der Partnerstadt Gadebusch, sowie weitere Vertreter angereist.

Neujahrsempfang: Bürgermeister ruft zu Kooperation auf

Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch (l.) und der Bürgermeister der Partnerstadt Gadebusch, Arne Schlien.
Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch (l.) und der Bürgermeister der Partnerstadt Gadebusch, Arne Schlien. © Elvira Nickmann

„Erst am Ende eines Jahres weiß man, wie sein Anfang war.“ Gemäß dieses Nietzsche-Zitats „wollen wir den Abend nutzen, um Rückschau auf das vergangene Jahr in Trittau zu halten“, so Mesch. „Und wir wollen einen Ausblick geben, auf das, was da kommt.“ Der Vortrag stand unter dem Motto „Veränderung“. Ein Begriff, der laut Mesch bei vielen Menschen negative Gefühle hervorrufe.

Er sagte: „Mehr denn je löst Neues, lösen Veränderungen Ängste aus. Dabei sind Veränderungen unausweichlich und notwendig, wenn wir uns weiterentwickeln wollen.“ Herausforderungen wie die Klimakrise, Corona, Krieg und Migration könnten nur durch Kooperation, Zusammenhalt und die Entwicklung eines Gemeinschaftsgefühls bewältigt werden.

Alles Punkte, die bei Trittauer Ausschusssitzungen allzu leicht in Vergessenheit geraten können. Insofern konnte Meschs Aussage auch als ein Appell an die politischen Gremien verstanden werden.

Zu den Aufgaben, die die Gemeinde 2022 bewältigt habe, zählte Lorenzen die Unterbringung der ukrainischen Geflüchteten. 218 seien es im Amt Trittau, 132 Geflüchtete aus anderen Ländern kämen hinzu. Wie einst Merkel zeigte sich auch Mesch überzeugt: „Wir schaffen das“, sagte er.

Aber dazu sei mehr Unterstützung von Land und Bund erforderlich, konkret mehr Geld, weniger Bürokratie „und statt hemmender Vorschriften viel mehr Beinfreiheit“, ein Anliegen, das auch an die Adresse von Scheer und Koch gerichtet war.

Weihnachtsbaum ohne Beleuchtung sorgte für Kritik

Fröhliche Runde: V. l.: Gerd und Waltraud Hoffmann, Jörg Dieter und Erna Schmidt sowie Klaus Loss. Alle sind beim Verein Kino+ aktiv.
Fröhliche Runde: V. l.: Gerd und Waltraud Hoffmann, Jörg Dieter und Erna Schmidt sowie Klaus Loss. Alle sind beim Verein Kino+ aktiv. © Elvira Nickmann

Dass sich Bürokratie manchmal sogar in der Benennung spiegelt, dafür hatte Lorenzen ein Beispiel parat: die Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung, ganze 56 Buchstaben habe das Wortungetüm. Die Verordnung sei der Grund, dass die Gemeinde nur noch bis zu einer Raumtemperatur von 19 Grad heize, das Warmwasser abgestellt und die Straßenbeleuchtungszeiten reduziert habe.

Der Bürgermeister hob hervor, dass ausgerechnet der geschmückte Weihnachtsbaum auf dem Europaplatz, der als einziger von dreien nicht beleuchtet und deswegen in den sozialen Medien für viel Kritik gesorgt hatte, ein gern genutztes Fotomotiv bei Instagram war.

Gute Fortschritte mache der Ausbau der Schulstraße und auch die Sanierung der Otto-Hahn- und der Bunsenstraße werde bald abgeschlossen sein. Der Bau der neuen Kita liege ebenfalls im Zeitplan. Beim Namen habe Harry Potter eine Rolle gespielt: „Zauberwinkel“. Erwähnt wurde auch das Gelbe Haus, die neue nachschulische Betreuung, die vorerst noch in Containern untergebracht ist.

Beim Thema Umstufungsverfahren der Gemeindestraßen, ein Prozess, der noch auf dem Prüfstand steht, setzte Lorenzen zu einer Erläuterung an, doch die Fernbedienung, mit der die Präsentation gesteuert wurde, spielte nicht mit und der Vortrag geriet ins stocken. Ratlosigkeit beim Bürgermeister. „Woran das liegt, weiß ich auch nicht, aber mein Vater war Elektriker“, sagte Mesch. Die Gäste schmunzelten und kurze Zeit später funktionierte alles wieder.

Eine Normenkontrollklage verzögert Bebauungsplan

Das kostspieligste Projekt der Gemeinde sei der Umbau der Dreifeld-Tennishalle zu einer Sporthalle mit Mehrzweckfunktion. Die Kosten würden mit 8,2 Millionen Euro beziffert. Raunen in den Reihen der Zuhörer.

Teuer, zugegeben, aber die Ansprüche seien nach der ersten Kostenschätzung von mehr als 12 Millionen Euro bereits reduziert worden. Solche Kosten werden unter anderem mit den Gewerbesteuereinnahmen finanziert. In dem neuen Gewerbegebiet an der B 404 sollen sich bald die ersten Firmen ansiedeln.

Doch es gab nicht nur Positives zu berichten: Durch den B-Plan 35b sollten 350 Wohneinheiten geschaffen werden. Doch weil im letzten Moment eine Normenkontrollklage eingereicht wurde, liegt er zurzeit auf Eis. „Das ist bitter, weil hier vor allem der so dringend benötigte Wohnraum entstehen soll“, sagte Lorenzen. Gut hingegen bewerteten die beiden Redner hingegen das ehrenamtliche Engagement in der Gemeinde. Beispiel Feuerwehr. Sie bewältigte im vorigen, „einem historischen Einsatzjahr“ 218 Einsätze, so viele wie nie zuvor.

Am Ende der Rede stand viel Gelächter und Applaus

„Sportler des Jahres“ Herbert Schönbeck bei seiner Dankesrede. Angesichts der Herausforderungen unserer Zeit wünsche er allen Hoffnung – „das ist das Wichtigste“.
„Sportler des Jahres“ Herbert Schönbeck bei seiner Dankesrede. Angesichts der Herausforderungen unserer Zeit wünsche er allen Hoffnung – „das ist das Wichtigste“. © Elvira Nickmann

Als Mesch und Lorenzen die Anwesenden aufriefen, zur Kommunalwahl zu gehen, wurde sie durch Gelächter im Publikum irritiert. Der Grund: Auf der Leinwandpräsentation war als Wahltag der 14. Mai 2022 angegeben. „Da haben Sie ja gut aufgepasst“, meinte Mesch. Kurze Zeit später enthüllte eine Folie verfrüht, wen die Bürgerstiftung im Anschluss als „Sportler des Jahres“ auszeichnen wollte: „Da hat sich wohl etwas verselbstständigt“, kommentierte Mesch die Panne.

Einen weiteren Grund zur Belustigung hatten die Zuhörer ausgerechnet beim letzten Satz des Vortrags, den Mesch und Lorenzen gemeinsam vortrugen. Zuerst ein bisschen unkoordiniert, bis sie schließlich ins Stocken gerieten und abbrechen mussten. Doch beim zweiten Anlauf klappte es. Als sie „Wir wünschen Ihnen ein gutes, gesundes Jahr 2023“ fehlerfrei herausgebracht hatten, spendete das Publikum großen Applaus.

Bei der anschließenden Sportlerehrung stand Herbert Schönbeck bei der Entgegennahme der Urkunde die Rührung ins Gesicht geschrieben. Die Laudatio hielt Bernd Geisler vom Stiftungsvorstand. Danach ging es zum gemütlichen Teil über. Nina Scheer nutzte die Gelegenheit zu einem kleinen Austausch mit dem Bürgermeister.

Den Vortrag beurteilte sie als „gelungen und lebhaft, sehr informativ in überschaubarer, konzentrierter Form“. Begeistert zeigte sie sich von der Musik der Band und bescheinigte ihr eine beeindruckende Professionalität, mit der sie das Stimmungsbild bereichert habe. Und weil es ihr so gefallen hatte, sprach sie den Musikern persönlich ihren Dank aus.

Jugendbeiratswahl ist vor Kommunalwahl geplant

Einer der jüngeren Gäste und politisch sehr aktiv: Elias Geercken vom Jugendbeirat Trittau.
Einer der jüngeren Gäste und politisch sehr aktiv: Elias Geercken vom Jugendbeirat Trittau. © Elvira Nickmann

Einer der wenigen jüngeren Gäste war der Initiator des Jugendbeirats, Elias Geercken. Er zeigte sich ein wenig enttäuscht, dass der Jugendbeirat in der Rede keine Erwähnung fand. Es gebe schon einen internen Wahltermin, der müsse aber noch mit dem Wahlleiter abgeklärt werden. Er gehe davon aus, dass die Wahl des neuen Jugendbeirats noch vor der Kommunalwahl stattfinden werde. Waltraut Hoffmann, die mit ihrem Mann Gerd gekommen war, lobte den Vortrag als sehr gut.

„Wenn man sich zu den einzelnen Themen mehr Hintergrundwissen aneignen will, kann man sich ja in der Zeitung kundig machen“, sagte sie. Ihrem Mann gefiel besonders der gemeinsame Auftritt von Mesch und Lorenzen. Die kleinen Schnitzer bei einer Liveveranstaltung trügen zu einer aufgelockerten Atmosphäre bei, meinten beide.

Arne Schlien, Bürgermeister von Gadebusch, unterhielt sich angeregt mit Oliver Mesch. „Hier ist es schöner als in der Wassermühle, dort war es sehr eng“, fand er. Für den Abend hätten drei Termine zur Auswahl gestanden, doch er habe der Partnergemeinde den Vorrang gegeben. Statt eines Neujahrsempfangs sei in Gadebusch erst Ende März/Anfang April ein Empfang geplant.

Wenn es nicht so früh dunkel werde, bestehe weniger „Nachhausedruck“ und man könne draußen feiern, was ein Vorteil in der Corona-Situation sei. „Wir machen das auch mit einer Rede, aber die Idee mit einer Präsentation finde ich auch gut.“ Für die 800-Jahr-Feier der Stadt 2025 hat Schlien bereits einen Wunsch: „Ich hoffe, dass die Trittauer Feuerwehrkapelle dann bei uns spielt.“